gestern in pardes channah-karkur zum japanisch essen gewesen. pardes channah gilt als kreativ und hipster, als alternativ und entspannt, es geht um liebe und spiritualität, die dinge in den klitzekleinen läden sind handmade und es riecht nach offenem feuer in tonnen, während man durch schlammige wege geht. es ist völlig unironisch wahnsinnig nett, sich lange und immer wieder mit der frau zu unterhalten, die für unser essen zuständig ist. ich schwöre, ich bin sogar entspannt und lächle nur vom blick auf das alles. neben uns sitzt ein junges paar mit dreads und vielen tattoos und piercings und glöckchen an der kleidung, die aus farbigen leinen ist und alles ist klischee und ich kämpfe wirklich tapfer gegen den gedanken beim ansehen ihres soseins an, dass dies genau der typ von menschen ist, die ich vor einigen wochen in der ausstellung nova 6:29 auf den handyvideos tanzen gesehen habe.
es ist normaler, dass man überall die bilder der geiseln sieht und jetzt noch mehr als vor sechs wochen die gelben bänder und schleifen. es ist normaler, dass ich auch mit ed. jetzt viel öfter über politik spreche, über die situation in israel, in gaza, an der grenze zum libanon, in deutschland und an den unis. es ist normaler, dass es viele zeiten gibt, in denen wir dieses dumpfe sich bewegende brummen der flugzeuge hören, die über uns in den norden fliegen und die man am himmel gar nicht ausmachen kann. wir leben jetzt irgendwie darin. und es dauert ein paar sekunden länger, dass diese fassade auch tatsächlich hält.
ein interview gesehen mit zwei amerikaner:innen, die bei der wiedereinrichtung eines jetzt wiedereröffneten indoor-spielplatzes in sderot voluntiert haben. und sie sind so glücklich. über sich und darüber dass sie gutes tun. sie sprechen über die resilience der israelis und wie schön ihre tage hier sind. und ich finde nichts von meiner gegenwart in ihrem sprechen. überlegt, ob ich vielleicht einfach wieder in die landwirtschaft gehen muss, um mich zu fühlen.
stattdessen heute vormittag allein in den nächstliegenden kibbuz gegangen, um im cafe von ne. ein bisschen zu arbeiten und dabei kaffee zu trinken und gutes sandwich zu essen. eine halbe stunde fussweg durch landschaft. eigentlich ist es jetzt am schönsten hier. also wenn man grüne landschaft mag. durch den vielen regen wächst alles und blüht. außerdem machen die temperaturen noch nicht, dass man sich einfach nur nicht bewegen will. ‘wenn du mich besuchen willst, dann komme jetzt’, würde ich normalerweise zu anderen sagen.
nachdem die beiden von der IDF vor weniger als zwei wochen befreiten geiseln Luis Har und Fernando Merman schon berichteten, keine medikamente erhalten zu haben, und die IDF vor drei tagen bekannt geben ließ, dass sie im nasser-krankenhaus in khan younis kisten mit medikamenten gefunden worden waren, die eigentlich für die geiseln bestimmt waren und über deren aushändigung mitte januar eine vereinbarung mit hamas getroffen worden war, laut der die israelische regierung für die übergabe EINER kiste mit benötigten medikamenten an die geiseln TAUSEND kisten für die bevölkerung in gaza aushändigte. heute gab das französische außenministerium bekannt, dass Some of the hostages medikamente erhalten hätten. ich vermute, einige bis nicht wenige werden sich finden/gefunden haben, die hamas dazu gratulieren, das als gutes zeichen sehen, und israel für irgendwas dabei auch noch die schuld geben können.
Bezalel Smotrich, finanzminister und von der rechtsextremen partei ‘religiöser zionismus’ gab bekannt, dass die Rückkehr der Geiseln nicht das Wichtigste sei.
ich habe immer noch keine wohnung gefunden.