jeden tag denke ich, heute aber etwas schreiben. aber naja. dafür das ich es gut finde, läuft es ganz schön schleppend. gestern vormittag li. getroffen. die ganz viel redet und dabei positive dinge sagt über all das, was sie anderes machen möchte, neu machen möchte, überhaupt machen möchte. es sind irgendwie ganz leichte stunden und es geht viel um architektur und ich merke, ich müsste auch mal wieder mehr lesen. und mehr denken. und am ende umarmt sie mich und sagt, dass ich mir ab jetzt mehr gönnen und gutes tun soll, es kommen jetzt so schwere tage. abends nach givatajim, um ein bier mit deutschen menschen zu trinken und irgendwann einfach aufgestanden und gegangen. weil sie männer waren und laut und ich keinen bock mehr hatte, publikum zu sein mit fragerecht. heute abend durch florentin gelaufen und dann schnell gemerkt, wie es wieder ausgehviertel ist, wie laut und dass ich es dann doch nicht so gern mag wie ich im sommer dachte. das casaba ist geschlossen und das bata vegrega, wobei ich bei letzterem noch hoffen möchte, dass es zurückkommt, wenn endlich diese baustelle vorbei ist. oder wenn ein anderes wunder geschieht. ich müsste mir mal wieder neue orte suchen, die ich mag. aber mir fehlt die energie und alles ist so teuer, dass das mit dem treibenlassen durch neue räume auch nicht einfach so geht. viele orte sind weiter sehr leer, aber bei einem neuen sushi laden in der florentin st. stehen menschen in dreierreihen meterlang bis zur nächsten straßenecke. und das ist so strange und nicht der gesamtseituation nahe, dass ich stehenbleibe und den laden google, während ich vor ihm stehe, ohne dass das internet mir den hype verrät. mit dem gutes tun angefangen und äthiopisch essen gewesen. und gedacht, wenn es nicht mehr kostet, ist es dann jetzt weniger essen und weniger gut oder es kostet mehr, ist trotzdem weniger und weniger gut. irgendwie bin ich da und doch nicht so richtig. irgendwie ist es so normal und selbstverständlich und gewöhnlich, dass es dadurch schon wieder irgendwie surreal ist, das hiersein. meine tage sind voll mit sozialen dingen und trotzdem schaffe ich es zwischendurch, zu arbeiten und zu schreiben. wenn ich zeit habe, beobachte ich mich etwas irritiert. ich mag zu wohnen, wo ich wohne. und die wohnung ist sehr schnell meine. die leute im komplex sind sehr nett. sehr jung zum teil und ich bin unsicher, ob sie erwarten, dass ich mehr mit ihnen spreche. aber ich finde mich irgendwie nicht rein. ein bisschen wegen alter, sehr viel wegen situation. bei zwei kundgebungen von shift 101 gewesen, beide neben der amerikanischen botschaft nur auf jeweils verschiedenen seiten. es ist krass, wie still so viele menschen sein können drei stunden lang. die immer nur unterbrochen werden von kurzen beiträgen weiblicher angehöriger von geiseln, von freigelassenen, von bald freizulassenden, von niemand-weiß-wann-freikommenden und dabei von denen, bei denen wir auf eine lebende rückkehr hoffen und von denen wir schon wissen, dass sie tot sind. ich verstehe nichts und muss manchmal trotzdem weinen, weil die traurigkeit und die stärke der frauen das mit mir macht. wie krass frauen sind, gedacht und dann gesagt und da. antwortet, dass männer sich von diesem schmerz fernhalten. ich schreibe an. und frage sie, warum wir noch nicht die welt regieren. bisher keine antwort. samstag abend mit entsetzen festgestellt, auf einer demo zu sein, mit bannern und plakaten, die trump danken. wie irre auch das ist. und wie merkwürdig es sich anfühlt, dass ich trotzdem wieder hingehen werden. darüber geht es im übrigen nicht zu sprechen hier, es mehrmals versucht, aber dass die freilassung der geiseln allein im zu verdanken ist, macht alles andere unwichtig. so scheint es zumindest.
Arbel Yehoud, Gadi Moses und Agam Berger kamen am donnerstag frei. während letztgenannte wie die anderen vier soldatinnen sich auf einer bühne vorführen lassen musste, wurden die beiden erstgenannten minutenlang durch ein dichtgedrängtes meer von terroristen geführt. manchmal, konnte man sie kaum sehen und bereits das starren auf den bildschirm war unerträglich. ich dachte ewige minuten lang nicht, dass sie da lebend rauskommen werden. dass alle da zugucken. das hamas das darf. dass israel auch mit dem versuch, es zu unterbinden, allein ist. wofür halten alle anderen ländern und organisationen das? folklore? eine eigenheit der einheimischen, die irgendwie bedrohlich, aber letztlich auch drollig ist. hamas hatte kurz vorher noch ein video veröffentlicht, in dem das wiedersehen von Arbel Yehoud und Gadi Moses zu sehen war, Arbel hat den großteil der mehr als 480 tage allein und ohne kontakt zu einer anderen geisel verbringen müssen. wie die situation von ihrem freund Ariel Cunio ist, ist nicht bekannt. er steht nicht auf der liste der ersten phase. ebenfalls am donnerstag vormittag höre ich einen journalisten sagen, dass die geiseln bei ihrer freilassung bzw. übergabe an das rote kreuz in die gleiche situation gezwungen werden, in der sie bei ihrer verschleppung nach gaza waren: umgeben von einem gewalttätigen, siegestaumelnden, hasserfüllten, feiernden mob, der keine gelegnheit auslässt, sie zu quälen. was für ängste sie haben müssen. bis zum schluss. schon ab samstag morgen kommen dann Yarden Bibas, Ofer Kalderon und Keith Siegel nach israel zurück. nach wie vor wissen wir nicht, was mit Shiri, Ariel und Kfir ist, die Angehörigen schreiben und sprechen viel und immer wieder über ihre situation und ängste, es gibt noch einmal mehr bilder von ihnen im städtischen und im virtuellen raum. es hat etwas flehendes. und während ich das alles wieder und wieder teile, komme ich mir vor, als würde ich versuchen, die kommenden nachrichten zu bannen und in meinem kopf muss ich das immer weiter und immer schneller machen, weil sie immer näher kommen, die gewissheiten.
wir hören viele geschichte von widerständischem verhalten, besonders von Agam Berger, Daniella Gilboa, Karina Ariev, Naama Levy und Liri Albag. sie sind wahnsinnig präsent. Liri Albag hat heute geburtstag. wie anders sich das über jemandenn schreibt, die in freiheit ist.und es gibt wieder mehr geschichten vom 7. oktober, weil mit jeder freigelassenen person auch die geschichte ihrer entführung noch einmal erzählt wird, die geschichte des ortes, von dem sie entführt wurde und die geschichten derjenigen angehörigen und freund:innen, die ermordet oder auch entführt wurden. und es gibt immer mehr informationen zu den bedingungen der gefangenschaft, von käfigen, tunneln und wohnungen, von keinem essen, unzureichender hygiene, keiner medizinischen versorgung ebenso wie von operationen ohne narkose, von folter, von verboten, zu weinen oder sich an den händen zu halten. von ängsten, von den dingen, die die täter sagten und von denen, die sie ihnen nicht sagten, von zwangsarbeit, aber auch von strategien zum überleben. und diejenigen, die im november 2023 rausgelassen wurden, erzählen nun die geschichten, wie sie sich von den menschen, die sie lieben, verabschieden mussten. es ist so viel. und es wird noch so viel viel kommen. es ist ein langer weg, heißt es immer wieder. auch das klingt wie eine beschwörung. freigelassen wurden am vergangenen donnerstag auch fünf thailändische männer, Pongsak Thenna, Sathian Suwannakham, Watchara Sriaoun, Bannawat Seathao und Surasak Lamnau. ihre familien kamen jetzt nach israel, um sie zu begrüßen. man weiß bisher nicht so viel zu den bedingungen ihrer gefangenschaft oder darüber, wie es ihnen jetzt geht.
freigelassen in den nächsten wochen werden noch: Ohad Ben Ami, Ariel Bibas, Kfir Bibas, Shiri Bibas, Eliya Cohen, Sagui Dekel Chen, Itzhak Elgarat, Yair Horn, Tsachi Idan, Or Levy, Oded Lifshitz, Shlomo Mantzur, Eli Sharabi, Omer Shem Tov, Tal Shoham, Alexandre Sasha Troufanov, Omer Wenkert, Ohad Yahalomi, Avraham (Avera) Mengisto und Hisham Al-Sayed.
trump hält an seinem plan fest, die menschen aus gaza in andere länder umzusiedeln. bisher gibt es aber keine anderen länder, die sie aufnehmen wollen und das alles klingt so irre, dass es vermutlich wahr wird. japan hat angeboten, verletzte zivilist:innen aus gaza in seinen krankenhäusern zu behandeln. warum, ist mir unklar. aber begründungen und logisches handeln sind irgendwie vorbei. als teil des deals durften verletzte hamas angehörige mit ihren familien nach ägypten, um sich behandeln zulassen. für zivilist:innen und die in denn vergangenen monaten gern vor die kamera gezogenen kinder wurden keine derartigen vereinbarungen getroffen. naja, wen stören diese verlogenheiten noch. kleine lustige geschichte: dutzende palästinenser, die im zuge des deals freigelassen und nach ägypten gebracht wurden, dürfen dort ein hotel nicht verlassen und sitzen rum in ihrer vomaligen gefängniskleidung.
in australien gibt es weiter antisemitsiche anschläge und schmierereien, in berlin eine demo, bei der teilnehmende, die eine waffen haben, aufgefordert werden, juden:jüdinnen zu erschießen, in rom wurde ein 8jähriger, der eine kippa trug, von einem mann verprügelt, der zudem die mutter des jungen und einen helfer mit einer zerbrochenen flasche bedrohte. wie alles, sind auch dies nur ausschnitte.
idee für ein tattoo und kontakt zu der person, die es machen soll.