20250524, abends

manchmal weiß man auf der ersten seite, dass man ein buch lieben wird. heute: Olga Grjasnowa Juli August September und ich lese es auf einer parkbank sitzend, kaffee trinkend auf der schillerpromenade. hipstersamstag. seit tagen denke ich immer wieder darüber nach, wie es ist, dass nicht nur eine beziehung endet, sondern irgendwann auch eine liebe als gefühl und was es dann macht, dass sie nicht getauscht wurde für eine liebe zu einer neuen person. was für eine art von leere da steht wenn man keine liebe mehr hat für eine beziehungsperson. und dass so aufzuschreiben ist pathetischer unsinn, um den es eigentlich gar nicht geht, sondern um das gefühl, dass etwas auf eine art vorbei ist, in der man sich freut, wenn man über die person dann mitbekommt, dass sie gerade auf eine neue art – wieder – erfolgreich ist und zum beispiel in cannes einen film vorstellt. man selbst ist also, neben der leere, absolute fine mit der person und der situation und dem ende, bis man dann in einem buch liest, wie die protagonistin denkt, dass sie jemanden liebt, weil er ihre bedürfnisse kennt und man – also ich – sich plötzlich an diese tausend kleinen gesten erinnert, als bild und als gefühl, was sie mit einem gemacht haben. sich wirklich erinnert, so im körper. also daran zum beispiel, wie er oft was zu essen dabei hatte, weil er wusste, dass ich wieder nicht gefrühstückt habe. und dann musste ich weinen. so passiert heute, auf einer parkbank auf der schillerpromenade. vielleicht. wie konnte ich von einer solchen unsicherheit zerfressen sein, wenn ich eigentlich so sicher war.

gestern nacht im holzkohlen in einer größeren gruppe von menschen sitzend, um d.’s geburtstag zu feiern und beim zurückziehen aus gesprächen und lautstärke über eine nachricht im internet gestolpert, dass in bielsko-biala pro-palestine-idioten die zusammenkunft von holocaust-überlebenden in einer synagoge gestört haben. das ist an sich schon schrecklich, aber es wurde richtig schrecklich, weil ich dort war vor einigen jahren, eingeladen von einem lokalen historiker und dann vor der gemeinde, um rosh hashana zu feiern und es war so einer von diesen abenden und überhaupt so eine von diesen reisen, bei denen man schon viel merh versteht von einer geschichte, weil man vor ort ist. es war ein guter abend, aber es war auch ein schwer abend, so dieses sitzen inmitten von fremden menschen und dann war es plötzlich unerträglich und schwer und fremd. es ist eine kleine gemeinde, die in quasi nicht auffindbaren räumen sitzt und alles ist dafür gemacht, dass diese kleine gemeinde und ihre menschen einen schönen ort haben. ich weiß nicht. irgendwie bekomme ich es nicht hin, zu denken, sagen und zu schreiben, wie schmerzlich sich das vorzustellen ist.

am hauseingang gibt es neue schmierereien. ich glaube immer noch nicht, dass es gezielt oder persönlich ist, aber ich bin umliegende hauseingänge abgegangen und habe etwas vergleichbares nicht finden können, also nicht in dem sinn, dass jemand vorletzte nacht die straße entlang ging, ohne einfach überall pro-palestine-dreck ranschrieb, wo sich die gelegenheit bot.

british airways kündigt an, bis ende juli nicht nach israel zu fliegen. in berlin wird die fassade der synagoge brunnenstraße beschmiert. edan alexander spricht darüber, wie es war, als raketen der idf ihn fast in einem der tunnel trafen, in dem er gefangen gehalten wurde. nahe des about blank wird we will dance again on dead bodys an eine plakatwand gesprüht. Eitan Abraham Mor ist 25 geworden. an der humboldt universität wurde (mindestens) ein plakat aufgehangen, das Yaron Lischinsky zeigt. über dem bild ist ein rotes dreieck und make zionist afraid geschrieben.

ich gebe zu viel geld für dinge aus. viel zu viel. dummerweise nicht für die, die ich tatsächlich brache.