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20240505, an einem anderen ort

vor zwei tagen hat der kibbutz be’eri bekannt gegeben, dass sein bewohner Dror Or bereits am 7. oktober von hamas ermordet und seine leiche mit den den gazastreifen verschleppt wurde. bisher war man davon ausgegangen, dass er als geisel gehalten wird. die leiche seiner frau yonat war einige tage nach dem massaker entdeckt worden. zwei der drei gemeinsamen kinder – Noam, 17 und Alma, 13 – zwangen die terroristen ebenfalls nach gaza; sie konnten beim ersten deal im november befreit werden. am gleichen tag wurde bekannt, dass sterbliche überreste von Elyakim Libman in einem grab in israel gefunden worden waren. aufgrund von schwierigkeiten bei der identifizierung war er irrtümlich mit einer anderen person bestattet worden und man ging davon aus, dass er unter den nach gaza entführten ist.

warten auf eine entscheidung in einem möglichen deal. checke mein telefon noch öfter als sonst. es gibt immer wieder nur widersprüchliche aussagen. ich merke, wie meine aufmerksamkeit für alle anderen nachrichten dahinter zurückstehen. und ich merke auch, wie sich meine realität so wenig mit der anderer deckt. das wird nicht besser, einfacher oder wenigstens anders. gestern nacht eine lange betrunkene diskussion zur politischen situation in deutschland gehabt und ein bisschen überfordert gewesen von naivität und ansätzen eines umgangs, von dem vertrauen in symbolischen handeln, von der annahme, vor allem auf den wahl-ebenen müsse sich das alles noch regeln lassen, von der fehlenden bereitschaft, etwas wirklich ändern zu wollen.

dabei will ich doch nur meine ruhe haben.

die kunsthalle in bielefeld besucht, ein von philip johnson entworfener bau. johnson fand in den 1930er jahren nationalsozialismus und antisemitismus ganz okay. realisiert wurde das gebäude unter der leitung von cesar/cäsar pinnau, der nazis auch ganz gut fand, 1937 in die nsdap eintrat, u.a. für speer plante und nach 1945 erfolgreich immer weiter bauen konnte, dabei beispielsweise hausarchitekt von rudolf-august oetker war, dessen konzern den bau mehrheitlich finanzierte und dessen stiefvater richard kaselowsky trotz sehr begeistertem so-sein als nazi – ab 1. mai 1933 Mitgliedschaft in der nsdap, dann noch ss-gruppenführer und mitglied im freundeskreis reichsführer-ss – bis 1998 der kunsthalle ihren namen geben durfte. an stelle einer tafel im eingangsbereich, die dies verzeichnete, gibt es heute eine, auf der es heißt: “Im Gedenken der Opfer des zweiten Weltkrieges unserer Stadt, hat die Familie OETKER den Bau dieser Kunsthalle ermöglicht.” so geht geschichtsumdeutung und niemand kotzt ihnen vor die füsse.

dabei hat der ort mir heute aber auch die bekanntschaft mit dem wirken von mona hatoum ermöglicht und damit eine neue besessenheit. habe bisher keine positionierung gefunden, die dies unmöglich macht. obwohl sie palästinenserin geboren im libanon und in london lebend ist. ein verdacht bleibt. so ist das jetzt.

erstes spiel von dortmund live gesehen.

für den esc in malmö gibt es erwartungen von antisemitischen ausschreitungen, eine erhöhte bedrohungsstufe für israelische reisende und drohungen gegen die sängerin eden golan. in berlin versuchten pro-palästinensische protestierende letzten freitag eine blockade an der HU, in paris sind sie damit erfolgreicher.

raketen aus gaza/rafah richtung kerem shalom und in der folge zehn verletzte israelis.

20240502, mittags

davon geträumt, im august in jerusalem zu sein und und als erstes zum zelt für die geiseln gehen zu wollen, um mich zum volontieren anzumelden. gedacht, dass das doof für einen traum ist, weil august ist lange hin und die geiseln bestimmt befreit dann. nach dem aufwachen gelesen, dass hamas dem neuen proposel “negative” gegenübersteht.

20240501

ich erinnere mich bekanntermaßen nicht an viel, aber gestern und heute wiederholt daran, wie es sich anfühlte, früherTM am 30. april und/oder am 1. mai nach berlin zu kommen und zu demonstrationen zu gehen. sogar einen tick nostalgie gefunden. und zugleich morgens k. geschrieben, dass es mir zu viel und zu gruselig ist, in den wedding zu fahren und all diese menschen zu kreuzen.

in regelmäßig unregelmäßigen abständen überklebe ich die “free palestine”-schmierereien an der haustür. immer sind die aufkleber wenig später sehr sorgfältig entfernt. die schriftzüge unkenntlich zu machen hat sich ansonsten hier noch niemand bemüht.

je mehr zeit vergeht, desto unwahrscheinlicher erscheint es mir, dass hamas dem deal zustimmt. ich merke, wie angespannt ich bin und auch, wie mich andere nachrichten nicht interessieren. ich öffne in kurzen abständen meine apps und scanne nur nach diesen informationen. die nicht kommen. es gibt so viel mehr demonstrationen. dass smotrich und co. immer unverholener sagen, dass ihnen die geiseln egal sind, lässt irgendwas in meinem inneren einfrieren.

das hören von ‘arbeit und struktur’ beginnt verstörend zu sein, weil sich die stimme des vorlesers august diehl jetzt auf irritierende weise mit den sätzen und ihrem rhythmus verbindet und so zur stimme von herrndorf selbst wird, die ich ja eigentlich nicht kenne.

in einem garten mit menschen getroffen, die mir nahe sein sollten und mich sehr allein gefühlt.

in israel lebende überlebende können nicht an der gedenk-/befreiungsfeier in bergen-belsen teilnehmen, weil die dortige leitung den termin auf den 5. mai festgelegt hat und einen tag später in israel yom hashoah ist. zudem habe die organisation Irgun S’hearit HaPlita in diesem jahr keine offizielle einladung bekommen und ihre vertreter:innen sind auch in die planungen für die reden nicht einbezogen worden. für die gedenkstätte kommentierte dies ihre sprecherin stephanie billib dahingehend, dass der termin sonst mit der messe in hannover kollidiert wäre, was “hotelzimmer teuer oder nur schwer zu bekommen” mache und zudem die stiftung “nicht auf alle nationalen feiertage rücksicht nehmen [könne].” ich würde das gern klug kommentieren, aber mein kopf knallt immer weiter auf die tischplatte.

20240430, mittags

ich schreibe mit e., die sich nicht mehr auf ihren campus traut. ich schreibe mit s., die sich liest, als würde sie zusammenbrechen, der die kraft fehlt, zu reden und die nicht weiß, wie sie weitermachen soll. nach wie vor campen antisemitische studierende auf den geländen der us-universitäten, heute morgen ist eine gruppe in ein gebäude in columbia eingebrochen und hält es nun besetzt. einzelne rufen offen zur ermordung von juden:jüdinnen. columbia steht im focus der berichte, aber offensichtlich oder möglicherweise ist die situation an vielen anderen orten ähnlich. gestern eine kundgebung vor dem auswärtigen amt besucht, weil deutschland wieder geld an unrwa gibt. what could possibly be wrong. wieder nur wenige menschen. und ich frage mich, warum die organisator:innen noch nicht durchgedreht sind dabei. eine vorgefertigte rede wird wieder und wieder vom band abgespielt. ich gehe immer noch dahin für meinen persönlichen mut und meine hoffnung auf eine zugehörigkeit, aber ich bin danach wieder nur noch mutloser und noch unzugehöriger. nach wie vor warten auf eine antwort von hamas. es sei ein großzügiges angebot, heißt es von us-seite und sie müssen dafür auch nur noch 30 geiseln geben. morgen ist 1.mai und die, mit denen ich spreche, haben nur angst und/oder erbrechen für den pro-palestine ausbruch, der uns da bevorsteht. ich solle doch auch lieber die stadt verlassen, sagt d., aber ich finde es erbaulicher, einfach in meiner wohnung zu bleiben. ich lese, dass der leiter der kurzfilmtage oberhausen, Lars Henrik Gass, von der deutsch-israelischen gesellschaft mit der ernst-cramer-medaille ausgezeichnet wird, weil er sich in einem facebook-post nach dem 7.oktober gegen antisemitismus und auf der seite israels positioniert hat. mehr als 100 filme sollen daraufhin zurückgezogen worden sein. einen preis, – mehr oder weniger – für einen post im internet, den er trotz druck nicht zurückgenommen hat. wie gut es ist, dass das ausgezeichnet wird. wie krass es ist, dass das überhaupt schon ausgezeichnet werden muss. der deutsche botschafter in israel, steffen seibert, wurde von einem mob in ramallah angegriffen. dabei hat er sich doch so mühe gegeben, seinen schwerpunkt zunehmend auf die schlechte situation der menschen in gaza zu legen.

20240428, nachts

tage mit 12 stunden schlaf. kopfschmerzen. aber weniger allergie. ein neues video von hamas zeigt Keith Siegel und Omri Miran. es ist kaum auszuhalten, es anzusehen. und man macht es trotzdem bis zum schluss. allein und zu hause und mit so viel schmerz, dass man nicht zu weinen aufhören kann. man, also ich. hamas gibt auch bekannt, innerhalb von 48 stunden über den nächsten vorschlag für eine vereinbarung entscheiden zu wollen. immer wieder ist nur noch von 20 geiseln in der ersten phase die rede. die dokumentation screams before silence erscheint und ich denke, wie sich immer neue layer, neue geschichten, neue grausamkeiten über die schon bekannten erzählungen legen. wie sie sich verdichten. wie frauen den mut finden müssen, öffentlich zu sprechen. wie es immer mehr werden, die ihre geschichten erzählen. oder teile davon. wie grausam auch das ist. jeden samstag werde ich wach und denke daran, wie es war, am 7. oktober wach zu werden. und wie sich seit dem die zeit neu einteilt. wie es eine woche her war, dann einen monat. irgendwann 100 tage und jetzt mehr als 200. immer wieder habe ich rot gefärbte hände auf demonstrationen für die geiseln gesehen, offensichtlich funktioniert es auf weitere weisen. aber ich bin zu ko, über die verschiebungen im symbolischen nachzudenken. ich denke viel an a. ich habe kein bedürfnis, ihm zu schreiben. aber ich wüsste gern einfach mit selbstverständlichkeit, dass er okay ist. ich habe einen abend verbracht, der war so perfekt, dass er ein bestes date seit langem gewesen wäre, wenn er denn ein date gewesen wäre. ich kann mich nicht entschließen, einen flug zu buchen. ich erscheine mir zu fragil und meine umstände zu unbestimmt. dabei habe ich heimweh. mi. schickt ein bild von uns und Yom haAtzma’ut und dem strand von yaffa. es geht in meinem kopf nicht vor und nicht zurück. egal wie viele runden ich über das tempelhofer feld laufe.

20240424, abends

hamas hat vor einigen stunden ein kurzes video veröffentlicht, in dem hersh goldberg-polin zu sehen ist und spricht. es ist u.a. unklar, wann es aufgenommen wurde. man sieht, dass er seine linke hand verloren hat. ich kann nicht aufhören, an seine familie zu denken und was das mit ihnen macht. ich bin so erleichtert, dass er noch leben könnte. und ich schäme mich dafür, dass reaktionen von menschen hier in deutschland mich dazu gebracht haben, nicht mehr davon auszugehen, dass noch viele der geiseln leben. ich habe mir das video angesehen, weil es von jerusalem post verlinkt wurde, gehe ich davon aus, dass seine eltern die veröffentlichung gestattet haben. es ist grausam. kaum auszuhalten. es gibt nur gründe, warum man solche videos nicht ansehen sollte.

vor ein paar tagen angefangen, ‘arbeit und struktur’ als hörbuch zu hören. gemerkt, wie nahe und vertraut mir der rhythmus der gedanken und sätze ist. nachdem ich den blog damals bereits 1 zu 1 und das buch seitdem dreimal gelesen habe. mir fällt immer wieder auf, dass mir besonders die einträge zur auseinandersetzung mit dem thema selbsttötung in erinnerung geblieben sind und ich denke immer wieder daran, wie mir jemand während einer betrunkenen nacht im prassnik davon erzählte, herrndorf mal mit einer waffe am kopf in einem badezimmer angetroffen zu haben. mehr eigene geschichten habe ich nicht. nur die frage vielleicht, ob wir uns nicht eigentlich mal begegnet sein müssten. im prassnik oder einem der orte, die wir dann aber vermutlich doch zu unterschiedlichen zeiten besucht haben.

es ist kalt. ich finde keinen rückflug. selbst etwas für oktober zu buchen, und wer weiß schon, was da ist, ist kaum zu rechtfertigen.

“girls” geguckt. immer noch nicht verstanden, was daran feministisch ist. mit ausnahme einiger folgen und der in ihnen gesagten sätze. aber immerhin durchgehalten im gegensatz zum ersten mal bei erscheinen.

geweint, weil auf einem foto gemüse auf eine weise angeordnet war, die mich an tel aviv erinnert. geweint, als wir gestern bei einer kleinen gedenkveranstaltung für die geiseln auf dem wittenbergplatz waren. ich trinke zu viel alkohol. ich schlafe zu viel, sehe zu viele serien. arbeite kaum. spreche mit jemandem, der mir erzählt, wie er zufällig sein habil.thema fand und zufällig an den richtigen stellen im uni-kosmos ankam. darüber nachgedacht, dass mir noch nie etwas zugefallen ist, immer alles erkämpft, erstritten, durchgesetzt, trotzdem gemacht. überlegt, ob ich das noch will. diesen irrtum durchgegangen, jetzt etwas “verdient” zu haben nach all den mühen. von anfang an ja eigentlich. recherche zu putzfrauen-jobs gemacht.

20240417, statt arbeit

vor ein paar tagen sagte erneut jemand zu mir, es sei doch egal ob hamas einen deal unterzeichnet, die geiseln seien eh alle tot. ich gebe mir mühe, mich freundlich anlächelnden, auf zwei-staaten-lösung hoffenden und für mehr aufklärung gegen antisemitismus setzenden menschen die situation zu erklären. ich schreie einen freund an, weil er mir die falschen fragen stellt. ich entschuldige mich bei zu vielen menschen, dass ich gerade zu abgefuckt für gute leichte kommunikation bin. ich versuche zu lernen, nicht mehr die hauswände und stadtmöbel nach inschriften und aufklebern zu scannen, nicht die pins an der kleidung von menschen anzusehen, ihre ketten, die zeichen oder texte auf ihren tshirts und ihre großen pali-tücher zu ignorieren. ich stelle fest, dass ich als jemand die jahre teil einer (radikalen) antifaschistischen linken war, linke in öffentlichen raum jetzt skeptisch und distanziert, oft mit einem unguten gefühl betrachte, mich auf meinen wegen zu veranstaltungen und (gegen-)kundgebungen immer aufmerksam umsehe, lieber nicht lese, aufpasse, wer in die bahn einsteigt, wer vor mir geht, wer an ecken steht, wer bilder macht. ‘das alles ist wie cottbus in den 1990er jahren, nur eben anders’, sage ich zu mehr als einer freundin.

ich kann mich nur schwer konzentrieren. ich arbeite nicht so viel wie ich sollte. ich mache mir sorgen, um meine zukunft, um geld. ich schreibe bewerbungen und bekomme nur ablehnungen. ich frage mich ständig, was ich falsch mache. und stelle fest, wie schnell man aus einem akademischen “betrieb” fällt, wenn man keine feste stelle mehr hat, wie man verschwinden kann und es niemandem auffällt. ich habe keine ahnung, was ich tun und immer noch nicht, was ich werden soll. ich habe angst vor meiner zukunft und davor, kein geld mehr zu haben. ich schlafe zu viel und bin trotzdem müde. so müde. ich brauche jeden tag stunden, das bett zu verlassen. ich erwische mich, vor mich hin und auf das haus gegenüber zu starren. ich denke zu oft an a., der keine gedichte mehr schreibt. ich habe heimweh und immer noch keinen rückflug gebucht. ich gucke mir obsessiv wohnungsanzeigen an, besonders die, bei denen man einen blick auf die umgebung bekommt. manchmal weine ich, wenn ich den ort erkenne. ich zähle die menschen zusammen, die mich lange zeiten meines lebens eng begleitet haben und weder nach dem 7. oktober noch nach dem iranischen angriff wenigstens kurz nachfragen, ob ich okay bin.

20240413, nachts

vor einer stunde oder so hat der iran drohnen und raketen losgeschickt. was macht man mit und in so einer nacht. ich schreibe ein paar nachrichten. aber was kann man schon sagen?

die letzten nächte schon immer mit dieser angst schlafen gegangen. überhaupt die nächte. da war die eine, in der es hieß, dass hamas nicht mehr genügend lebende geiseln habe, um einen deal, der die freilassung von 40 beinhaltet, überhaupt einzugehen. gerade gelesen, dass sie ein ceasefire jetzt endgültig ablehnen. und da ist immer die angst, was einen morgen erwartet.

mal ist von 100 drohnen die rede, mal von 400 bis 500. gerade erster alarm im norden.

i24 sendet nur aufzeichnungen.

20240408, nachmittags in einem zug nach köln mit umweg wegen oberleitungsschäden

ein halbes jahr. zwei kundgebungen am wochenende. sehr unterschiedliche kundgebungen in ort und teilnehmenden, aber in jedem fall viel zu kleine kundgebungen. ich habe bisher nicht gedacht, dass sich fremd und allein fühlen noch durch weitere facetten erweitern lassen. but here we are.

dabei wieder viele geschichten, von angehörigen der geiseln, von überlebenden der massaker, von freigelassenen. gestern hat israel weite teile seiner truppen aus gaza abgezogen. unsicher, was das bedeutet. immer wieder ist von verhandlungen zu einem deal die rede. es gibt viel alarm. 70 prozent der früheren bewohner:innen sollen in den süden des landes zurückgekehrt sein. am freitag gab die IDF bekannt, die leiche von Elad Katzir (47) gefunden zu haben, der in gefangenschaft des/vom Islamic Jihad ermordet wurde. dessen angehörige hatten Katzir am 7. oktober zusammen mit seinen eltern aus dem Kibbuz Nir Oz entführt. sowohl im Dezember – hier mit der geisel, Gadi Mozes -, als auch im januar wurde Katzir noch lebend in zwei propagandavideos der terrororganisation gezeigt. am samstag fuhr ein fahrer sein auto die kundgebung in tel aviv. alle demonstrationen gewinnen wieder an teilnehmenden. sie werden (noch) lauter, und gehen mehr risiken ein, die polizei wird deutlich rabbiater, immer wieder auch körperlich gewalttätig gegen angehörige von geiseln. auch wenn ich nach wie vor denke, selbst schon krasseres erlebt zu haben; für die entwicklungen und die situation in israel sind dies verstörende entwicklungen. warten, ob der iran tatsächlich angreift.

versuche zu arbeiten.

schreibe viel mit si. und erfahre von den unmittelbaren raketen und habe zugleich jemand, mit der ich über diese unbestimmte und nicht kleinzukriegende angst im körper sprechen kann.

19. staffel greys anatomy nochmal angefangen, haare schwarz gefärbt. damit noch ein paar mehr unsicherheiten dazukommen. kind II getroffen, die gut aussieht und (endlich) selbstbewusst wirkt, die trotz ihrer umgebung bei ihrer pro-israelischen zuneigung bleibt und sich irritierend sehr über die bring-them-home-kette freut.

20240405, nachmittag

im unterschied zu vielen anderen krisen, kann ich mich gerade nicht auf arbeiten zurückziehen und mich darüber ordnen und zurechtfinden. nicht, weil ich keine arbeit habe, im gegenteil, mehr als genug, sondern weil ich arbeit habe, die mich quält und stresst, mich in der folge unglücklich macht und in den letzten wochen immer wieder depressionsschübe ausgelöst hat.

kein schutz. kein trost.

gestern im aboutblank auf einer diskussionsveranstaltung der jungle world gewesen. ich glaube, es ist hauptsächlich trost. ich lerne nichts neues und das eine oder andere gesagte nervt mich sogar, ganz zu schweigen davon, dass es männerdominiert ist, nicht nur in der aufteilung des panels, sondern auch in redezeiten und darin, wer auf welche weise (wann) zu wort kommt. wir bleiben anschließend lange und sprechen über unterschiedliche aspekte der situation. es ist seltsam wohltuend. überhaupt, in einem raum zu sein, in dem man erst einmal nicht vermutet, angefeindet zu werden. auf dem weg zur s-bahn hatte ich darüber nachgedacht, wie sehr sich mein blick auf menschen verschiebt, wie unsicher ich mich fühle und wie aufmerksam ich gegen meine umgebung bin, ob es mich schon an die zeit in cottbus erinnert. bereits auf dem bahnsteig vom ostkreuz gibt es polizisten und vor dem club stehen mehrere wannen. auf der anderen straße “protestieren” ein paar deppen und weil wir früh da sind, bekommen wir nicht mit, wie ihre gruppe anwächst und irgendwann so laut ist, dass wir sie im hinterhof drinnen sitzend noch rumschreien hören werden.

dieses wochenende ist es ein halbes jahr. nach wie vor 134 geiseln. es soll wieder verhandlungen geben, aber alles klingt ungenau und es gibt wenige berichte. ich erwische mich zu denken, dass es nur noch facade ist, das sprechen von vorschlägen. israel wird nie genug bieten können, hamas nie mit etwas einverstanden sein. warum sollten sie. unrwa bekommt wieder gelder u.a. aus europa.

zugleich gibt es drohungen, dass der iran angreift. reservisten der luftwaffe wurden mobilisiert, soldat:innen werden dieses wochenende nicht zu hause verbringen können. mein telefon zeigt wieder öfter alarm und ich kann nicht immer gleich unterscheiden, ob es im süden oder im norden ist.

die antilopen gang hat heute nacht ein lied zu den folgen des 7. oktober veröffentlicht. sie sind meines wissens die erste band, zumindest die erste die ich kenne, die sich auf diese weise und so eindeutig positionieren. es ist irrational wie dankbar ich und andere dafür sind. überall sind die kommentare unter dem song deaktiviert.

gestern nacht wenigstend die schmiererein an unserer tür überklebt.

ich will nur einen kleinen text schreiben und kriege es keine drei minuten hin, mich zu konzentrieren.