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20250117, nachmittags

die situation macht, dass ich die rückkehr durchsuche nach veränderungen. und dabei zum beispiel denke, dass es für ein flugzeug voller israelis irritierend leise ist oder vor ein paar minuten auf dem weg vom cafe in die wohnung, dass das eigentlich alles auch quatisch ist, weil dass, was mir vor einigen monaten noch als neu auffiel, jetzt ja eben seit vielen monaten schon so ist. zugleich ist das wieder-kommen so selbstverständlich, dass ich das rituelle bilder-machen am flughafen vergesse und dann gar kein symbol-bild meines wieder-da-seins für meine nachrichten habe, mit denen ich die ersten verabredungen vereinbare. o. treffe ich gleich gestern einfach so und unverabredet auf der straße. das ist ja immer so ein bisschen zu-hause-gefühl und überhaupt antwortet mehr als eine person welcome home.

und jetzt also ein deal. und ich kann gar nicht einfach darüber schreiben, außer, dass man sich so momente immer auch irgendwie anders vorstellt. im flugzeug hat ein israeli zu einem deutschen gesagt, er käme zur richtigen zeit, es würde jetzt die ganze zeit einfach gefeiert werden. und die frage, in welchen realitäten menschen so leben, ist ja immer zu stellen. aber hier gerade ganz besonders. dass es nur ein drittel sind, die in den ersten 42 (oder 46?) tagen überhaupt rauskommen und dass man immer noch nicht weiß, wer noch am leben ist, wie es für die verbleibenden 65 sein wird etc. und wie viel grausamkeit in all dem steckt: erst 24 stunden vorher werden die namen jeweils bekannt gegeben, zwischen den freilassungen vergehen jeweils mehrere tage, so wie es klingt, wird man überhaupt erst kurz vorher wissen, ob jemand doch tot ist. heute morgen sind die namen der 33 personen bekannt gegeben worden:
🎗 Albag Liri, 🎗 Algart Yitzhak (Itzik), 🎗 Arayev Karina, 🎗 Ben-Ami Ohad, 🎗 Bibas Ariel, 🎗 Bibas Jordan, 🎗 Bibas Kfir, 🎗 Bibas-Silverman Shiri, 🎗 Berger Agam, 🎗 Gonen Romi, 🎗 Gilboa Daniela, 🎗 Damari Emily, 🎗 Dekel-Chen Sagie, 🎗 Horn Yair, 🎗 Vankrat Omer, 🎗 Tropnov Alexander, 🎗 Yehud Arbel, 🎗 Yehalomi Ohad, 🎗 Cohen Elia, 🎗 Levi Or, 🎗 Levi Naama, 🎗 Lifshitz Oded, 🎗 Moses Ged Moshe, 🎗 Mengistu Avraham (Avera), 🎗 Mansur Shlomo, 🎗 Sigal Keith Shmuel, 🎗 Idan Tzachi, 🎗 Calderon Ofer, 🎗 Shoham Tal, 🎗 Steinberger Doron, 🎗 Shem-Tov Omer, 🎗 Shaaban Al-Sayed Hisham, 🎗 Sharabi Eliyahu🎗

wie viele namen ich kenne, wie viele geschichten. und wie ich auch sofort weiß, wer alles nicht darauf steht. aus deutschland bekomme ich so viel vorfreude und erleichterung geschickt. und das alles hat so wenig mit der realität zu tun. und es ist ja nicht nur das schicksal der hier nun genannten geiseln und die ungewissheiten für die 65 verbleibenden, sondern auch, dass mehr als tausend terroristen rauskommen (für jede:n zivilist:in 30, für jede soldatin 50, darunter sind auch 95 frauen und jugendliche) werden und plötzlich liest und hört man hier wieder die geschichten ihrer verbrechen und damit bekommen ihre taten und die opfer wieder eine verstörende präsenz in der gegenwart und sogar ich erinnere mich sofort an einige wieder. den fehler gemacht und deutsche medien gelesen, deutsche politiker, die sich äußern und es widert mich so an. im newsblog des tagesspiegels heißt es zum beispiel heute, dass “Unter den Geiseln sind auch mindestens zehn Personen mit Deutschland-Bezug.” und wie verschwurbelt kann man sein. was soll denn das bedeuten? dass sie im schwarzwald urlaub gemacht haben? und ich weiß, die frage ist so alt wieder 7. oktober her ist, aber warum werden ihre namen nicht genannt, warum sind sie nicht teil deutscher öffentlicher erinnerung? warum wird nicht einmal jetzt zugegeben, dass zehn menschen mit deutscher staatsangehörigkeit von terroristen entführt und misshandelt und missbraucht und gefoltert und vielleicht getötet werden/wurden, scholz hat im gleichen portal eine “dauerhafte Entwaffnung der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen gefordert” und wenn es nicht so dramatisch und dumm und fern jeder realität wäre, ich könnte nie mehr aufhören zu lachen. oder naja, für zehn minuten nicht. clowns. als israel versuchte, sie tatsächlich und dauerhaft zu entwaffen, gab es nicht ganz so viel unterstützung und zuspruch aus deutschland, sag ich mal. auf palästinensischer seite wird gefeiert, und dabei vermutlich nur zu einem (geringen) teil, dass gaza nicht mehr bombardiert wird. das ganze ist ihnen ein sieg und dabei auch nur ein zwischenschritt. gefeiert haben sie auch in berlin und ich vermute in vielen anderen städten. in den nächsten tagen wird es weitere dieser widerlichen bilder sehen, und in deutschland etc. wird man davon ausgehen, dass es freude über einen waffenstillstand ist, dabei ist es jubel über freigelassene verbrecher, über etwas, dass man als sieg imaginiert (und das vielleicht sogar einer ist) und bis zum schluss werden sie versuchen, die geiseln auf ihrem weg nach israel zu demütigen und zu verängstigen.

gestern abend auf dem hostage square gewesen. viele menschen. viele medienvertreter:innen. alle warten. auch wenn schon klar ist, dass zu dieser stunde gar nichts mehr passiert. fernsehsender haben talkrunden. ich werde von einer journalistin des guardian befragt. jugendliche verteilen kleine pita mit falafel. es ist in all dem irritierend still. und trotzdem kann ich gar nicht friedlich sagen. also es gibt eine liveband, jemand spielt klavier, dann jemand anderes saxophone. aber wenn man nicht direkt daneben steht, ist es, als würden alle geräusche irgendwo anders hin gesogen. das gilt auch für den straßenlärm, für die gespräche, für den lärm, den der abbau einer bühne eigentlich machen würde. es gibt wieder tshirts mit neuen motiven und obwohl ein teil von mir auch denkt, aus sammlerinnen-gründen sollte ich welche kaufen, ist es mir zu schwer, das tatsächlich zu tun und ich kann mich nicht entschließen. jemand verschenkt neonfarbene shirts mit der aufschrift “sie sind nicht allein” und im verlauf der stunden leuchten wir immer mehr zusammen über diesen platz. einzelne menschen tragen selbstgebaute plakate und kleine installationen mit sich herum und eigentlich geht es dabei immer nur um eins: alle müssen zurück. ich kann nur schwer entscheiden, wieder in die – wunderschöne! – wohnung in dem wunderniedlichen neve tzedek zu fahren und irgendwie ist alles leise und langsam und dunkel, wenn ich es zurückdenke. ich lese von Einav Zanguaker, deren sohn nicht auf der liste ist. und lese ihre angst und all die verzweiflung. wie schlimm das ist. und wie schlimm es bleibt.

20250115, vormittags, aber von tagen

vor einigen tagen habe ich in einem meiner lieblingspodcasts gehört, dass am ende einer shiva die anwesenden die wohnung oder den ort, an dem sie stattfindet, verlassen und nach draussen gehen, um die erfahrung zu machen, dass zwar ihre persönliche welt tiefe risse und erschütterungen bekommen hat, aber für alle anderen das leben einfach weiterging, sich nichts veränderte. ich kenne mich zu wenig aus und weiß deshalb nicht, ob das im detail so ist, aber es ging natürlich eigentlich um den 7.oktober und die erfahrung, dass das massaker vom 7. oktober und seine opfer in der welt keine risse und erschütterungen hinterlassen haben und dass es bereits eine erfahrung von überlebenden nach dem holocaust war. das sich die welt nicht verändert. und dass nur wenige die risse und die erschütterungen nun in sich tragen und mit einem bewusstsein für das davor und das danach leben. ich glaube, es gibt einen unterschied, zwischen der persönlichen erfahrung und dem versuch, mit dem ende einer shiva ein bewusstsein für die grenzen zwischen der betroffenden, trauernden person und dem draussen zu schaffen und der situation nach dem 7. oktober: ersteres ist eine persönliche ebene, eine persönliche geschichte und eine persönliche erfahrung, die man machen muss und mit der man leben lernen muss. und dies gilt auch für jeden einzelnen toten des 7. oktobers selbst und seiner folgen. aber es gibt ja auch den 7. oktober als massaker, als ereignis politscher, antisemitischer, auf vernichtung angelegter gewalt und darin festzustellen, dass die welt keine erschütterung, keine risse, keine verstörungen erfahren hat oder erfährt, bedeutet etwas und zwar etwas, das problematisch auf verschiedenen ebenen ist. politisch, für die welt und eine beziehung zu ihr, gesellschaftlich. ich meine, ich finde es manchmal sinnlos, bücher zu lesen, wenn sie vor dem 7. oktober entstanden sind, weil ich merke, wie mein denken texte in die zeit davor und danach einordnet und mir manches plötzlich einfach veraltet erscheint, weil es davor gedacht wurde. aber ich habe nicht den eindruck, nicht einmal im ansatz, dass das zu etwas generellerem geworden ist.

naja. ich schwatze natürlich auch nur so durch meine gedanken.

fcb hat sich nun herabgelassen, auf nachfrage natürlich, mich wissen zu lassen, dass seine diatnzierung von mir seit dem 7. oktober nicht nur in meinem kopf ist. seine erklärung war lang und vielleicht etwas wirr, vor allem aber hat sie nichts mit mir zu tun aber viel mit einer verqueren linken sicht auf die welt, die nun endlich die chance hat, sich von schuld und zurückhaltung zu befreien, die endlich keine rücksicht mehr suchen braucht. es ist so langweilig und klischee, das es fast lustig ist, nur ist es das eben nicht weil in der summe dann eben traurig und verletztend. ein bisschen schwund ist immer, gedacht und dass ich ja im vergleich zu vielen anderen in vergleichbarer situation nur wenige menschen verloren habe, aufgeben musste etc. erstaunlich ist ja fast, dass er und ich so lange durchgehalten haben. und dass er nicht einmal fragt, wie es mir geht, meinen freund:innen, ob ich jemanden verloren habe etc., sondern alles auf einer ebene verhandelt, die er für eine politische hält, und in der ich mich nicht finde und das ist der eigentliche, und ganz kleine, aber vorhandene moment, der mich verletzt.

finde nicht so richtig den anfang für daskleinebuch, habe kurz überlegt, alles hinzuschmeissen, weil der prozess der einstellung an der uni zu verwickelt für mich ist, muss mich nun endlich mit dem verlag streiten, weil das so nicht mehr geht und ich weiß aber auch nicht wie und es ist so bescheuert. es ist kalt geworden, es gab zum ersten mal die aufforderung für eine nachzahlung von nebenkosten, und ich habe etwas geld investiert, um zu beginnen, meinen körper zu optimieren. überhaupt gebe ich gerade so viel geld aus, als hätte ich es schon. das macht mir etwas angst. in los angeles brennen die vororte und wälder und häuser. mir fehlt es an mitleid im großen und ich weiß, wie bescheuert das ist. meta und andere große us-firmen beginnen, die förderungen und die projekte für diversität etc. einzustellen und ich weiß, wie beängstigend das ist. es sind diese verschiebungen, die scheinbar minimalen, die sofortige bereitschaft derjenigen mit macht, wir werden schnell feststellen, wie wenig von all den versuchen, gleichberechtigung herzustellen und ungleichberechtigungen nicht einfach mehr hinzunehmen, tatsächlich durchgedrungen sind, und wie viel so doch einfach staub blieben, den man jetzt (wieder) abwischen kann. wer wird sich schon aufregen. und das ist das eigentlich schlimme: wer wird sich schon aufregen. in berlin sind die mittel für kunst und kultur und bildung und partizipative räume drastisch gekürzt werden. aber wer wird sich schon aufregen. manchmal sehe ich ein dilettantisch hergestelltes transpartent und die hilflosigkeit macht mich traurig aber vor allem doch immer öfter wütend. weil das kann doch nicht die antwort sein und warum zur hölle kriegen es all die leute nicht hin, sich zu organisieren und zu solidarisieren. demonstrationen gab es jedenfalls nicht nennenswert und offensichtlich geht es immer noch mit dem sich einrichten und am ende sind all dies auch nur vorstufen. natürlich.

angefangen, feuer von Ron Leshem. wie viele geschichten es gibt. wie viele wir vergessen haben und wie viele noch nicht gehört.

immer wieder ist immer noch von einem möglichen deal zu lesen und das eine einigung kurz bevor stünde. dabei haben die familien der geiseln zuletzt auch immer wieder dagegen protestiert, dass nur ein teil der geiseln freikommt. zu falsch ist es, sie zu unterteilen in zivist:innen und nicht-zivilist:innen, zu grausam, diese entscheidungen. und zu groß und zu richtig ist die befürchtung, dass alle anderen eben zurückbleiben werden. und das vermutlich für immer oder wenigstens sehr lang. das ist der moment. und niemand denkt ernsthaft, dass wie noch einmal dahin kommen können. hamas spielt sehr viel mit den emotionen, brachte eine liste in umlauf u.a. mit den namen der bibas kinder, nur damit wenig später von israelischer seite darauf hingewiesen werden muss, dass es die liste ist, die bereits im sommer von ihr in die verhandlungen eingebracht wurde. am 8. und 10. januar wurde bekannt gegeben, dass Hamzah AlZayadni und sein Vater Yozef AlZayadni als geiseln von hamas ermordet wurden. der IDF war es gelungen, die leiche von Yozef AlZayadni nach israel zu bringen, um den tod von Hamzah zu bestätigen, brauchten die behörden erst zeit und untersuchungen. am 7. oktober entführten die terroristen sie sowie Bilal und Aisha AlZayadni aus dem Kibbutz Holit, in dem Yozef seit mehr als 17 jahre arbeiteten. seine beiden kinder Bilal und Aisha waren im rahmen des deals im november 2023 freigelassen worden. wie traurig das alles ist. und das man sich wiederholt in diesen worten und den gefühlen und gedanken macht alles noch schwieriger. hamas selbst hat bis jetzt nicht bekannt gegeben, wer überhaupt noch lebt. in großbritannien ruft die Islamic Human Rights Commission (IHRC) 460 kommunen und bildungseinrichtungen dazu auf, den holocaust-gedenktag zu boycottieren. in bologna stürmen demonstrant:innen in der nacht von samstag zu sonntag eine synagoge, in berlin besetzten hamas-unterstützer:innen und andere antisemit:innen die alice-salomon-hochschule, und neben vielen widerlichkeiten hängen sie unter anderem en transparent mit der aufschrift “no place for zionists” aus dem fenster und die präsidentin bettina völter hindert zunächst die polizei daran, es abzunehmen und setzte sich zudem zugleich für den verbleib des mobs ein, um ihm die möglichkeit zu geben, einen raum des diskurses zu schaffen. dazu gehörte, dass sie ein büste von alice salomon, einer jüdin die zur emigration gezwungen worden war, eine kufiyah überzogen und sie mit palestine beschmierten. michal bodemann ist gestorben, am wochenende wurden in maribor, slowenien, die wände einer ehemaligen synagoge, die jetzt ein jüdisches kulturzentrum ist, antisemitisch beschmiert, in new york “protestierten” hunderte fanatiker:innen vor dem NYU Langone Health Center, weil sie aufmerksamkeit auf die zerstörung des gesundheitssystems in gaza lenken wollen (wtf?) und riefen antisemitische parolen, in warschau wurde das denkmal umschlagplatz antisemitisch beschmiert, am samstag wurden in sydney die Newtown synagoge und ein gemeindehaus antisemitisch beschmiert, einen tag davor die Southern Sydney Synagogue, in karlsruhe das mahnmal für die zerstörte liberale synagoge beschädigt. die mutter von Rom Braslavski wand sich in einer facebook gruppe an grafikdesigner:innen und bat sie darum, ein bild von ihr und ihrem sohn mit hilfe von AI herzustellen, auf dem sie sich umarmen, da sie keine einzige fotografie hat, auf denen sie mit ihm zusammen zu sehen sind. sein telefon ist nach dem 7. oktober nicht gefunden worden. Assaf Ben David, onkel von Mia Schem, hat sich das leben genommen. er war am 7. oktober in den süden gefahren, um seine nichte zu finden und hatte anschließend alles getan, um sich für ihre freilassung einzusetzen.

tag 466. warten auf einen deal. es heißt nun seit letzter nacht, die vereinbarung steht kurz bevor. in einer ersten phase sollen 33 geiseln freikommen, die meisten von ihnen lebend. ich habe irgendwo gelesen, dass die mutter von Romi Gonen davon sprach, dass sie gebeten worden seien, sachen für ihre ankunft und ihren aufenthalt im krankenhaus zu packen und irgendwo anders stand, dass alle behörden und krankenhäuser und so weiter beginnen, sich auf die ankunft von geiseln vorzubereiten. mein körper ist wie gefroren vor anspannung. und ich kehre zurück zu einem status, in dem ich permanent die nachrichten checke und angst habe, etwas zu verpassen.

20250105, nachmittags

langsame tage. und vertrödelte. einen ordner angelegt, der ‘das kleine buch’ heißt. aber meine vorstellung von mir selbst, sitzend am schreibtisch und die ruhe nutzend da auch sachen reinzuschreiben, ließ sich nicht umsetzen. viel quatsch geguckt, viel das bett nicht verlassen. berlin war dann doch erstaunlich geschlossen an den feiertagen. aber auch zum ersten mal seit gefühlt immer wieder im archiv gewesen. bonn. ewig durch akten gekramt und vorstellungen entwickelt. und gemerkt, wie sich begeisterung wieder in die knochen frisst. stundenlang kaffee mit einem archäologen getrunken und danach gedacht, dass ich den tollsten job der welt habe. die schwester sagt ‘ja’. nach einer langen massage umgekippt und den kopf gegen einen türrahmen geknallt. für entspannung braucht es offensichtlich eine stärke, die mir fehlt. irgendwie das gefühl, dass mein körper nicht okay ist. schwer zu sagen. es ist nichts. aber irgendwie etwas. weiss nicht, was man mit so gefühlen oder ahnungen macht. am 24.12. bei chabad im restaurant gegessen und anschließend in düsteren bars durch die nacht getrunken. ziemlich gut in der summe. und im verlauf sage ich meinen gegenübern immer wieder, dies sei der leichteste abend seit dem konzert von depeche mode irgendwann im februar 2024 weil ich mich erinnere wie ich damals erstaunt feststellte, dass das die leichtesten drei stunden seit dem 7.oktober waren. lese viel internet und wie menschen in deutschland über ihr letztes jahr und ihre hoffnungen für das kommende schreiben. niemand erwähnt die geiseln. wie es wirklich einfach niemanden interessiert und ich sage das als beobachtung. wie ich vielleicht daran gewöhnt bin. und wie sich realitäten trennen. nicht die wichtigste erkenntnis aber doch die, dass die gräben und abstände und unverständnisse und die wut und das fremdsein und die abscheu noch größer geworden sind. und gleichzeitig bin ich zu müde. obwohl ich nach wie vor irre viel schlafe. aber offensichtlich gibt es nicht genug schlaf für die situation. ins bajzel flog wieder ein stein, zur besten besuchszeit. jemand erzählt mir, dass er bei einem besuch 2019 in israel dachte, dass die ja eben doch gar nichts aus ihrer geschichte gelernt haben. und jemand anderes fragt, wie es ist, da so zu sein derzeit und hört natürlich nicht zu, sondern will nur die gelegenheit haben, von einem gegenseitigen konflikt zu sprechen in dem alle schuldig sind aber die palästinenser eben doch ein bisschen mehr die eigentlichen opfer. und als ich antworte, dass es hamas war, die am 7.oktober israel überfallen und menschen massakriert hat, antwortet sie, ja aber die kinder, und meint damit nicht ariel und kfir bibas oder die kinder und jugendlichen, deren erfahrungen als geiseln in einem bericht des israelischen gesundheitsministeriums stehen, der letzte woche an die UN-sonderberichterstatterin für folter übergeben wurden und dessen wenigen bekanntgewordenen details mich seit tagen verfolgen. beide gesprächspartner:innen dürften aufgrund der situation davon ausgegangen sein, dass ich jüdisch bin. deutsches öffentlich rechtliches fernsehen gesehen. und entstetzt gewesen von dem scheiß, der da produziert wird und berieselt. es ist bestimmt nicht schlimmer geworden, aber mit so abstand und seit-jahren-aus-diesen-dingen-ausgestiegen-sein, ist es fast verstörend. will nicht zu denen gehören, die abschaffen krakelen, aber so richtig weiß ich nun doch nicht, was es da konkret zu verteidigen gibt. robert smith stellt ein weiteres album für den sommer in aussicht. überlege, nach australien zu fliegen. y. schreibt von seiner gesundheitlichen situation und spielt es nicht runter und ich vermute, dass es wie immer noch schlimmer ist als das, was er zugibt. er gibt mir beiläufig seinen vollständigen hebräischen namen und ich panike für mehr als eine minute. das war als wollte er, dass ich das weiß, für den fall, sage ich später zu jemandem. viel über die idee des filmes gesprochen. die kamera zur durchsicht und reparatur abgegeben. m. schlug vor, der einfachheithalber besonders beim laufen eine dieser am körper tragbaren kameras zu nehmen. bin unsicher, wegen investition und arbeit mit verschiedenen formaten. später fällt mir auf, dass das zudem etwas war, dass die täter an dem tag – und bei anderen terroristischen anschlägen auch – getan haben. zuerst erschien das als das strikte argument gegen eine verwendung, nun bin ich zunehmend unsicher, ob es nicht das strikte argument für ihre verwendung ist, also den raum als erinnertes ergebnis ihrer taten aufnehmen mit den gleichen fotografischen/filmischen mitteln. das medium und das format als teil der arbeit. dagegen spricht definitiv, wie es auf menschen wirkt, denen ich begegne. und das es mindestens viel geld kostet, weil ich muss sie erst kaufen. und eigentlich brauche ich jetzt sofort ein neues telefon. und medikamete. und irgendwie türmen sich gerade komische ausgaben. versuche mir zu sagen, dass es alles auch investitionen auf eine zeit sind, in der diese dinge wieder leichter sind. allein ich glaube noch nicht daran und die möglichkeit selbst hat sich noch nicht in meinem körper verankert. krass einfach, was arm-sein jenseits dessen, dass man sich keine dinge leisten kann, mit einem macht. also mit dem denken.

beschlossen, endlich dieser autismus-sache nachzugehen. auch das geht fast nur, wenn ich geld investiere.

hamas veröffentlichte gestern ein video von liri albag, die am 7. oktober erst 18 war, als die terroristen sie aus der militärbasis nahal oz entführten, wo sie beobachterin der idf war. die familie hat der veröffentlichung nicht zugestimmt, es gibt lediglich zwei stills und einige der aussagen wurden bekannt. erleichterung, dass sie noch lebt, fast körperliche schmerzen, ihren zustand und ihre verzweiflung abzulesen. heute ist der 27. geburtstag von Segev Kalfron. am 29. dezember wurde Eden Alexander 21 jahre alt, Evatar David einen tag zuvor 24 Jahre alt, Ohad Ben Ami am 24. Dezember 56 Jahre alt. zweite geburtstage, zweite channukah, zweite jahreswechsel. 457 tage. am 23. dezember starb die 78jährige Hanna Katzir, die am 7. oktober aus ihrem haus in nir oz entführt wurde. ihren mann Rami ermordeten die terroristen bereits im schutzraum des wohnhauses, ihren sohn Elad verschleppten sie ebenfalls. während Hanna ende november 2023 freigelassen wurden, veröffentlichten die palästinenser von Elad Katzir im januar 2024 ein kurzes video und ermordeten ihn wenig später. die idf konnte im april seine leiche bergen und nach israel zur bestattung bringen. 457 tage. wieder wird viel über verhandlungen geschrieben. davon, dass in einem ersten schritt 34 geiseln lebend freikommen sollen, davon, dass hamas sich weigert, entsprechende listen zu übergeben oder davan, dass sie doch lieber 22 lebende und 12 tote geiseln übergeben wollen, davon dass verhandlungen scheitern, erfolgsversprechend, weit fortgeschritten oder aussichtsreich sind, davon, dass alle geiseln freikommen müssen, auch die soldaten. manchmal habe ich das gefühl zu merken, wie sich meine nerven zum zerreißen gespannt durch meinen körper ziehen. 457 tage. in toronto wurde die Kehillat Shaarei Torah synagoge zum achten mal seit dem 7. oktober angeriffen und beschmiert, auf eine jüdische grundschule zum dritten mal geschossen. überhaupt kanada. das deutsche außenministerium gibt bekannt, auf der buchmesse in frankfurt am main keinen gemeinsamen pavillion mit israel haben zu wollen.

20241221, nachts

vorletzte nacht von a. geträumt. also eigentlich nicht wirklich, weil er nicht im zentrum des traumes stand, sondern einfach auch anwesend war. es war weniger, ihn zu sehen, als vielmehr diese erinnerung an das gefühl, in seiner permanenten unverrückbaren aufmerksamkeit zu stehen. komisch, dass es das ist, was ich immer noch so sehr verinnerlicht habe. ich habe erst in den letzten monaten verstanden, was ich während unserer zeit falsch gemacht habe und ich habe jetzt plötzlich so viele sätze im kopf, um etwas erklären zu können. der schmerz über den verlust hat sich verändert und irgendwie denke ich erst jetzt in all dem. ich weiß schon, er ist der arsch, weil er das alles echt beschissen gehandlet hat am ende. lj. sagte vor einer weile, ich solle mich einfach bei ihm melden, das ganze sei schließlich kein wettbewerb, wer länger schweigen kann. jedenfalls kann ich mich erst seit ein paar wochen wieder an träume erinnern. sehr selten nur, aber damit immerhin mehr als in den letzten anderthalb jahren. ich weiß schon, dass man immer träumt, aber es gab einfach nichts, was irgendwie in mein bewusstsein wanderte. in dem ersten traum, in dem das wieder anders war, war ich in einem raum, vielleicht ein hotel mit zwei typen. es war lustig, leicht, in so pastellfarben. und ich saß entfernt auf einem bett oder stuhl und wusste mit einem mal, dass der eine typ mich umbringen wird. und das gefühl, das wissen, dass das passieren wird, war so vertraut und überzeugend und klar, dass ich mich bis heute innerlich aus-freake, weil ich nicht erklären kann, warum ich mir so sicher sein konnte, warum mir das gefühl und wissen so bekannt waren.

naja.

heute morgen aufgewacht mit der nachricht, dass eine rakete aus dem yemen in süd-tlv / yaffa runterkam, 16 verletzte, zerstörte wohnungen. alle abfangvorrichtungen scheinen versagt zu haben. noch vor dem aufstehen mit mehreren menschen gesprochen, von denen ich dachte, dass sie unmittelbar betroffen sein könnten. auch an m. geschrieben und sie antwortet später, dass sie kurz davor gewesen sei, ihr telefon trotz shabbat anzumachen, um sich bei mir zu melden.

höre viel the national und finde nicht in meine alte liebe zurück. habe verstörend viel gleichgültigkeit für das angekündigte album von tocotronic. es langweilt mich so wahnsinng. mein desinteresse ist insgesamt interessanter.

habe gerade viel eigene zeit für zeug im kopf und stelle dadurch auch fest, wie sich die räume und gegenwarten um mich herum an den kommenden weihnachtstagen ausrichten. (fast) alle planen, bereiten sich vor, haben einen anderen rhythmus. ich merke dabei, wie es so ganz kleine einschnitte gibt, durch die ich von all dem getrennt bin, ausgeschlossen. weil ich das alles nicht mache, nicht habe, kann man mit mir auch nicht darüber sprechen, bin ich auch in den erzählungen nicht verknüpft. ich werde das alles nie haben. und das sage, schreibe, denke ich nicht bitter oder traurig, sondern stelle es fest eher mit befremden als mit emotion. ich hatte es nie. und selbst wenn ich versucht habe/versuche, den tagen andere und für mich bessere eigene bedeutungen zu geben, war/ist das ja trotzdem immer der versuch, einer abgrenzung, einer überlagung der vergangenheit. ich muss etwas tun, um etwas zu haben oder etwas nicht zu empfinden. niemand tut es für mich. niemand macht es mir gut. wie schön es sein muss, wenn es einem unbeschwert etwas bedeutet. das wäre schön zu haben. und ja, ich weiß schon, das ist alles auch viel alptraum für sehr viele beteiligte. und ich freue mich wenigstens, dass die stadt leerer wird. sagte zu l. am telefon, dass ich nicht christmas-e und sie sagt: gut, dann mach channuka-kerzen an.

in magdeburg fährt ein mann mit seinem auto in einen weihnachtsmarkt. er tötet fünf menschen, darunter ein kind und verletzt rund 200 weitere. in den medien geht es um den täter und seine motive und die auswirkungen auf dies und das, nicht um die opfer. ich weiß nicht ob man das hier noch anders lernt.

20241219, nachts

heute morgen mit einem fotografen telefoniert, der eine arbeit in unserem jahrbuch veröffentlichen wird. er lebt seit vielen jahren auch in einer deutschen stadt und es braucht weniger als 2 minuten, bis er darüber spricht, dass er da nicht bleiben, es da nicht mehr aushalten kann, und seinen lebensmittelpunkt wieder ganz nach israel verlegen wird. er spricht von dem schock, den der umgang deutscher kultur- und kunstmenschen mit dem 7. oktober und seinen folgen bei ihm ausgelöst hat, von der einsamkeit, isolation, angriffen, zerbrochenen beziehungen, enttäuschungen, ängsten. 18 minuten. wir haben uns noch nie vorher persönlich getroffen, ich weiß nicht einmal, wie die person, mit der ich rede, aussieht. ich kannte seine arbeit schon lange, bevor es zu unserer zusammenarbeit kam und ich war sehr sehr aufgeregt, als er mir vor einigen wochen schrieb. ich höre derartigen geschichten, verstörungen und verzweiflungen seit mehr als einem jahr zu und ich kann mich nicht daran gewöhnen. ich habe die muster der heutigen erzählung ungezählte male gehört in dieser zeit und trotzdem trifft es mich ungebremst. es legen sich keine layer zwischen mich und diese gegenwart. und es entwickeln sich keine strategien, damit umzugehen. ich bin hilflos und immer noch unvorbereitet, darauf zu reagieren, kann nicht trösten oder auch nur einen sinnvollen halbsatz beitragen. es gibt keinen trost und es gibt keinen sinn, ich weiß, aber irgendwas? kurz danach ruft mich eine freundin aus tel aviv an und ihre stimme ist so schwer und sie spricht so dunkel und gleichförmig und ohne energie. alles ist schwer. auch das sprechen. und alles bleibt damit in der gleichen tonart. unabhängig ob es um die anstehende krebs-op ihrer mutter geht oder einen anstehenden vortrag in boston. mir fiel schon vor einer weile auf, dass ich vor dem 7.oktober kaum kontakt zu meinen israelischen freund:innen hatte, wenn ich nicht in israel war. und wie anders das jetzt ist. und dass ich zurückerwartet werde. sehr zurückerwartet werde.

gestern wohnung in tlv gefunden. an einem ort, in dessen umgebung ich noch nie gewohnt habe.

der spiegel veröffentlicht einen artikel. ich lese eigentlich nie den spiegel, nur manchmal, wenn ich wirklich wirklich nicht mit dem arbeiten anfangen will und mir andere ideen ausgehen. jedenfalls ging es um die siegerbilder eines unicef-fotowettbewerbs, bei dem zwei erste plätze vergeben wurden. zu dem einen bild heißt es “Das Gewinner-Motiv der israelischen Fotografin Avishag Shaar-Yashuv zeigt den achtjährigen Stav, der Unicef zufolge am 7. Oktober 2023 den Hamas-Überfall auf seine Siedlung überlebt hat. Die Aufnahme entstand am 22. Oktober 2023 in einem Hotel.” und zu dem anderen “Auf dem zweiten Sieger-Motiv, das die palästinensische Fotografin Samar Abu Elouf aufgenommen hat, sind die elfjährige Dareen und der fünfjährige Kinan zu sehen. Ihre Eltern und 70 weitere Familienmitglieder der Geschwister seien bei einem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus ums Leben gekommen, teilte Unicef mit. Das Doppelporträt ist demnach in einem Krankenhaus in Katar entstanden, in dem die beiden behandelt worden sind. ‘In diesem an altmeisterliche Gemälde erinnernden stillen Bild offenbart sich in großer Eindringlichkeit die ganze Würde von Kindern selbst noch in existenzieller Seelennot’, heißt es in der Mitteilung.” und es hat mich so wütend gemacht. natürlich steht da nichts, das wirklich offensichtlich problematisch problematisch ist, aber es sind doch einige punkte auffällig: (1) der text zu dem kind aus israel ist nur nicht deutlich kürzer, es geht (2) im unterschied auch zu keinem zeitpunkt um seine konkrete situation, seine empfindungen, das schicksal seiner familie oder die gestaltung und aussage des bildes. und (3) wird geschrieben, er sei in einer “siedlung” gewesen, was a) nicht stimmt, weil es ein kibbutz war und b) wird bewusst ein begriff verwandt, der außerhalb israels eng verknüpft ist mit als illegal bestimmten handeln von israel und besetzung palästinensischer gebiete. ich habe es einfach satt.

abends dann online eine lecture für yehuda bauer angeschaut, bei der unter anderem alvin rosenfeld sprach und ich muss fast weinen, wenn ich zuhöre und denke, dass diese menschen, wie ja auch k. ihr ganzes leben nach dem holocaust seiner erforschung und der vermittlung gewidmet haben. und jetzt darüber sprechen, wie groß der hass auf juden ist, immer noch, wieder, weiterhin.

das mahnmal für die zerstörte synagoge in berlin spandau wurde am dienstag wieder beschmierte, eine 52jährige frau am adenauerplatz in einem bus antisemitisch beleidigt. Matan Zangauker ist gestern 29 geworden. die houthis schicken erneut raketen nach israel, sie wurden abgefangen, aber ein raketenteil fliegt in eine schule in ramat gan und zerstört sie erschreckend massiv. personen waren nicht im gebäude.

immer noch nicht so richtig mit dem schreiben angefangen. nach oerlinghausen gefahren. viel über fremdsein nachgedacht und über diese anderen realitäten. alter macht vielleicht auch, dass darüber nochmal neue klarheiten bestehen. ich habe es nie anders empfunden, aber gestern überlebt, dass der gap ein tiefer graben ist mit scharfen kanten.

20241215, nachts

jeden tag denke ich, dass ich heute wieder schreibe. und es ist nicht dass nicht dinge passieren und sachen gedacht und das eine oder andere sogar gefühlt wurde/wird. aber es gibt eine sperre. vielleicht macht es sinn, kurze schritte zu gehen. sprich jeden tag ein wenig zu schreiben, die welt wieder anders aufzuteilen in kleine happen. oder so. und vielleicht auch nur dieses chaos von allem für das irgendwie worte nicht da sind, zu portionieren. vielleicht aber habe ich auch einfach keine lust zu schreiben. besser noch: nichts zu sagen.

faulheit bestimmt meine tage. die texte sind abgeben. die idee für alles kommende formuliert. aber wie es immer so ist, der erste satz für ein buch und sei es noch so klein muss eben auch geschrieben werden. diese zeit, in der die großen gedanken in einzelne sätze gebrochen werden müssen, die sinn ergeben und seiten füllen. dafür ist irgendwas notwendig, das innere widerstände überwindet. ich komme dahin, ich weiß das schon. aber es ist trotzdem immer irgendwie ein weg, bei dem man viel in der gegend rumsitzt erstmal und sich geschichten in serie erzählen lässt. ally mcbeal ist es diesmal. und ich bin im detail noch nicht sicher, aber ich denke an so menschen, die sachen sagen, wie: die serie, das buch, der song haben mich geprägt. und ich denke, eine serie, die derart von unterschiedlichen frauen dominiert wird, muss mir doch etwas bedeutet haben, etwas verändert haben, damals, aber ich kann mich an solche gedanken erst viel später erinnern, bei the good wife, vielleicht. ich hatte möglicherweise weniger bewusststein für das problem, und konnte es nicht einordnen, quasi das besondere dann doch in seiner zeit nicht schätzen. aber nun frage ich mich etwas, dass ich vor einigen monaten schon bei poor things dachte: eigenwillige frauen gehen offenbar nur ver-rückt und überzeichnet zu zeigen.

naja, auch egal.

‘vergiss nicht, rechtzeitig das land zu verlassen’, war das bisher letzte, was k. zu mir gesagt hat. betrunken, nachts, zum abschied. und ich trage das jetzt mit mir herum, nicht wissend, wie und was ich damit anfangen soll. es ist ja immer dieser unterschied, zwischen den dingen, die einem, also mir, durch den kopf geistern, und denen, die man gesagt bekommt. selbst wenn sie in den worten identisch sind.

ceasefire im libanon, assad gestützt und aus syrien geflohen, türkei greift kurdische gebiete an. immer wieder heißt es, verhandlungen zu den geiseln seien auf einem guten weg. sogar von namenslisten war immer mal wieder die rede. dann wieder nicht. am 2. dezember wurde bekannt, dass Omer Neutra bereits am 7. oktober ermordet und von den terroristen dann nach gaza verschleppt wurde, wo seine leiche nach wie vor ist. 423 tage, hofften seine eltern Ronen und Orna, sein Bruder Daniel, seine familie, seine freund:innen, dass er lebend zu ihnen zurückkommt. 423 tage dachten wir, dass er lebend zurückkommen muss. am sonntag abend noch hatten seine eltern bei der kundgebung im central park new york über ihn gesprochen. nur zwei tage vorher veröffentlichte hamas ein video, in dem Edan Alexander spricht. Edan Alexander, der auf allen bildern, die es von ihm gibt, immer schon zu jung, zu zerbrechlich wirkt, wirkt noch jünger, noch zerbrechlicher in diesen kurzen langen 3:36 minuten. am 4. dezember konnte die IDF die leiche von Itay Svirsky in gaza bergen und nach israel bringen. hamas hatte auch von ihm ein video gezeigt, im januar und kurz darauf wurden er und Yossi Sharabi ermordet. Itay Svirsky war 38 jahre alt, hatte auch eine deutsche staatsbürgerschaft und war am 7. oktober zu besuch bei seinen eltern Orit und Rafi im kibbutz beeri. sie wurden schon an dem tag selbst von den terroristen umgebracht. am 7. dezember veröffentlichte hamas dann ein video von Matan Zangauker. er ist 25 jahre alt, die terroristen entführten ihn und seine freundin Illana Gritzewsky aus kibbutz nir oz. Illana Gritzewsky war ende november 2025 freigelassen worden. am 22. dezember wurde Rom Braslavski 22 jahre alt. er arbeite als sicherheitsmann beim nova festival und half mehreren besucher:innen den terroristen zu entkommen, bevor sie ihn nach gaza verschleppten.

manchmal will ich nicht rausgehen, weil dies alles hier niemanden interessiert und weil ich es nicht ertragen kann, an den stellen vorbeizukommen, an die ich in der nacht zuvor porträts der geiseln verklebt habe, die bereits wieder abgerissen sind.

israel hat seine botschaft in irland geschlossen. und in melbourne ist in der vergangenen woche die Adass Israel synagoge angezündet wurden. zwei männer waren in dem gebäude, sie konnten sich mit verletzungen retten. k. schreibt artikel darüber, wie es ist, dass wieder synagogen brennen.

vielleicht jeden tag ein paar sätze. es hilft ja doch.

20241121, früher abend

ich überhole mich selbst. seit tagen liegen hier entwürfe von gedanken und hinweise auf erwähnenswertes herum und dann wird es zu viel und manches schon wieder zu anders um es noch aufzunehmen. dfg antrag II ist angenommen. das ändert viel. alles ist noch unkonkret und ich muss oft gegen das gefühl angehen, zu misstrauisch zu sein. ich erinnere mich immer an wenig, aber daran, wie hans scheuerecker mal in einer dieser zu langen und zu betrunkenen nächte sagte, dass ich mir weniger sorgen machen solle, weil ich jemand wäre, bei der am ende die dinge gut gehen. aber wie vertraut man auf so etwas?

heute hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass ich erst etwas mehr als einen monat wieder in deutschland bin und in meinem gefühlten sosein kommt es mir vor wie eine ewigkeit, die deutlich länger als ein monat ist. gestern einem freund beim theatermachen zugesehen und heute immer noch darüber nachdenken. dafür, dass mich wenig berührt, klingt es sehr nach. anschließend in einer bar um die ecke gewesen und endlich wieder guten rotwein getrunken, aber beim nachhausegehen dann auch gedacht, dass das einfach nicht mehr geht, dieses besuchen von bars in neukölln und kreuzberg. die räume gehören den pro-palestine menschen und ihren schmiererein auf den klos und ihrer unverkennbaren anwesenheit auf den plätzen. vor ein paar tagen schon auf den besuch der lieblingspizzeria verzichtet, weil ich weiß, dass sie von linken alternativen italiener:innen betrieben wird und ich zu wenig kraft habe, mich in ein ambiente zu begeben, dass ich vermute, aber nicht austesten will. mich an derartigen orten unwohlfühlen wie zuletzt bis 2003 in cottbus. ich überklebe die schmiererein an unserem klingelschild mit aufklebern für die freilassung von Schlomo Mantzur, der 86 ist und seit 412 tagen in der gewalt von hamas. und sie werden immer wieder abgerissen, weil es offenbar nicht einmal den grundkonsens gibt, dass ältere menschen, die in einem kibbutz leben, nicht entführt werden dürfen. nethanjahu hat die summe erhöht, die für informationen und die freilassung von geiseln bezahlt werden würde. es nützt nichts. sie geben sie nicht raus, nicht einmal auf einer persönlichen ebene findet sich jemand, der oder die dazu bereit ist. es scheint sich überhaupt nichts zu tun, verhandlungen waren schon lange kein thema mehr. der zustand als ist-zustand ist seit einiger zeit einfach nur noch da und wir leben damit und ich habe keine vorstellung mehr, wie sich das eigentlich auflösen soll. das heißt die meisten leben nicht damit, weil es sie weder interessiert hat noch interessieren wird.

ein kino in mailand hat es vergangene woche abgelehnt, eine dokumentation über die holocaustüberlebende Liliana Segre zu zeigen, weil man angst vor propalästinensischen protesten habe. das jüdische museum in san francisco schließt seine räume für mindestens ein jahr, weil besucher:innenzahlen und spenden so stark zurückgegangen sind, dass man erst einmal neue strategien fürs weitermachen entwickeln muss. raketen und drohnen der hezbollah treffen immer mehr konkrete orte: in akko gestern einen kindergarten, in ramat gan ein gebäude und ein bus, in haifa am samstag eine synagoge und in nahariyya starben zwei menschen. mehr als 800 soldat:innen sind bereits gefallen. Tamir Nimrodi ist letzte woche 20 jahre alt geworden. er war als bildungsoffizier auf einer basis nahe zu gaza. während seine zwei mitbewohner sofort ermordet wurden, verschleppten die terroristen ihn. ein video, dass sie davon machten und dass seine schwester online fand, ist das letzte zeichen, dass seine familie von ihm bis heute hat. von Sasha Troufanov hat der islamische jihad vergangene woche zwei videos veröffentlicht. am 11. november hatte er seinen 29. geburtstag. der internationale strafgerichtshof in den haag hat heute haftbefehle gegen netanjahu und yoav gallant ausgesprochen. in dublin wird ein jüdischer student in einer bar angegriffen, in new york ein jude so ins gesicht geschlagen, dass seine wunde genäht werden muss, in der depaul university von chicago greift ein maskierter täter zwei jüdische studierende an, die zu einem friedlichen austausch über israel eingeladen hatten, ein 13jähriger jüdischer junge wurde auf seinem schulweg in crown heights / brooklyn von einem älteren mann ins gesicht geschlagen, in antwerpen ein orthodxer jude auf offener straße angeschrien, für die gegend um den gesundbrunnen in berlin gab es die warnung, beim abreißen propalästinensischer aufkleber vorsichtig zu sein, weil darunter rasierklingen angebracht wurden, bei der versuchten besetzung des präsidiumsgebäudes der fu berlin benutzten die vermummten täter:innen unter anderem äxte und knüppel, wurde jetzt dann mal bekannt gegeben.

ich bin zu lustlos zum weiterschreiben. ich müsste etwas essen, aber alles ist mir zuwider.

20241110, abends

ich kann hier nicht schreiben, weil ich seit tagen über etwas schreiben müsste, aber nicht kann, weil es zu schmerzhaft ist und zu groß und zu grundlegend und weil ich angst habe, es in die welt zu tun. weil wenn es da und nicht nur in meinem kopf und in meinem mail-ordner ist, muss ich mich damit beschäftigen, was es bedeutet und was ich will und soll und überhaupt noch kann. und dann bin ich damit konfrontiert, was andere dazu sagen und dem bin ich nicht gewachsen. definitiv nicht gewachsen, bevor ich keine eigenen antworten habe. weil mein leben, wie ich es kenne und will, vorbei ist und weil geschichte nicht in wiederholungen verläuft (auch wenn viele gerade so tun als ob doch) und zu den vielen ängsten und düsternissen kommt nun eine, die mein leben verändert, wenn ich mich ihr stelle. was ich dringend tun muss. aber ich habe angst und damit sind wir wieder beim anfang wenigstens dieses eintrags. nicht weiter wissen und deshalb angst haben ist eine sache, die die mitte des körpers schwer macht und das atmen ganz flach. und über etwas, das so wichtig, so grundsätzlich ist, mit menschen der umgebung nicht zu sprechen, macht noch einmal neue arten von einsamkeit. es ist gut, dass ich so gelähmt bin, dass ich nicht einmal über selbst-töten nachdenken kann. was gleichzeitig komisch sogar im sinne von witzig ist, weil das ja ansonsten immer gern das ist, was mir als erste lösung einfällt.

zugleich zu viele dinge: dienstag demonstrierte ein mob durch paris und stürmte das büro der fédération française de football, weil israel am 14. november ein spiel in der stadt betreiten wird, naja eigentlich weil sie antisemiten sind. einen tag später entrollten fans bei einem shampions-league-spiel zwischen paris-saint-germain und atlético madrid ein riesiges, und ich meine wirklich ein RIESIGES, transparent mit free-palestine, hamas-kämpfer, kind in libanonflagge, blutender fahne. man kann wenig dazu lesen, bestenfalls schreibt journalismus noch meldungen bei twitter ab, wie funktionäre oder minister schwatzen, dass so etwas nicht geduldet wäre. so gibt es keine auskunft dazu, wie das transparent da eigentlich hinkam, wie lange es da war, und wohin es verschwand. donnerstag nacht gab es in amsterdam schimmste antisemitische ausschreitungen gegen fans von maccabi tel aviv, die zuvor gegen ajax gespielt hatten. verstörende videos unfassbarer gewaltorgien, elal flugzeuge, die trotz shabbat geflogen sind, um die israelis abzuholen. der tagesspiegel nannte das ‘krawalle’ und ‘auseinandersetzungen’, nicht wenige haben den israelis die schuld gegeben, viele andere es an emphatie mangeln lassen. muster haben sich etabliert. bei vielen proisraelischen veranstaltungen und positionierungen beispielsweise als verweise darauf, dass der antisemitische hass (auch) menschen trifft, die die rechte regierung, nethanjahu, you-name-it kritisieren, ganz so, als ob dies ihre eintrittskarte in den schutz der gutmeinenden ist. will zunehmend schreien. in amsterdam wusste man übrigens von der gefahr: nicht nur hatten israelische behörden warnungen geschickt, die stadt hatte eine pro-palestine-demo vor dem stadion um einen kilometer verschoben aus angst vor auseinandersetzungen. wenn es nicht desaströs wäre und das leben von menschen bedroht, würde man niedlich denken und sich über naivität austauschen. in großbritannien denkt man darüber nach, ‘palestine action’ zu verbieten, in deutschland gibt es jetzt eine resoultion des bundestags mit dem titel “nie wieder ist jetzt: jüdisches leben in deutschland schützen, bewahren und stärken”, die unter anderem amnesty international für eine gefährung der grund- und menschenrechte hält. offene briefe werden geschrieben. proteste artikuliert. nichts scheint den guten menschen in kultur, wissenschaft und ngos in deutschland mehr angst zu machen, als dass jemand ihr recht auf israelhass infrage stellt oder es doch zumindest nicht mehr finanzieren will. auch am dienstag konnte Nati Ganon, der das hamas-massaker auf dem gelände des nova-festivals überlebt hatte, nach einem jahr und fast einem monat das ichilov krankenhaus verlassen. seine frau Shiran war ermordet worden, nachdem es beiden zunächst nicht gelungen war, mit dem auto zu entkommen. sie haben drei kinder: Ilay, Ori, und Mai. am montag attackierte eine gruppe männlicher jugendlicher fünf jüdische schulmädchen mit “heil hitler” rufen in einer straßenbahn in melbourne. gestern nacht wurden juden:jüdinnen in stockholm angegriffen, als sie der sogenannten reichspogromnacht gedachten. die täter warfen dabei die israelischen flaggen in einen fluss. Hagai Levine (unter anderem head of the health team of the Hostages and Missing Families Forum) hat darüber geschrieben, dass die chancen der noch lebenden geiseln mit blick auf den nun kommenden winter drastisch sinken, weil ihre körper im unterschied zum vergangenen jahr keine reserven (mehr) haben, kälte etc. zu widerstehen. heute sind es 401 tage. 401.

20241104, vormittags

manchmal habe ich einen schönen abend, oder sogar einen ganzen schönen tag. aber morgens und abends, das erste und das letzte, sind bilder und geschichten von geiseln, ermordeten und überlebenden. immer. und immer ist es dann egal, wie schön ein tag oder ein abend werden können oder waren. dass es mir eben erst besser gehen wird, wenn die geiseln wieder zu hause sind, habe ich zu fraufragmente gesagt, aber nicht, dass ich angst habe, dann nicht mehr zu wissen, was es bedeutet. ich denke immer öfter, dass ich die menschen in meiner umgebung in deutschland hilflos mache mit meiner traurigkeit und sie mit meiner unfähigkeit, andere themen noch wirklich gelten zu lassen, müde werden lasse. weil das, was ich hier schreibe, ist meine gegenwart, auch dass habe ich zu fraufragmente gesagt, und das war nur ein kleines bisschen gelogen, weil hier steht nichts über meine plötzlich aus dem nichts wieder aufgetauchte sehnsucht nach a., die so schmerzhaft ist, als hätte er mich erst am tag davor verlassen und auch nichts darüber, dass ich seit wochen innerlich durchdrehe, weil ich nicht mehr weiß, welches lied er mir am letzten abend den wir je hatten und von dem ich nicht wusste, dass es der letzte abend ist den wir je haben werden, auf auf dem flohmarkt in yaffa gesungen hat. ich kann mich an alles erinnern, aber das lied habe ich vergessen. und weil ich mich an alles andere erinnere weiß ich noch, wie es war, von ihm gemocht und gesehen zu werden und für eine weile das zentrum seiner aufmerksamkeit und manchmal seiner welt zu sein. und mit weiß-ich-noch meine ich auch, dass mein körper sich daran erinnert und dann sind wir wieder am anfang, an dem moment mit seinem satz und mit meinem tattoo. ich wusste immer, dass ich mich von diesem ende nicht erhole, aber ich wusste nicht, dass es auch bedeutet, nicht mehr in das alleinsein des davor zu passen. und hier steht auch nichts darüber, dass ich freund:innen verliere, mich aus ihrem leben schleiche oder sie sich aus meinem, dass ich enttäuscht bin und traurig und mir die kraft fehlt, mich zu entschuldigen für mein sosein oder sie anzuschreien, weil sie weggehen ohne abschied. hier steht auch nichts darüber, dass ich mich immer noch weigere, mit carolyns tod zu leben, wozu gehören würde, endlich mal nur darüber zu weinen. und nichts konnte ich über den schock schreiben, vor einigen wochen, zu sehen, dass jemand ihren account bei facebook gelöscht hat und unsere langen chats jetzt nur noch ich gegen eine abwesenheit bin.

ich packe immer noch zu viele tabletten ein, wenn ich das haus verlasse, weil die sicherheit, rechtzeitig zurück zu sein, ist gebrochen. auf unvorhergesehenes vorbereitet zu sein, wenn ich das haus verlasse, war schon mal thema seit mitte der 1990er jahre. aber das hatte andere facetten und irgendwie auch abenteuer.

ich registriere, wenn menschen sich auf meine nachrichten nicht zeitnahe zurückmelden und dass ich dann nervös werde und merke zugleich, dass mir die kraft fehlt, nachzufragen, anzurufen, sicher zu gehen, dass es eine form von angst gibt, die sich auf merkwürdige weise unter meiner haut entlangzieht, eine es-wird-gleich-etwas-passieren-angst oder vielleicht ist es auch eine es-ist-schon-etwas-passiert-aber-ich weiß-es-noch-nicht-angst. jemand schreibt mir, dass sie im garten ihres hauses in ramat hasharon ein raketenteil gefunden hat. jemand anderes, dass sie den alarm in einem film für einen alarm in ihrer stadt hielt, in den sicherheitsraum lief und da die vorgeschriebenen zehn minuten sitzenblieb.

bereits um 15 uhr meldete die IDF gestern, dass aus dem libanon mehr als 100 raketen nach israel geschossen wurden. mehr als 100. am freitag wollte ich unbedingt in london sein, am samstag lese ich, dass zehntausende auf einer antiisraelischen demonstration sind, die zur us-botschaft marschieren, um das ende einer unterstützung im krieg gegen hamas und hezbollah zu fordern. am gleichen tag stahlen die aktivist:innen von palestine action eine büste von Chaim Weizmann aus der universität von manchester. anlass war ihnen der 107. jahrestag der balfour-deklaration, die in ihrem wahn der beginn eines ‘ethnic cleansing of Palestine’ sei. später beschmierten sie großflächig weitere orte und räume, so das Britain Israel Communications and Research Centre (BICOM) in hampstead, das büro des Jewish National Fund (JNF) in hendon und das Institute of Manufacturing der Cambridge Universität. auch am samstag morgen schlug eine rakete in Tira ein und verletzte elf menschen. wieder hat es damit eine vor allem von arabischen israelis bewohnte stadt getroffen. nachdem einige tage zuvor zwei bewohner:innen von Majd al-Krum durch eine rakete der hezbollah getötet wurden, hatte es unzählige rassistische kommentare unter artikeln gegeben. heute morgen ließ der iran den 20jährigen Arvin Nathaniel Ghahremani im gefängnis von kermanshah exekutieren. er wehrte vor zwei jahren einen messerübergriff ab und töte dabei den angreifer. nach wie vor sollen rund 10.000 juden:jüdinnen im iran leben. sind damit nach wie vor die größte jüdische gemeinschaft in der muslimischen diaspora. Agam Goldstein-Almog, die als 17jährige gemeinsam mit ihren zwei jüngeren brüdern Gal und Tal sowie ihrer mutter Chen aus Kfar Aza entführt wurden, während die terroristen ihren vater Nadav und ihre ältere schwester Yam ermordeten, hat in einem instagram post ein bild aus ihrer gefangenschaft in den tunneln von gaza veröffentlicht, unter dem sie über die 51 tage sprach und darüber, dass sie zum zeitpunkt der aufnahme nicht wusste, dass sie wenige wochen später freigelassen wird und was es ihr erspart hätte, diese wochen nicht auch noch erleben zu müssen. Benjamin Balint hat einen phatastischen artikel über zeit seit dem 7. oktober geschrieben.

heute sind es 395 tage.

songs-of-a-lost-world-release-day

sonntag nacht gab es einen erneuten anschlag aufs bajzel, am folgenden tag fand die polizei sprengstoff in einem rucksack auf dem s-bahnhof, besitzer nach wie vor flüchtig. ‘entsorgt’ wurde der sprengstoff in der thomashöhe, ohne irgend eine warnung natürlich und der knall ging durch alle wände, assoziationen gab es frei dazu. wenn es mich schon verstörte, will ich nicht wissen, was das mit menschen macht, die tatsächlich vor kriegen geflohen sind. zu viel alkohol in den letzten tagen, ein bisschen arbeiten, viel soziales agieren.

bereits am samstag wurde ein 39jähriger jude, der auf an dem 2,600 block der north washtenaw avenue in chicago auf seinem weg zur synagoge war, mehrfach angeschossen. die gegend ist eine vor allem für jüdisch-orthodoxe bewohner:innen, der täter brüllte ‘allahu akbar’. Mia Shem, Avi Harush und Ayelet Samrano haben am montag in new york bei einer gedenkveranstaltung gesprochen, Mia Shem hat dabei von den bedingungen in den ersten tagen ihrer geiselhaft berichtet, von langen märschen in tunneln, von angst, von tagen in einem kleinen käfig gemeinsam mit fünf anderen frauen, von tagen ohne essen und trinken, ohne sanitäre einrichtungen. diverse szenarien für einen deal wurden in den letzten tagen immer wieder veröffentlicht, so hieß es eine weile, 11 bis 14 geiseln für 30 tage pause in gaza. gestern ließ hamas israel wissen, dass sie alle angebote zurückweisen. Erez Calderon, der von den terroristen aus dem haus seiner eltern in Nir Oz nach gaza entführt worden war, dort seinen 12. geburtstag verbringen musste und im november freigelassen wurde, während sein vater Ofer nach wie vor in der gewalt der palästinenser ist, konnte gestern seine bar mitzvah feiern. und Omer Shem Tow wurde gestern 22 jahre alt, sein zweiter geburtstag als geisel. es sterben viele soldaten und gestern nun auch mehrere zivilist:innen: ein landwirt und vier thailändlische arbeiter:innen auf einem feld bei metula und eine frau und ihr sohn in einem olivenhain bei haifa. jeweils durch raketen der hezbollah. ILGA World, weltweiter dachverband von LGBTQ+ organisationen hat den israelischen verband Aguda ausgeschlossen und die taliban verbietet nun, dass frauen die stimmen von anderen frauen hören.