als ich am frühen nachmittag in savidor ankomme und die toilette benutzen will, wartet davor eine sehr kleine alte frau und sagt etwas auf hebräisch und ich antworte, dass ich kein hebräisch spreche und sie versucht französisch und englisch und dann deutsch und fragt, ob ich neu im land bin und ich sage ja und sie betritt die kabine und dreht sich um, um mir eine einfache ankunft zu wünschen und uns allen, dass hamas bald besiegt ist. am hostage square ist die tafel ausgefallen, die die zeit anzeigt, seit dem 7.oktober, 6:30. es gibt nur noch einen kleinen stand mit utensilien, aber das angebot hat sich deutlich erweitert: neben t-shirts und hoodies gibt es jetzt noch basecaps und beutel, armbänder und anstecknadeln. ich habe die sachen, die ich im januar nach deutschland mitgebracht hatte, meiner schwester geschenkt, weil ich denken wollte, dass wenn ich zurückkomme, die geiseln frei sind und ich keinen bring-them-home-pullover mehr brauche. heute entschieden, dass ich mir erst wieder etwas kaufe, kurz vor dem abflug. mehr hoffnung kann ich nicht. auf dem platz sind deutlich mehr installationen, kleinere und große und mehr plätze, an denen sich menschen versammeln können. die menschen vom nova haben nun auch ein zelt. ich bleibe in der bibliothek und quäle mich mit einem artikel, der zu überarbeiten ist. die kommentare der herausgeber:innen lassen mich an mir selbst zweifeln und ich denke, so muss sich carrie mathison ohne medikamente gefühlt haben, als niemand ihren in netzen ausgebreiteten gedanken folgen konnte. zu den schönen dingen gehört, dass man in der bibliothek bleiben kann, auch wenn die offizielen öffnungszeiten zu ende sind. bis zehn glaube ich. es hat eine eigene stimmung. eine eigene einsamkeit. als ich wieder auf den hostage square komme, sind immer noch viele menschen da, auch eine reisegruppe. jemand spielt klavier. dann jemand anderes. immer traurig. ich laufe über den rothschild in die bar und fühle mich verlassen. überall gibt es neue plakate. an den bäumen sind gelbe gestrickte oder gehäkelte bänder angebracht. ich würde gern, dass jemand jetzt kommt, und mich umarmt oder auf mich wartet irgendwo, um mich zu umarmen. das habe ich nicht oft. vor allem wenn ich bücher zuende schreibe und mir jemanden wünsche, der mir etwas zu essen macht. aber jetzt kann ich nichts anderes empfinden. plötzlich und seit dem ist es mir wichtig, dass mich jemand wirklich mag. und aufmerksamkeit nur für mich hat. ich weiß nicht, warum es mir nicht gelingt, diese art von beziehungen herzustellen. ich hadere seit tagen damit, also mit mir.