weihnachten hat für mich schon so lange ich mich erinnern kann etwas beklemmendes, feindliches. einige jahre habe ich versucht, aktiv dagegen anzugehen und wir haben in der wg ein essen veranstaltet und all die menschen eingeladen, die irgendwie auch gestrandet und mehr oder weniger verloren waren. wir haben sehr aufwendig essen gekocht, uns gestritten und am ende waren alle betrunken. ich habe es geliebt. heute abend hat mich der post von frau fragmente daran erinnert, dass menschen diese zeit als zeit und länger als einen abend wirklich geniessen können. und ich dachte, wie schön das ist und wie fremd für mich. und zugleich ist das alles gerade sowieso so weit weg, dass ich ein bisschen irritiert beim lesen ihres textes war. es erschien mir verrückt, dass das auch eine realität sein kann.
ed. hat mich heute in tel aviv besucht. wir sind mit der neu eröffneten light rail erst nach petah tikva gefahren, dann von petah tikva nach bat yam. zwischen beiden endstationen sind es 51 minuten. wenn man in tel aviv einsteigt, dann sind das wahnsinnig beindruckende, futuristische, großzügige stationen im untergrund und alles ist ein bisschen aufregend. wenn man an den jeweiligen endstationen aussteigt, ist man im irgendwo mit schmalen bahnsteigen, zwischen befahrenen straßen und kann sich nicht einmal einen kaffee kaufen.
kurz nach 1 (!!) gibt es alarm. wir hatten gerade die grenze zwischen yaffa und bat yam überfahren, die straßenbahn hält, die menschen laufen zu sheltern oder um sich anderweitig in sicherheit zu bringen. es ist wahnsinnig laut und wir können den waggon nicht verlassen. weil ed. ein bisschen zu alt ist, um überhaupt zu rennen und weil ed. auch zu cool ist, um beunruhigt zu sein. also bleiben wir sitzen, entfernen uns nur etwas von den scheiben, was vermutlich keinen unterschied machen würden, wenn es einen treffer gibt. aber irgendetwas will man vermutlich einfach gemacht haben. ich siehe wie der iron dome die raketen abwehrt. dann ist es still, zeit vergeht, die meisten kommen zurück und wir fahren weiter.
wir sprechen nicht noch einmal darüber und werden in den nächsten stunden immer wieder sagen, was für einen phantastisch schönen tag wir hatten. nur ich bin nach unserem essen in yaffa plötzlich todmüde.
es scheint nicht gut zu laufen mit verhandlungen um weitere freilassungen von geiseln, die verzweiflung wird immer größer. man denkt immer, dass sie doch schon so groß und schmerzhaft ist, und dann wird sie immer noch größer. jeden tag. und es gibt immer weniger worte dafür.