gestern in akko gewesen, ed. geburtstag vor-feiern. mit ihrer familie. für jemanden, die aus sehr dysfunktionalen verhältnissen kommt, sind solche momente immer (noch) irritierend und rührend. dass menschen, die sich gezwungenermaßen kennen, wirklich mögen, gern zeit miteinander verbringen, nicht rumschreien, nicht dafür sorgen, dass sich jemand schlecht fühlt, niemanden klein machen und/oder beleidigen, sich mühe miteinander geben, sich gutes tun. whatever. dass ich mich nicht daran gewöhne, dass ich mich nicht mit meiner vergangenheit aussöhnen kann, obwohl meine gegenwart so viel besser ist, ich nicht nur mir meine eigenen wunschfamilien zusammengesammelt habe, sondern mit teilen meiner herkunftsfamilie ausgesprochen gute dinge habe seit langem.
bei uri buri gegessen. was phantastisch war. und dabei klischee natürlich. mindestens in unserem teil des restaurants gibt es kameras und ich frage mich, ob als vorsichtsmaßnahme und erst nach dem anschlag vom sommer 2021, bei dem arabische männer das restaurant niederbrannten. alles ist auch ein bisschen zu bemüht, zu betont, zu symbol. und vielleicht auch deshalb (besonders auch in deutschland) beliebt-berühmt und ich versuche, nicht zu streng zu sein, weil das essen so gut ist und weil auch ich vielleicht in dem wir bin, das etwas gutes, einfaches, eindeutiges gerade besonders braucht. wir dürfen uns die küche ansehen und die menschen, die hier arbeiten. es ist sehr still dabei, darauf legen alle wert; dass es ein gutes arbeiten ist und alle zusammen, egal der herkunft. während auffallend viele menschen hier arbeiten, bleibt das restaurant selbst weitgehend leer. obwohl freitag ist. an einem tisch in unserem raum sitzt ein vater mit seinem sohn, der soldat ist und die waffe auch beim essen nicht abnimmt. ansonsten sind die anderen tische über die stunden, die wir da sind, unbesetzt. auch die stadt selbst ist fast ohne menschen. ein paar aggressive autofahrer, zwei menschen sitzen auf bänken am strand. es fehlen nicht nur die tourist:innen, sondern auch die israelis, die einen ausflug machen. als wir draussen stehen, erzählt mir jemand von den problemen der stadt, dass es natürlich mit dem zusammenleben insgesamt nur so mittel laufe, umso weniger nach den arabischen ausschreitungen 2021. dass es eine stadt mit vielen wirtschaftlichen problemen ist, mit einigen mafiösen und gewalttätigen strukturen. aber der blick verknallt sich wie immer ein bisschen in die engen gassen und verwinkelten häuser und das licht. und das meer ist sehr blau und der himmel sehr klar und wir sehen die großen containerschiffe auf ihrem weg nach haifa. aber auch sie sind deutlich weniger, aber das fällt mir nur auf, weil ich vor einigen jahren schon mal an fast dieser stelle stand. und irgendwie verübelt mir die realität die ganze zeit sehr schnell jeden anblick.
die gps-betriebenen dienste funktionieren bis mindestens dem norden von haifa nicht. waze verortet uns in beirut. was besonders den anfang unserer rückfahrt ein bisschen chaotisch macht.
immer noch sehr viel sehr müde. viele allergische reaktionen und momente. oft erschöpft und definitiv zu ko aus nicht offensichtlichen gründen.
chronistinnen-pflicht: am donnerstag in pardes hana äthiopisch gegessen. über solche orte im verhältnis peripherie – hipsterzentrum nachgedacht.
hamas soll neue forderungen vorgelegt haben, aber keine bestätigte liste noch lebender geiseln. was die gespräche behindert. ich wünschte mir mehr druck auf hamas. von allen. ich weiß nicht, wie das im detail alles aussehen könnte, aber dass alle nur von der israelischen regierung etwas erwarten, erscheint mir schon von anbeginn irgendwie die situation total zu verkennen. aber vermutlich ist das einfach auch kalkül und gab es natürlich schon lange vor dem 7. oktober. nicaragua (what?) hat bereits anfang märz beim internationalen gerichtshof klage gegen deutschland eingereicht, wegen “begünstigung zum völkermord” im gazastreifen; konkret der streichung der finanziellen mittel für UNRWA und einer politischen, finanziellen und militärischen unterstützung für israel. am 8. und 9. april sollen anhörungen stattfinden. das ist alles so lächerlich, aber es ist irgendwie auch nur lächerlich, weil mein gehirn dieses schwachsinn kaum noch fassen kann und diese ganzen bedrohungen, dieser hass, dieser antisemitismus, dieser in ihm wohnende wille zur vernichtung israels mir angst machen. man denkt und schreibt an andere in den besuchs-einladungen nicht nur: “wenn der krieg vorbei ist”, sondern auch “und wenn israel dann noch existiert”.