sehr wunderbare beiträge für das yearbook bekommen und sehr viel zeit mit menschen verbracht, die am 7. oktober ihre menschen verloren haben. alkohohl dabei getrunken und viel gegessen. mich erwischt, dass es mir hilft, sie zu treffen. weil ihre realität meine bestimmt. weil ich erstaunlich leicht in die rolle rutsche, raum zu geben. oder weil sie jeden nehmen, der sich ihnen öffnet. das weiß ich nicht. nur dass es so viel leichter ist für mich in diesen situationen zu sein und mich weniger fremd zu fühlen als in situationen mit menschen von hier. diese irre dankbarkeit, nicht erklären zu müssen, wie es mir geht, was meinen alltag bestimmt. und dann zwischen all dem über den laden in dizengoff reden, der die schönen rucksäcke verkauft. aber immer geht es auch darum, nicht weiter in neukölln leben zu können, vielleicht nicht einmal in berlin. und es bricht mich noch ein bisschen mehr und ich denke seit dem so viel, dass es doch furchtbar ist, dass es niemand merkt, dass sich menschen aus räumen und orten und gegenden zurückziehen.
gestern nachmittag eine doku zu antifa im kino gesehen. mit zynismus und überheblichkeit und erwartungen an ärgerlichkeiten reingegangen und rausgekommen mit dem wissen, was heimat ist. und verstanden, wo ich herkomme und dass ich gar nicht so allein bin, weil da haben menschen ihre geschichten erzählt und das waren meine geschichten, manchmal als fragment, manchmal als größerer kontext, manchmal als erfahrung, oder als geführte diskussion oder nur als gedanken. es hat mich (ein bisschen zu sehr) emotional überrollt. und dann habe ich auch noch verstanden, dass die erzählungen, die ich seit einigen jahren über die 1990er jahre im osten erzähle, nur ein teil sind und zwar nur der, den andere abfragen, weil er in ihre narrative passt oder sie bestätigt. und dass das, was mich aber vielleicht dann doch mehr ausmacht, prägt, bestimmt hat, also das wo ich weg bin, wie dendemann mal sagte, vielleicht doch etwas anderes ist. was man vielleicht aber auch nochmal schwerer erzählen kann in der vermittlung von biografie. und das alles ist mir wirklich erst jetzt aufgegangen und es traf mich einen tick zu unvorbereitet. und abends im telefonat sagt meine mama, dass er jetzt mehrere flaschen schnaps pro woche trinkt und da komme ich dann eben doch nicht her. hoffe ich.
ein bisschen arbeite ich. nicht genug aber doch so viel, dass ich nach außen sagen kann: ein bisschen arbeite ich wieder. motivation ist nicht nur struktur und/oder deadline, sondern manchmal doch auch, dass ich gern machen will, was ich machen will. und dass ich mich ein bisschen freue auf das zusammenbringen von gedanken in schriftform, von denen ich einige schon in kleinen notizbüchern notiere. alles das erste mal seit einem jahr.
israel hat den iran angegriffen und es lief wohl ganz gut. Amit Soussana aus kfar azza, die mehr als 50 tage von hamas als geisel gehalten wurde, sprach vor dem UN Security Council und dabei insbesondere über ihr angetane sexualisierte gewalt. vermehrt sind in den letzten wochen noch einmal mehr videos veröffentlicht worden, die geiseln bei ihrer erzwungenen ankunft in gaza am 7. oktober zeigen oder in denen die freigelassenen überlebenden von diesen momenten sprechen. und ich merke dann immer, wie ich es doch nicht so habe mit der idee der unschuldigen zivilist:innen. aber es gibt auch dazu zu wenige räume, um das im gespräch mit anderen zu erruieren und damit gegen das eigene durchdrehen und/oder gegen das sich mit hass füllende denken ein bisschen strategie zu finden. und ich finde es falsch, das heißt, es macht mich dann doch auch zunehmend wütend, dass man nur noch pro-israelisch oder im gedenken an die israelischen opfer sprechen darf, wenn man mindestens includiert, dass man palästinensisches leid sieht und natürlich, dass man nethanjahu verabscheut.
letztlich wusste ich es seit vielen jahren, aber darauf, dass dummheit mich umbringt, läuft nun doch alles offensichtlich hinaus. mich in den letzten wochen mehrmals erwischt, wie mir die kraft fehlte, etwas erklärend zu widerlegen. oder auch nur die geduld. die coachin sagt, wie viel hass ich habe, sei bemerkenswert. und erschreckend. und dass ohne das wir über hass überhaupt gesprochen haben… ich antworte, dass ich, wenn ich nicht so müde wäre, eine gute revolutionärin hätte werden können. und sie lacht aber ich habe es dann doch ernst gemeint nur will das zur sicherheit niemand wissen.
viele raketen und drohnen auf ein gebiet, das nicht mehr nur der unmittelbare norden ist. immer wieder meldungen von verletzten und von gefallenen soldaten, oft reservisten. einer von ihnen, Guy Idan, ist der cousin von Tzachi Idan, der von hamas am 7. oktober aus Nahal Oz entführt wurde und nach wie vor noch in ihrer (oder der anderer palästinenser, wer weiß das schon) gewalt ist. Maayann Idan, die 18jährige tochter von Tzachi Idan erschossenn die terroristen, zwei seiner jüngeren kinder und seine frau überlebten. die terroristen filmten den gesamten angriff auf die familie und übertrugen ihn live in den sozialen medien. Guy Idan war nicht mehr verpflichtet, als reservist zu dienen. er hatte sich freiwillig gemeldet.
eine rakete der hizbollah schlug vor ein paar tagen einen minimarkt in der arabischen stadt Majd al-Krum ein und tötete Arjwan Manaa, 19, und Hassan Suad, 21.
Bipin Joshi, seit dem 7. oktober als geisel in gaza gefangen, ist vor zwei tagen 24 jahre alt geworden. er kommt aus nepal und war erst drei wochen in israel, um als student der landwirtschaft an einem akademischen programm mit 16 anderen im Kibbuz Alumim teilzunehmen und sich um zitronen- und orangenpflanzungen zu kümmern. mit seinen kolleg:innen flüchteten sie in einen schutzraum, die terroisten fanden sie und erschossen zwei von ihnen sofort. auf die anderen warfen sie handgranaten, eine konnte Bipin Joshi abwehren, die andere verletzte mehrere studenten schwer, andere waren bewusstlos. einige der überlebenden suchten nach anderen verstecken. Bipin Joshi versuchte, den verletzten zu helfen. die terroristen kamen zurück und trieben Bipin Joshi und drei thailändische arbeiter anschließend vor sich her und filmten dies. diese bilder sind bis jetzt das letzte lebenszeichen von ihm. im november 2023 konnte seit telefon in gaza geortet werden. ich habe gerade ein bisschen rumrecherchiert, um mehr über die thailändischen arbeiter:innen zu erfahren, die zu geiseln gemacht oder die ermordet wurden. dabei habe ich festgestellt, dass gar nicht so viel zu erfahren ist. deutsche medien haben sich angewöhnt, eine der im november freigelassenen personen näher vorzustellen, manchmal zwei und dann vor allem darüber zu schreiben, warum die menschen überhaupt in israel arbeiten und wie sich ihr leben gestaltet. aber zahlen zum beispiel, findet man vor allem verschiedene. aber immerhin lässt wikipedia mich wissen, dass unter den im herbst freigelassenen 29 thailändische männer und frauen waren. 101 geiseln sind nun seit 389 tagen in der gewalt von hamas und palästinensicher zivilist:innen. nethanjahu hatte vor ein paar tagen all denen, die geiseln lebend zurück nach israel lassen, immunität zugesichert. der CEO von SodaStream, Daniel Birnbaum hat denjenigen, die das tun, zudem $100,000 versprochen. ich weiß nicht viel, aber so wie es aussieht, hat auch das nichts genützt.
es hieß, es sollen wieder verhandlungen versucht werden. es hieß auch, ägypten habe vorgeschlagen, dass vier geiseln für zwei tage waffenruhe freikommen können, nethanjhu sagt, er wisse von nichts. es heißt immer sowieso auch, die chancen für irgendwas sind sowieso gering. sally rooney und 1.000 andere autor:innen und schriftsteller:innen fordern lieber den boycott von israelischen kulturinstitutionen, das heißt, sie fordern, nicht mit israelischen verlagen, festivals, literaturagenturen und im rahmen von publikationen zusammenzuarbeiten, die sich einer Verletzung palästinensischer Rechte mitschuldig machen oder auch israelische besatzung, apartheid oder völkermord beschönigen oder rechtfertigen. die Congregation Mikveh Israel ist die älteste synagoge in philadelphia und die entstehung ihrer spanisch-portugisieschen gemeinde führt zurück bis 1740; sie ist die am längsten bestehende in den usa. am 20. oktober 2024 schrieb nachts ein mann mit einem filzstift antisemischen dreck auf eine statue an dem gebäude. am 22. Oktober zündete ein anderer mann nachts einen müllcontainer an und beschädigte dabei ein fenster der synagoge. und ein paar stunden später, um 6:30 uhr morgens, versuchten zwei weitere männer, einzubrechen. dabei beschädigten sie den zaun und eine tür. es sind natürlich nicht die ersten angriffe. und nördlich von tel aviv und nahe Glilot rast gestern ein lkw in eine gruppe älterer menschen, die aus einem bus ausstiegen und tötet einen und verletzt 32 und noch immer wird ein terroristischer anschlag nur vermutet, aber hamas hat sich so oder so gefreut. die opfer wollten vermutlich ins museum gehen.
hizbollah hat allein heute 150 raketen und drohnen nach israel geschickt.
die islamische republik iran hat Jamshid Sharmahad hingerichtet, einen deutsch-iranischen politischen dissidenten, den sie anfang 2023 zum tode verurteilt, dann ins gefängnis verschleppt hatten, wo er weitgehend in isolationshaft war, gefoltert und misshandelt wurde. der bundesregierung war es egal. alles.