20250624, nachmittags

manchmal denke ich, jeden tag zu schreiben, würde realität in kleine stücke schneiden können und mit kleine stücke meine ich erträglichkeiten. nachts mit meldungen zu einem ceasefire schlafen gegangen, morgens mit mehr als 100 alarm-meldungen aufgewacht und der nachricht, dass vier weitere menschen in beer sheva durch die raketen aus dem iran gestorben sind.

heute abend buchvorstellung. bisher nur irritierend positive rückmeldungen. schreiben den ganzen tag über mit d., die mir videos aus dem shelter schickt, über die situation, und dass sie nicht in der lage ist, auch nur eine minute präsentation aufzunehmen. s. geht es noch schlechter. sogar m. schreibt mir. gestern abend bekam ich eine lange nachricht von dem freund eines freundes, mit dem ich versehentlich mal eine nacht fast durchgetrunken habe, während er mir die geschichten von am 7. oktober ermordeten freund:innen und familienangehörigen erzählte. er fragt wo ich bin und was ich mache und wie es mir geht und ob ich klarkomme und was die menschen tun, die mir etwas bedeuten und als ich ihm antworte, liest er die nachricht nicht. alles ist viel. ich schreibe anderen oft von meiner müdigkeit und unkonzentriertheit und angst und den gespannten nerven, aber das wenigstens keine raketen hier sind und keine alarme und ich in meinem bett schlafen kann. das ist viel wert und das macht immer auch ein bisschen, dass ich mich entschuldige, weil es mir so schlecht geht.