dritter vierter fünfter anlauf für einen eintrag. meine gedanken sind müde irgendwie. langsam. wabbernd, alles ist ein wenig sehr dichter nebel im kopf. ich schlafe ein bisschen mehr, aber die wohnung ist sehr laut und das macht mein empfindliches sowiesoschonsein noch schwieriger., ich bin noch gereizter, noch empfindlicher. jeden tage gehe ich zu den kundgebungen an begin rd., das zeltlager ist groß jetzt. gestern hat Einav Zangauker kurz gesprochen, sie sieht so müde aus, so ernst, so zerbrechlich. ich denke, wie strange es ist, dass ich jetzt angehörige erkenne, weiß, wer sie sind, was sie sagen, was (teile ihrer) geschichte ist (sind). in deutschland kenne ich nicht mal die eltern meiner besten freund:innen und aus den familien meiner ex-freunde habe ich mich gern weitgehend rausgehalten. und ich denke auch immer wieder, dass wir es so sehr gewöhnt ist, dass menschen ihre gesichter und ihr zeug in kameras halten und aufmerksamkeit wollen, und berühmt sein mit ihrem nervigen scheiss und ihren flachen persönlichkeiten und dummen ansichten und wie die angehörigen und freund:innen und die überlebenden nie wirken, als wollten sie in ihrem ganzen leben ihr gesicht in die kameras halten und öffentlich sprechen und teil von anderer und ihnen nicht bekannter menschen gegenwart sein und es jetzt sind und wie viel kraft sie haben. immer noch. aber vielleicht verwechsele ich auch kraft mit verzweiflung. gestern morgen auf einem merkwürdigen treffen gewesen, mit in israel lebenden deutschen nicht-jüdischen männern und überfordert gewesen von ihrer kälte und distanz gegenüber dem schrecken des 7.10. und wie sie lieber darüber sprechen, dass in israel der holocaust in dienst genommen wird, so als ob nicht jedes gedenken in-dienst-nehmen ist, und nun eben auch benutzt um das massaker der hamas zu bewerten und dann werden die kinder in gaza wieder zum synonym für die gleichgültigkeit der israelis und sie sagen das in einemm ton voller überzeugungen, die keinen zweifel aufkommen lassen, dass sie die einzigen sind, denen dieses leid nicht egal ist und ich wünschte, ich wäre jemand, die dann einfach ihren kopf auf die tischplatte knallen würde. da war es dann fast lustig, als einer von ihnen, theologe, darüber spricht, nun eine neudefinition von ‘jude’ zu entwickeln, jenseits von religion und geburt aber an die emphatie für die toten kinder in gaza gebunden. als ob es nicht schlimm genug ist, dass sie gestorben sind, müssen sie nun auch noch für diesen unsinn herhalten und machen, dass sich deutsche besser fühlen können, aber hauptsache, sie sind sich sicher, dass israel die erinnerung an den holocaust nur benutzt. abends dann neben einer milena auf einem der gelben stühle an begin rd. gesessen, einer sehr kleinen und sehr schicken älteren frau, und sie sagt, dass sie nur einmal in der woche kommen könne und dass sie alles tut, um die namen der geiseln nicht zu kennen, weil sie es nicht aushalten kann, das alles in sich aufzunehmen.
gestern abend dann eine eilmeldung, dass es sicherheitsmeetings der regierung, idf etc. gäbe, weil hamas eine neue invasion auf israelischen boden vorbereite. 25.000 terroristen sollen der organisation wieder angehören, 5.000 weitere dem islamic djihad. die houthis drohen, nachdem die usa angriffe gegen sie geflogen haben und ich habe wieder angefangen, mir beim schlafengehen sachen neben das bett zu legen und ich müsste meinen vermieter nach der shelter-situation fragen aber mir fehlt noch ein bisschen die kraft und das treppenhaus hat keine fenster und heute morgen lese ich dann, dass israel die kämpfe wieder aufgenommen hat und ed. schreibt, dass sie angst hat, dass ihr enkel dabei ist und a. fragt, ob wir heute zu einer der kundgebungen gehen und jede person mit der ich hier spreche, spricht darüber und keine person, mit der ich aus deutschland spreche, fragt auch nur danach. vor ein paar tagen the brutalist gesehen. phantastischer film. als wir das kino verlassen, sage ich, dass meine freund:innen in deutschland nicht so begeistert reagieren. deine nicht-jüdische freunde, antwortet ed. und wir wissen nun so viel tatsächlich darüber, was hamas und andere palästinenser mit den geiseln machen, wenn verhandlungen fehlschlugen, wenn die idf näher kam, wie sie folter und gewalt nochmal verstärken und ich habe wirklich angst. wirklich angst. die verhandlungen sind mehr oder weniger vorher schon vorbei gewesen, es gab kurz das angebot, dass Edan Alexander freikommt und vier ermordete geiseln übergeben werden, aber das wurde abgelehnt und auch die familien und das forum sagen: nur alle zusammen! und jetzt! und ich denke, wie schwer muss das für die familien sein, die einen kurzen moment denken konnten, es gibt die chance. und jetzt ebenfalls sagen: nur alle zusammen! und jetzt! ich lese langsam Ron Leshems buch zu ende und wie er die ermordung seines cousins Itay Svirsky beschreibt, gefesselt, erschossen. manchmal fällt mein hebräisch-unterricht aus, weil meine lehrerin nicht geschlafen hat weil ihr sohn bei der idf einen einsatz hat.
nethanjahu kündigt an, den chef von shin bet zu entlassen und es gibt viel protest. und morgen große kundgebungen in jerusalem deshalb und nun umso mehr als sowieso schon auch noch für die geiseln.
Shlomo Mantzur wäre gestern 87 geworden und wer wollte, sollte eis zu seiner erinnerung essen. ich habe einen podcast mit einem langen interview mit yoav gallant gehört und ich habe zum ersten mal eine deutsche serie gemocht: marzahn mon amour, nach dem wunderbaren buch von katja oskamp. es gab lebenszeichen von Avinatan Or.
sitze gerade im cafe shapira und habe vor ein paar minuten wirklich gedacht: hm, vielleicht sollte ich wenn ich in deutschland bin, erstmal ein paar tage ans meer fahren, um mich ein bisschen zu erholen.