20250612, früher abend, noch hell

nach wie vor ist der name der zweiten geborgenen geisel nicht bekannt gegeben worden. gestern nacht hieß es, die person sei ebenfalls aus dem kibbutz Nir Oz entführt worden. man findet ein paar gerüchte online, aber auch einen post des accounts der bibas-familie, die wieder einmal darum bittet, sich an solchen spekulationen nicht zu beteiligen. ich konnte natürlich nicht ein- und später dann nicht durchschlafen. recherchierte noch nach, wer aus Nir Oz alles noch gefangen ist. es hat erwartungsgemäß nichts besser gemacht. es gibt geschichten und szenarien im kopf und ich beschließe, von zu hause aus zu arbeiten. Ariel Cunio ist heute 28 jahre alt geworden. ich kann solche sachen jetzt manchmal schreiben, ohne sie nochmal nachzulesen. noch vor dem aufstehen frage ich e., ob sie sich sorgen macht wegen dem iran. ‘nein’, antwortet sie, und dass sie ‘noch wasser und zwei dosen thunfisch’ habe. später kommt sie darauf nochmal zurück und lässt mich wissen, dass sie sicherheitshalber jetzt doch noch drei weitere gekauft hat. ich muss mich schon wieder bei menschen hier entschuldigen, dass ich heute zu wenig tauge, weil meine gedanken da sind. oder irgendwo. aber anders jedenfalls als die meiner gegenüber.

in san diego ziehen sich alle jüdischen gruppen und gemeinden von allen verabstaltungen der diesjährigen pride zurück, weil dort die sänger:in kehlani als headliner:in auftritt, die in der vergangenheit mehrfach mit antisemitischen und anti-israelischen statements aufgefallen war. j. schreibt mir, wie gern sie zur buchvorstellung käme, und dass sie jetzt begonnen hat, einen verlag allein für jüdische autor:innen zu eröffnen, weil sie durch unsere gespräche und durch das jahrbuch motiviert ist. ich weine ein bisschen an meinem schreibtisch, weil ich sie vermisse, weil das so toll ist und weil mir die art von austausch, an dessen ende solche dinge entstehen, wirklich fehlen. andere würden vielleicht sagen heimweh.