jeden tag denke ich, dass ich heute wieder schreibe. und es ist nicht dass nicht dinge passieren und sachen gedacht und das eine oder andere sogar gefühlt wurde/wird. aber es gibt eine sperre. vielleicht macht es sinn, kurze schritte zu gehen. sprich jeden tag ein wenig zu schreiben, die welt wieder anders aufzuteilen in kleine happen. oder so. und vielleicht auch nur dieses chaos von allem für das irgendwie worte nicht da sind, zu portionieren. vielleicht aber habe ich auch einfach keine lust zu schreiben. besser noch: nichts zu sagen.
faulheit bestimmt meine tage. die texte sind abgeben. die idee für alles kommende formuliert. aber wie es immer so ist, der erste satz für ein buch und sei es noch so klein muss eben auch geschrieben werden. diese zeit, in der die großen gedanken in einzelne sätze gebrochen werden müssen, die sinn ergeben und seiten füllen. dafür ist irgendwas notwendig, das innere widerstände überwindet. ich komme dahin, ich weiß das schon. aber es ist trotzdem immer irgendwie ein weg, bei dem man viel in der gegend rumsitzt erstmal und sich geschichten in serie erzählen lässt. ally mcbeal ist es diesmal. und ich bin im detail noch nicht sicher, aber ich denke an so menschen, die sachen sagen, wie: die serie, das buch, der song haben mich geprägt. und ich denke, eine serie, die derart von unterschiedlichen frauen dominiert wird, muss mir doch etwas bedeutet haben, etwas verändert haben, damals, aber ich kann mich an solche gedanken erst viel später erinnern, bei the good wife, vielleicht. ich hatte möglicherweise weniger bewusststein für das problem, und konnte es nicht einordnen, quasi das besondere dann doch in seiner zeit nicht schätzen. aber nun frage ich mich etwas, dass ich vor einigen monaten schon bei poor things dachte: eigenwillige frauen gehen offenbar nur ver-rückt und überzeichnet zu zeigen.
naja, auch egal.
‘vergiss nicht, rechtzeitig das land zu verlassen’, war das bisher letzte, was k. zu mir gesagt hat. betrunken, nachts, zum abschied. und ich trage das jetzt mit mir herum, nicht wissend, wie und was ich damit anfangen soll. es ist ja immer dieser unterschied, zwischen den dingen, die einem, also mir, durch den kopf geistern, und denen, die man gesagt bekommt. selbst wenn sie in den worten identisch sind.
ceasefire im libanon, assad gestützt und aus syrien geflohen, türkei greift kurdische gebiete an. immer wieder heißt es, verhandlungen zu den geiseln seien auf einem guten weg. sogar von namenslisten war immer mal wieder die rede. dann wieder nicht. am 2. dezember wurde bekannt, dass Omer Neutra bereits am 7. oktober ermordet und von den terroristen dann nach gaza verschleppt wurde, wo seine leiche nach wie vor ist. 423 tage, hofften seine eltern Ronen und Orna, sein Bruder Daniel, seine familie, seine freund:innen, dass er lebend zu ihnen zurückkommt. 423 tage dachten wir, dass er lebend zurückkommen muss. am sonntag abend noch hatten seine eltern bei der kundgebung im central park new york über ihn gesprochen. nur zwei tage vorher veröffentlichte hamas ein video, in dem Edan Alexander spricht. Edan Alexander, der auf allen bildern, die es von ihm gibt, immer schon zu jung, zu zerbrechlich wirkt, wirkt noch jünger, noch zerbrechlicher in diesen kurzen langen 3:36 minuten. am 4. dezember konnte die IDF die leiche von Itay Svirsky in gaza bergen und nach israel bringen. hamas hatte auch von ihm ein video gezeigt, im januar und kurz darauf wurden er und Yossi Sharabi ermordet. Itay Svirsky war 38 jahre alt, hatte auch eine deutsche staatsbürgerschaft und war am 7. oktober zu besuch bei seinen eltern Orit und Rafi im kibbutz beeri. sie wurden schon an dem tag selbst von den terroristen umgebracht. am 7. dezember veröffentlichte hamas dann ein video von Matan Zangauker. er ist 25 jahre alt, die terroristen entführten ihn und seine freundin Illana Gritzewsky aus kibbutz nir oz. Illana Gritzewsky war ende november 2025 freigelassen worden. am 22. dezember wurde Rom Braslavski 22 jahre alt. er arbeite als sicherheitsmann beim nova festival und half mehreren besucher:innen den terroristen zu entkommen, bevor sie ihn nach gaza verschleppten.
manchmal will ich nicht rausgehen, weil dies alles hier niemanden interessiert und weil ich es nicht ertragen kann, an den stellen vorbeizukommen, an die ich in der nacht zuvor porträts der geiseln verklebt habe, die bereits wieder abgerissen sind.
israel hat seine botschaft in irland geschlossen. und in melbourne ist in der vergangenen woche die Adass Israel synagoge angezündet wurden. zwei männer waren in dem gebäude, sie konnten sich mit verletzungen retten. k. schreibt artikel darüber, wie es ist, dass wieder synagogen brennen.
vielleicht jeden tag ein paar sätze. es hilft ja doch.