gestern nacht nicht schlafen können, weil die dig beschlossen hat, unseren antrag abzulehnen, mit der begründung, das sei zu unbedeutend. in langen reihen von abwertungen meiner arbeit trifft mich diese auf eine neue weise und macht mich wütend auf eine neue weise und schafft hilflosigkeit in einer neuen weise. als ich mich dann im internet festlese, finde ich einen einige stunden alten post, in dem es heißt, trump habe verlautbart, nur noch 21 der 24 geiseln würden leben. seit ein paar tagen geistert das so durch die welt, nachdem sara netanjahu bei einer gelegenheit, an die ich mich nicht mehr erinnere, die aber öffentlich war, entsprechende andeutungen machte. die angehörigen der geiseln scheinen dazu nicht informiert worden zu sein. vergangene woche hatte hamas ein video veröffentlicht, dass zeigen soll, wie eine geiseln nach einem luftangriff aus trümmern gerettet wird. sie behaupteten, es würde sich um Maxim Herkin handeln, von dem die terroristen dann widerum ein video am samstag veröffentlichen, in dem er eine verbundene hand hat. es gibt wenig aussicht auf einen deal. und in zusammenfassung einiger podcasts und artikel in den letzten wochen hatte ich immer wieder den eindruck, es sollen damit auch die voraussetzungen und rahmen gesetzt werden, in/mit denen der verbleib der noch lebenden und sowieso der toten in gaza nun einfach zur tatsache wird. natürlich spricht das niemand aus, aber das ihre befreiung das ziel der immer noch zunehmenden militäroperationen ist, liest und hört sich politikerseits immer mehr wie eine formal an, die an viele andere pflichtschuldig vorgetragene erinnert. jemand stellt zum beispiel in einem interview die geschichte von geiselnahmen und israels jeweilige reaktionen vor; die einordnung und damit auch normalisierung dessen hat (vielleicht) begonnen und am 1. mai sitzt mir ein typ gegenüber, der einer der wichtigsten ngos zum nahen/mittleren osten in deutschland vorsteht und erzählt mir nicht nur langweilige geschichten von seinen treffen mit wichtigsten deutschen politikern, sondern auch, dass der kampf gegen hamas eben wichtiger sei für israels überleben und auf meinen einwand, dass es die gesellschaft und selbstverständnisse von jüdisch-sein zerstören werde, wenn diese 59 menschen nicht zurückkommen, tut er ab als emotinales überzogenes geschwätz. vogelperspektive einer kriegsherrenlogik (oder so ähnlich), wird die liebste freundin das später nennen. zugleich intensiviert sich alles: eine rakete der houthis schlug tatsächlich am flughafen ein, die idf fliegt angriffe im yemen und in syrien, wo die situation der druzen sich noch weiter verschlechterte und zahlreiche ermordet wurden. israel nimmt verletzte druz:innen zur behandlung auf. (zehn?-)tausende reservisten werden wieder einberufen. die szenarien einzelner politiker für gaza sind verstörend. ich kann die fragilität der situation bis hierher spüren. und ich spreche viel und oft mit verschiedenen menschen in israel, und merke, dass das, was ich erst als veränderung nach dem 7. oktober festgestellt habe, als intensivierung und neuheit meiner beziehungen, tatsächlich realität wird und ist. und ich merke auch, dass mein plan, im september erst zu fliegen, nicht so gut ist.
am samstag bei phillip boa gewesen und zu meiner überraschung in der zweiten reihe gestanden und irgendwie war alles zeitreise, auch das gefühl. nur dass er netter geworden ist und am ende sogar was von liebe gesagt hat, war irgendwie naja, ungewohnt. danach wieder dieses krass, ich habe zwei stunden nicht über die situation und die geiseln nachgedacht – gefühl und auf dem nachhauseweg lief noch die samstagsendung des toi-podcasts, die, in der sie immer die biografien der ermordeten vorstellen. und die leichtigkeit der gerade vergangenen zeit hat gemacht, dass das hören noch schwerer war.
schaffe immerhin, ein paar sätze zu schreiben und denke, wenn ich es gut mit mir meine, dass ich gar nicht faul bin, sondern nur noch keine ordnung in meinem kopf über das zu schreibende hergestellt und vielleicht auch ein bisschen angst habe, mich zu sehr in die veröffentlichten artikel einzulesen, weil, wie ich an. gestern bis nach warschau mitteilte, das ganze buch vielleicht nur als satire geschrieben werden kann. lese wir schon wieder und die absolutheit meiner vorbehalte gegen kurzgeschichten ist vielleicht einfach unsinn. den nachmittag mit tereza verbracht, die in berlin ist für 24 stunden und mir drei davon widmet.
heute ist alles 19 monate.