20250326, zu früher morgen auf dem flughafen

am ende ist immer alles auch ein bisschen taub. vielleicht ist das aber auch nur die übermüdung. dabei habe ich dieses mal sogar ein paar stunden geschlafen und dachte zunächst, dass ich dieses abreisen zumindest auf der ebene schlafdefizit leichter manage. alle sorgen wegen dem visa waren umsonst, es dauerte 20 minuten vom betreten den flughafens bis zum verlassen der gepäckkontrolle. wenn das flugzeug nicht ausgebucht wäre, hätte ich ein upgrade bekommen. bei der befragung am eingang ging es nicht einmal mehr darum, was ich im land gemacht habe. zur strafe für all dies muss ich mit einer schulklasse reisen. und ja, ich schreibe so viel über zeugs weil ich eigentlich viel sagen müsste über den vergangenen tag, aber das ist zu schwer und deshalb kann ich auch gleich gar nichts mehr sagen über die zeit davor, weil dies alles oder doch vieles ein bisschen verblassen lässt. wir waren in den kibbutzim nir oz, nirim, magen und auf dem nova-gelände. wir haben überlebende getroffen und ihre geschichten gehört. wir haben dies zu einem zeitpunkt gemacht, an dem das sprechen über das, was passiert ist, noch nicht erprobt es. und auch die begehungen noch keinem plan folgen, kein pädagogisches konzept hinter ihnen steht. wir haben gadi moses getroffen und er hat uns mit in sein haus genommen. wir haben Renana Gonen getroffen, ex-frau von Yair Yaakov, der ermordet wurde und dessen leiche nach wie vor in der gewalt der terroristen ist. ihre beiden söhne Or und Yagil, damals 12 und 16 jahre alt waren ebenso entführt worden wie seine lebensgefährtin Meirav Tal. alle drei waren im november 2023 freigelassen worden. das jüngere der beiden kinder war damals von sogenannten zivilisten nach gaza gezwungen und von ihnen dann verkauft worden. wir sehen das haus von Renana, den schutzraum, die zimmer ihrer kinder. sie zeigt uns videos und bilder. und spricht davon, wie es war, nicht da zu sein. wir sehen das haus der bibas familie und stehen auf dem rasen, auf dem die aufnahmen von shiri und ariel und kfir in den minuten ihrer entführung gemacht wurden. wir haben in nirim Adele Raemer getroffen, die mehrmals sagt, dass sie sich in ihrem blick auf die möglichkeiten eines friedlichen zusammenlebens mit den menschen in gaza getäuscht hat. wir haben Martin in magen getroffen, der uns erzählt, wie es ihnen hier gelungen war, die terroristen aufzuhalten. wir hören immer wieder von den guten vorbereitungen der angreifer, von den listen, die sie zu den häusern bestimmter personen führten. wir sehen immer wieder auch, wie nahe die grenze ist und ganz oft, wie schön die landschaft ist. wir können immer noch erkennen, wie wunderbar das leben in diesen kibbutzim gewesen sein muss und nicht mindestens zwei von uns sechs denken einen moment zu lange darüber nach, ob dieses leben nicht eine perspektive wäre. wir hören von den bleibenden erschütterungen, von der fehlenden unterstützung der regierung, von misstrauen, von den hoffnungen und motivationen für einen wiederaufbau und einer rückkehr. wir machen bilder von den briefkästen in nir oz, an denen angezeigt ist, wer ermordet wurde, wer entführt, wer zurückkam und wer noch vermisst. und überhaupt lernen wir viel über farben und symboliken. wir fahren zu dem shelter, aus dem Eliya Cohen, Alon Ohel, Hersh Goldberg-Polin und Or Levy verschleppt wurden und viele andere ermordet. wir besuchen, ich einmal mehr, das nova-gelände. Inbar Heimans mutter ist auch da und wieder muss ich darüber nachdenken, was es ist, dass wir jetzt die angehörigen inmitten all der menschen erkennen können.

gestern veröffentlichte hamas ein video, in dem Yosef-Haim Ohana und Elkana Bohbot sprechen. Ohad Ben Ami besucht berlin. lana Gritzewsky spricht in einem interview über die erlebte sexualisierte gewalt. an verschiedenen orten in gaza gab es gegen hamas gerichtete demonstrationen.

536 tage. und immer noch mal muss ich auf dem flughafen entlang der bilder der geiseln gehen.