20240804, nachts

woran man merkt, dass die dinge anders sind, teil 7681: gerade wollte ich einfach nur schlafen gehen, dann dachte ich, dass ich vielleicht besser mal vorher dusche, weil was weiß ich schon, ob es morgen noch geht. letzte nacht konnte ich drei stunden lang nicht einschlafen wegen gedanken. habe einfach keine vernünftige erklärung gefunden, warum ich hier bin und warum ich nicht nach rückflügen suche. ich war immer hier also bin ich auch jetzt hier, ist ehrlich gesagt, das brauchbarste aber vielleicht auch das dümmste was mir einfällt. dritter tag/abend in folge, dass ich höre, dass es heute nacht los geht. es gibt eine funktion in der warnapp, mit der kann man einstellen, dass der silentmodus des telefons aufgehoben wird bei alarm. gestern nacht krass viel alarm im norden.

wir haben uns heute nachmittag etwas zwingen müssen, das haus zu verlassen. aber dann gab es eis und einen besuch in der neuen nationalbibliothek, die von innen – nicht so sehr von außen – ein phantastisch schönes gebäude und sehr gute, unaufgeregte, sinnvoll organisierte architektur ist. ein paar stunden mit blick auf einen park gearbeitet. trotzdem ist das manuskript noch nicht fertig. wir entwickeln eine irritierende begeisterung dafür, uns abends gutes essen zu kochen. wir rauchen zu viel. und vielleicht gibt es auch ein bisschen zu regelmäßig alkohol.

in amsterdam ist erneut eine statue von anne frank beschmiert worden, mesut özul postete schon vor einigen tagen eine auslöschungsphantasie von israel. es gibt warnungen, dass in griechenland israelis opfer von terrorschlägen werden könnten. in holon griff ein palästinenser aus dem westjordanland heute morgen menschen mit einem messer an, er ermordete einen bisher namentlich nicht genannten mann in seinen 80igern und die 66jährige Rina Daniv. ihr ehemann Shimon Daniv wurde schwer verletzt, der 26jährige Yakov Levertov moderat.

anders als manche nachricht, die mich erreicht suggeriert, weiß niemand genau, was passiert. ich weiß nicht, ob hoffen ein gutes konzept ist, eigentlich verteidige ich mit verweis auf Tadeusz Borowski immer das nicht-hoffen und würde da auch gern bei bleiben. es gibt für libanon und den iran die aufforderungen, auszureisen, u.a. für französische staatsbürger:innen. für israel gibt es noch nichts vergleichbares, das national homefront portal sagt weiterhin vor allem, dass man sich mit den notwendigen vorkehrungen vertraut machen und ein paar dinge im haus haben soll. die stadtverwaltung jerusalem hat noch keinen einzigen satz in der whatsappgruppe geschrieben, seit ich ihr beigetreten bin.