20231219

zum arbeiten ins cafe um die ecke meiner wohnung gegangen. tisch im inneren bekommen, salat bestellt, kaffee, rezension zu einem buch über die zerstörung von synagogen nach 1945 in deutschland angefangen, alarm im telefon angezeigt, gedacht: ‘ach, süd tel aviv und yaffa’. kurz darauf lese ich ‘central tel aviv’, alle stehen auf, die meisten sehen sich ratlos um, einer der mitarbeiter schickt uns auf die andere straßenseite in einen hauseingang. wir verteilen uns im treppenhaus und in einem kleinen shelter. mir fallen die schönen fotografien der white city auf, die an den wänden hängen. ich sehe auf die uhr, es ist drei minuten nach 1. mich an om. feststellung zu den raketen zur vollen und zur halbenn stunde erinnert, vielleicht gelächelt. viel mehr gibt es nicht zu sehen, zu denken oder zu tun. nach ein paar minuten verlassen wir das haus, gehen auf die andere straßenseite, setzen uns wieder auf unsere stühle, ich schreibe in den nächsten stunden meine rezension zu ende (mehr oder weniger).

denke, wie sehr ich es liebe, dass man in tel aviv immer selbstverständlich in cafes arbeiten darf.

gut, dass ich seit einigen tagen eine app habe, in der man jeweils nur die orte einstellen kann, bei denen sie raketenalarm anzeigen soll.

abends nach yaffa zu einer kleinen kungebung gefahren, die sich gegen die leiterin vom red cross in der region, alessandra menegon, richtet. bis heute hat das rote kreuz die betreuung der geiseln nicht übernommen, ihnen keine der dringend benötigten medikamente gebracht etc. die namen der geiseln werden verlesen. es sind vor allem frauen da, die protestieren und mir fällt auf, dass mir seit 74 tagen die welt vor allem von männern erklärt wird.

ich laufe zurück nach tel aviv. auf dem weg, am clocktower in yaffa, komme ich an einer weihnachtsinstallation vorbei. ‘ach das ist ja auch noch’, gedacht.

erst hamas, abends der islamische jihad veröffentlichen videos mit geiseln, ältere menschen. die videos werden im fernsehen nicht gezeigt, aber allein die stills bringen mich (wieder) zum weinen. es soll neue verhandlungen geben.