gestern wurde bekannt gegeben, dass die idf die leichen von Itzhak Gelerenter (58), Amit Buskila (28) und Shani Louk (22) in einem tunnel in rafah gefunden hat. gerade wurde veröffentlicht, dass man auch die leiche von Ron Benjamin (53) gefunden hat. mein körper ist taub, mein denken ist taub. jö. und ich gehen nachmittags zu einer gedenkveranstaltung am ‘platz der geiseln’ und plötzlich ist es mir ziemlich egal, was ich über den ort und die inszenierung denke, was ich als umgang mit erinnerungszeichen anzweifele. ich bin froh, an einem ort zu sein, der mir irritierend vertraut ist. ein ganz ganz kleiner, klar umgrenzter raum inmitten von tourist:innenbewegungen. ein ort in einem raum, den wir normalerweise nicht besuchen. es gab so phasen in den letzten monaten, in denen bestimmte themen besonders relevant waren. wenn es um neue deals ging, natürlich, aber auch sonst, zum beispiel im januar (?), als es immer wieder um den zustand der geiseln ging und um ihre medizinische versorgung. mir fällt auf, dass wir nie wieder etwas davon gehört haben. vermutlich sind die von isreal gelieferten medikamente nie angekommen. offensichtlich hat das in der öffentlichen debatte niemanden interessiert. und ich frage mich, ob wir jetzt in einer phase sind, in der wir immer und immer wieder erfahren, dass tote gefunden wurden. während man bei Shani Louk seit monaten wusste, dass sie den 7. oktober nicht überlebt haben kann, ging man bei Itzhak Gelerenter und Amit Buskila bis vor sehr kurzem davon aus, dass sie noch lebten. ich denke an di.’s rede über die grausamkeit von hamas vor einigen tagen. unter einem der texte für Itzhak Gelernter lese ich einen kommentar, in dem die person beschreibt, wie sie bei einer demonstration ein schild mit seinem bild gehalten hat und wie sehr sie seitdem mit ihm verbunden ist. um menschen zu trauen, die ich nicht kenne. um menschen zu weinen, denen ich nie begegnet bin. auf die kleinsten chancen hoffen, für menschen, die persönlich nichts mit mir zu tun haben. ich habe mir noch nie negatives denken verboten, wider allen wahrscheinlichkeiten, sollen sie noch eine chance haben, zurückzukommen. es ist irgendwie seit einigen tagen noch dunkler geworden.
mittags mit si. telefoniert, die im norden ausharrt und bleiben will und immer wieder sind wir unterbrochen von alarm.