schon wieder will ich seit tagen schreiben, sammle gedanken und links und hinweise auf ereignetes. aber seit tagen gibt es auch wieder einmal eine bleierne müdigkeit und sowieso den versuch, ordnung zu halten in der zeit und das heißt vieles, im besonderen den versuch, meine arbeit als eine struktur zu nehmen, wieder zu nehmen eher und mehr als in den letzten 19 monaten. aber es ist schwer, anderes schwer, weil es gar nicht so gut funktioniert, etwas zu machen, was ich in der form zwar richtig und wichtig und das allerbeste für mich finde, aber im inhalt mich noch nicht überzeugt bin. ich denke dann immer, der ausweg und plan soll sein, das wirklich als job zu sehen, als meine arbeit zu bestimmten zeiten und nicht mehr als eine obsession oder als etwas, dessen fragen ich unbedingt lösen und klären muss. ich habe angst, dass ich darin gar nicht mal so gut sein könnte. und ein bisschen vielleicht auch, dass ich mich langweilen werde. und dann ist da das zwanghaft bewusste wissen, dass ich einen (für mich) besseren job nicht finden kann und jetzt gefälligst sofort mal glücklich zu sein habe. regeln also, grenzen, arbeits- und freizeit. und dann frage ich mich leider doch zu oft, was dieses beharren auf freie zeit denn soll, wenn ich die dann vor allem zum serien gucken nutzte und nicht zum bloggen vielleicht. ich sollte endlich dahin kommen, jeden tag ein bisschen zu schreiben und habe ich doch zu j. letztens gesagt, dass es mir gut täte. aber damit kann ich doch nicht gemeint haben, dass ich tagelang daran denke, mich schäme und/oder ärgere, dass ich es nicht hinkriege und dann doch alles auf einmal.
naja.
in meiner freien zeit auf einen flohmarkt gegangen, hier nicht weit weg, auf dem kranoldplatz und es war die art flohmarkt, die ich mag mit vielen vielen klamotten und ein bisschen kaffee und gutes essen an ständen aber dann war alles voll mit hipstern und palitüchern und ich war wie gelähmt vor ekel und ein bisschen auch vor entsetzen ob dieser normalität. ein paar tage später dann in der kunstbibliothek eine junge frau mit eindeutigen aufklebern auf ihrem rechner und als ich gestern nacht k. davon erzählen wollte, wusste er schon bei der nennung des ortes was gleich kommen wird. irritierender moment von verbundenheit nach so vielen momenten von nicht-verbundenheit. als ich vor ein paar tagen zum beispiel die s-bahn verlasse und sehe, dass es gerade wieder alarm in tel aviv gibt und m. schreibe, die sofort antwortet und ich ihre müdigkeit und verletztlichkeit durch die entfernung sofort merke, während um mich herum alle in anderen realitäten sind. jmd. schrieb mir gestern in einer längeren nachricht, wie es sich anfühlt, nach mehr als einem halben jahr wieder in der eigenen wohnung in israel zurück zu sein, wie erschrocken sie ist, weil alle um sie noch so viel gebrochener, müder, verzweifelter, ratloser, verlorener sind und wie sie nichts findet, woran sie sich festhalten kann. ich habe einen flug gebucht, aber der ist erst im september und deshalb gilt es irgendwie noch nicht. und wenn ich ihre und einige andere nachrichten und dinge so lese, dann habe ich ein bisschen angst, was es ist, wohin ich zurückgehen werde. es ist zu lang. zu viel zeit. aber nach wie vor gibt es kaum airlines die fliegen und ich kann mich nicht dazu bringen, so krass viel geld zu bezahlen. was irgendwie auch komisch ist. weil was solls. vielleicht habe ich aber auch auch bisschen angst, was es mit mir macht, wenn ich nur eine woche da bin und vor der intensität und den vielen emotionen des ankommens und des gehens. m. fliegt in zwei wochen für ein paar tage aus arbeitsgründen und ich wusste nicht dass neid etwas ist, dass körperliche schmerzen in meinem inneren macht.
a. foto bebildert einen artikel im spiegel, in dem es um den film ging, in dem er spielt und so etwas ist eine sehr merkwürdige sache und aber auch schön und ziemlich lustig. auch wenn ich niemanden gefunden habe, der:die auch darüber lacht. das jahrbuch ist fertig, aber noch nicht als gedruckte version dar. ich habe zwei seiten text vom kleinen buch, die ich vor kurzem (innerlich) als das ende der schreibblockade gefeiert habe, ersatzlos gestrichen und durch zwei neue, nun leicht geschriebene ersetzt und wie bei allen anderen büchern und texten auch muss man sich eben in der geduld üben, die die gedanken ordnet, die immer als einzelne sätze aufzuschreiben sind, nicht als das gewirr. wie immer kann ich nur hoffen, dass die erfahrung mal lernt, das empfinden zu bestimmen.
schon ende mai ist die synagoge in graz angegriffen worden; jemand schmieß einen gegenstand auf das gebäude und beschädigte den eingang. am gleichen wochenende, aber am samstag, zog in bern ein gewaltbereiter mob aus 2.000 personen vom bahnhofsvorplatz in richtung der synagoge; die polizei konnte sie erst rund 20 meter vor dem komplex aufhalten und nur unter einsatz von wasserwerfern und tränengas. ein paar tage später bringt ein streetartist namens laika in rom ein großes murial an einer hauswand an, das netanyahu und hitler küssend zeigt; er:sie nennt es ‘the Final Solution’. und noch ein paar tage später werden in paris zwei synagogen und das holocaust-mahnmal großflächig mit grüner farbe beschmiert. der stadtrat von barcelona beschloss, die institutionellen beziehungen zu israel abzubrechen und ein 1998 geschlossenen freundschaftsabkommen mit Tel Aviv-Yafo auszusetzen. das kanadische tanzstudio 303 streicht seine gaga-style-kurse; eine tanzmethode, die von dem israelischen choreografen ohad naharin entwickelt wurde. das studie schließt sich damit 15 weiteren tanzgruppen aus den usa und kanada an, die einem bds-aufruf zum boykott folgen. in frankfurt bestetzen ende mai rund 20 sogenannte pro-palästina-demonstrant:innen den eingang der frankfurter allgemeinen zeitung, um von ihr ein propalästinensisches statement zu fordern. dort entschloss man sich aber lieber, die polizei zu rufen. in boulder/colorado greift ein mann mit einem selbstgebauten flammernwerfer und molotow-cocktails eine kleine demonstration an, die an die geiseln der hamas erinnert. er verletzt sechs menschen zum teil schwer, unter ihnen eine holocaustüberlebende. in einem podcast spricht einer der gäste darüber, dass die demonstrierenden sich jede woche treffen, eine kleine gruppe etwas älterer menschen und wie sehr sich diese proteste von den großen demonstrationen in new york oder washington unterscheiden, wie isoliert sie sind und wie stetig und konsequent gleichzeitig in ihrem erscheinen. das stadtratsmitglied taishya adams verweigert kurz darauf ihre unterschrift unter einem gemeinsamen brief der abgeordneten, weil darin von antisemitismus die rede ist, während es dem täter doch darum gegangen sei, den zionismus zu beenden. lufthansa hat angekündigt, bis 22. juni den flugverkehr nicht wieder aufzunehmen, ryanair bis ende juli. greta thunberg und der schauspieler liam cunningham haben sich mit anderen in einem boot der freedom flotila auf den weg gemacht, durch die israelische blockade von gaza zu brechen. heute nacht gelang es der idf, die sterblichen überreste von Judy Weinstein und Gad Haggai zurück nach israel zu bringen. auch heute ist Yonatan Samerano 23 jahre alt geworden. sein zweiter geburtstag in der gewalt der hamas. vor ein paar tagen sind die zwillinge von David Cunio – Emma und Yuli – vier jahre alt geworden; ihr zweiter geburtstag ohne ihren vater. schon am 21. mai starb Tamar Kutz, deren sohn Aviv gemeinsam mit seiner frau Livnat und den kindern Rotem (18), Yonathan (16) und Iftach (14) am 7. oktober in kfar aza von terroristen mit kopfschüssen hingerichtet wurden.
in deutschland hat die bundesregierung beschlossen, das amt des beauftragten für den kampf gegen antiziganismus nicht neu zu besetzen.