20240228, morgens

zu viel alarm im norden. es ist wieder morgens aufwachen, und viele rote anzeigen haben. 60 raketen sollen es gestern gewesen sein.

noch vor dem aufstehen eine kleine diskussion zur berlinale gehabt. wenn ich es richtig verstehe, hat claudia roth fleißig mitgeklatscht will jetzt aber ‘aufarbeiten’? und protest bei der abschlussveranstaltung und gegen den einen oder anderen antisemitischen ausfall gab es nicht, weil den filmmenschen nur der mut dazu fehlt? alles klar. realität ist ein schwieriges konstrukt. das kann zweifellos überfordern. währenddessen unterschrieben mehr als 13.000 menschen eine pedition, um israel von der biennale in venedig auszuschließen, begründet mit dem üblichen müll, den so leute in ihrem kopf haben und auch damit, dass der zeev rechter, architekt des pavillions, zu einem “Russian” wird, “who settled in Palastine in 1919 and is considered a key architect of the Zionist project in occupied Palastine”. grenzenlose dummheit ist das, klar, antisemitismus sowieso. aber es reicht ja nun nicht mehr, dass wir uns das bewusst halten.

es gibt eine andere art von tourismus hier jetzt. kleine und große gruppen, vor allem, aber nicht nur, aus den usa, die zum volontieren kommen und sich dann orte ansehen, die im süden aber auch den Hostages Square vor dem Tel Aviv Art Museum. die dinge verschieben sich, leicht nur, aber das ist jetzt eben auch unsere normalität. n. und ich sitzen für einen kaffee auf den stufen von beit ariela und reden über die dinge der wochen, in denen ich nicht da war und den hintergrund bildet eine veränderte art von geschäftigkeit; besucher:innengruppen, die sich über den platz führen lassen und sich dann zu gesprächskreisen zusammenfinden, junge frauen, welche die plakate für die geiseln erneuern, menschen, die dinge hin und her räumen. wie man sich auf eine merkwürdige weise an fassungslosmachende dinge gewöhnt. wie jetzt eben krieg in der ukraine ist, den wir gerade nur wieder mehr wahrnehmen, weil der überfall russlands sich zum zweiten mal jährt. ich wäre gern da, wenn diese platz wieder abgebaut wird, wenn sich eine andere normalität herstellt. aber naja, in die müssen wir dann auch nur integrieren, was uns jetzt fassungslos macht und damit leben lernen.

gute zeiten für depressionen.

viel wird gesprochen zu einem möglichen deal und plötzlich ist dabei nur noch von 40 geiseln die rede.