501. oktober

die familie bittet noch darum, keine gerüchte zu verbreiten, aber alles deutet daraufhin, das Shiri, Ariel und Kfir Bibas tot sind und am donnerstag an israel übergeben werden. ich habe diesen satz schon gestern geschrieben, aber ich konnte weder weiteres hinzufügen noch konnte ich allein ihn abschicken. realität entsteht mit den dingen, die gesprochen werden oder geschrieben, gehört und gelesen. es gab eigentlich so viel zu sagen über den gestrigen tag. jetzt gibt es nichts mehr zu sagen. ich bin taub. mein ganzer körper ist taub und gleichzeitig schmerzt alles. ich kann nicht denken, ich kann nicht sprechen, ich kann niemandem zuhören, ich konnte keinen unsinn im internet gucken, ich will keine nachrichten lesen, keine sozialen medien. ich will gern umarmt werden aber ich könnte schreien wenn jemand näher als zehn zentimeter kommt. was ich nicht kann, ist weinen. ich habe in den letzten 501 tagen so viel geweint, manchmal täglich, manchmal mehrmals täglich. manchmal vor dem aufstehen, oft vor dem einschlafen, in cafes, bars, auf der straße, bei kundgebungen, bei redebeiträgen, beim anblick von bildern, videos, beim sprechen, beim zuhören, beim schreiben, betrunken und nüchtern. und jetzt nichts. j. geschrieben, dass ich auch ein bisschen angst habe, wenn es anfängt, mit dem weinen. vor ein paar wochen hatte ich zu me. gesagt, dass das der punkt sein wird, der mich bricht. und so wie es sich anfühlt, habe ich mir das nicht nur eingebildet.