langsame tage. und vertrödelte. einen ordner angelegt, der ‘das kleine buch’ heißt. aber meine vorstellung von mir selbst, sitzend am schreibtisch und die ruhe nutzend da auch sachen reinzuschreiben, ließ sich nicht umsetzen. viel quatsch geguckt, viel das bett nicht verlassen. berlin war dann doch erstaunlich geschlossen an den feiertagen. aber auch zum ersten mal seit gefühlt immer wieder im archiv gewesen. bonn. ewig durch akten gekramt und vorstellungen entwickelt. und gemerkt, wie sich begeisterung wieder in die knochen frisst. stundenlang kaffee mit einem archäologen getrunken und danach gedacht, dass ich den tollsten job der welt habe. die schwester sagt ‘ja’. nach einer langen massage umgekippt und den kopf gegen einen türrahmen geknallt. für entspannung braucht es offensichtlich eine stärke, die mir fehlt. irgendwie das gefühl, dass mein körper nicht okay ist. schwer zu sagen. es ist nichts. aber irgendwie etwas. weiss nicht, was man mit so gefühlen oder ahnungen macht. am 24.12. bei chabad im restaurant gegessen und anschließend in düsteren bars durch die nacht getrunken. ziemlich gut in der summe. und im verlauf sage ich meinen gegenübern immer wieder, dies sei der leichteste abend seit dem konzert von depeche mode irgendwann im februar 2024 weil ich mich erinnere wie ich damals erstaunt feststellte, dass das die leichtesten drei stunden seit dem 7.oktober waren. lese viel internet und wie menschen in deutschland über ihr letztes jahr und ihre hoffnungen für das kommende schreiben. niemand erwähnt die geiseln. wie es wirklich einfach niemanden interessiert und ich sage das als beobachtung. wie ich vielleicht daran gewöhnt bin. und wie sich realitäten trennen. nicht die wichtigste erkenntnis aber doch die, dass die gräben und abstände und unverständnisse und die wut und das fremdsein und die abscheu noch größer geworden sind. und gleichzeitig bin ich zu müde. obwohl ich nach wie vor irre viel schlafe. aber offensichtlich gibt es nicht genug schlaf für die situation. ins bajzel flog wieder ein stein, zur besten besuchszeit. jemand erzählt mir, dass er bei einem besuch 2019 in israel dachte, dass die ja eben doch gar nichts aus ihrer geschichte gelernt haben. und jemand anderes fragt, wie es ist, da so zu sein derzeit und hört natürlich nicht zu, sondern will nur die gelegenheit haben, von einem gegenseitigen konflikt zu sprechen in dem alle schuldig sind aber die palästinenser eben doch ein bisschen mehr die eigentlichen opfer. und als ich antworte, dass es hamas war, die am 7.oktober israel überfallen und menschen massakriert hat, antwortet sie, ja aber die kinder, und meint damit nicht ariel und kfir bibas oder die kinder und jugendlichen, deren erfahrungen als geiseln in einem bericht des israelischen gesundheitsministeriums stehen, der letzte woche an die UN-sonderberichterstatterin für folter übergeben wurden und dessen wenigen bekanntgewordenen details mich seit tagen verfolgen. beide gesprächspartner:innen dürften aufgrund der situation davon ausgegangen sein, dass ich jüdisch bin. deutsches öffentlich rechtliches fernsehen gesehen. und entstetzt gewesen von dem scheiß, der da produziert wird und berieselt. es ist bestimmt nicht schlimmer geworden, aber mit so abstand und seit-jahren-aus-diesen-dingen-ausgestiegen-sein, ist es fast verstörend. will nicht zu denen gehören, die abschaffen krakelen, aber so richtig weiß ich nun doch nicht, was es da konkret zu verteidigen gibt. robert smith stellt ein weiteres album für den sommer in aussicht. überlege, nach australien zu fliegen. y. schreibt von seiner gesundheitlichen situation und spielt es nicht runter und ich vermute, dass es wie immer noch schlimmer ist als das, was er zugibt. er gibt mir beiläufig seinen vollständigen hebräischen namen und ich panike für mehr als eine minute. das war als wollte er, dass ich das weiß, für den fall, sage ich später zu jemandem. viel über die idee des filmes gesprochen. die kamera zur durchsicht und reparatur abgegeben. m. schlug vor, der einfachheithalber besonders beim laufen eine dieser am körper tragbaren kameras zu nehmen. bin unsicher, wegen investition und arbeit mit verschiedenen formaten. später fällt mir auf, dass das zudem etwas war, dass die täter an dem tag – und bei anderen terroristischen anschlägen auch – getan haben. zuerst erschien das als das strikte argument gegen eine verwendung, nun bin ich zunehmend unsicher, ob es nicht das strikte argument für ihre verwendung ist, also den raum als erinnertes ergebnis ihrer taten aufnehmen mit den gleichen fotografischen/filmischen mitteln. das medium und das format als teil der arbeit. dagegen spricht definitiv, wie es auf menschen wirkt, denen ich begegne. und das es mindestens viel geld kostet, weil ich muss sie erst kaufen. und eigentlich brauche ich jetzt sofort ein neues telefon. und medikamete. und irgendwie türmen sich gerade komische ausgaben. versuche mir zu sagen, dass es alles auch investitionen auf eine zeit sind, in der diese dinge wieder leichter sind. allein ich glaube noch nicht daran und die möglichkeit selbst hat sich noch nicht in meinem körper verankert. krass einfach, was arm-sein jenseits dessen, dass man sich keine dinge leisten kann, mit einem macht. also mit dem denken.
beschlossen, endlich dieser autismus-sache nachzugehen. auch das geht fast nur, wenn ich geld investiere.
hamas veröffentlichte gestern ein video von liri albag, die am 7. oktober erst 18 war, als die terroristen sie aus der militärbasis nahal oz entführten, wo sie beobachterin der idf war. die familie hat der veröffentlichung nicht zugestimmt, es gibt lediglich zwei stills und einige der aussagen wurden bekannt. erleichterung, dass sie noch lebt, fast körperliche schmerzen, ihren zustand und ihre verzweiflung abzulesen. heute ist der 27. geburtstag von Segev Kalfron. am 29. dezember wurde Eden Alexander 21 jahre alt, Evatar David einen tag zuvor 24 Jahre alt, Ohad Ben Ami am 24. Dezember 56 Jahre alt. zweite geburtstage, zweite channukah, zweite jahreswechsel. 457 tage. am 23. dezember starb die 78jährige Hanna Katzir, die am 7. oktober aus ihrem haus in nir oz entführt wurde. ihren mann Rami ermordeten die terroristen bereits im schutzraum des wohnhauses, ihren sohn Elad verschleppten sie ebenfalls. während Hanna ende november 2023 freigelassen wurden, veröffentlichten die palästinenser von Elad Katzir im januar 2024 ein kurzes video und ermordeten ihn wenig später. die idf konnte im april seine leiche bergen und nach israel zur bestattung bringen. 457 tage. wieder wird viel über verhandlungen geschrieben. davon, dass in einem ersten schritt 34 geiseln lebend freikommen sollen, davon, dass hamas sich weigert, entsprechende listen zu übergeben oder davan, dass sie doch lieber 22 lebende und 12 tote geiseln übergeben wollen, davon dass verhandlungen scheitern, erfolgsversprechend, weit fortgeschritten oder aussichtsreich sind, davon, dass alle geiseln freikommen müssen, auch die soldaten. manchmal habe ich das gefühl zu merken, wie sich meine nerven zum zerreißen gespannt durch meinen körper ziehen. 457 tage. in toronto wurde die Kehillat Shaarei Torah synagoge zum achten mal seit dem 7. oktober angeriffen und beschmiert, auf eine jüdische grundschule zum dritten mal geschossen. überhaupt kanada. das deutsche außenministerium gibt bekannt, auf der buchmesse in frankfurt am main keinen gemeinsamen pavillion mit israel haben zu wollen.