und ich merke, dass ich manchmal einfach auch vergesse, dass so viel zeit vergangen ist. sein körper hat sich verändert, seine stimme hat sich verändert. ich denke, dass die person, die ich sehe, mir fremd ist. und vielleicht ist er einfach ein sehr guter schauspieler, aber wahrscheinlicher ist, dass er eine andere person ist, als die, die seit vier jahren nur noch in meinem kopf existiert. am meisten hat mich getroffen, dass ich seine stimme nicht mehr hören kann. weil es irritierenderweise das war, worauf ich mich gefreut habe; die stimme zu hören, die ich immer so gemocht habe. die ich gelöscht habe, weil ich all die nachrichten gelöscht habe. und von der ich nur noch wusste, wie gern ich sie gehört habe. das alles ist schnell weniger witzig, als ich es mir vorgestellt habe. und jemand schreibt mir danach, als ich so viel trauriger bin als ich dachte und überrascht davon bin, dass man manchmal im vorfeld wirklich einfach nicht weiß, wie es einem bei etwas gehen wird oder dann danach. dass der film ist wie seine nachrichten waren, war mir irgendwann aufgefallen schon im ersten drittel und als ich merke, dass ich energie damit verbringe überhaupt zu verstehen, was mir da gesagt werden soll und dass seine film-frau auch ein septum hat und die frau, die eine lange sequenz lang die alternative ist auch kurze dunkle haare. ich bin verletztlicher als ich das kino verlasse und irgendwie verloren. ich will mich gern hinlegen und ich will mich vielleicht gern betrinken. stattdessen fahre ich nach charlottenburg zu einer verabredung, die eine vergangenheit hat und ein ritual geworden ist wenngleich ein langweiliges. wie jedes jahr wünsche ich mir, dass mein ego kleiner wird und meine neugier auch und dass ich weniger nett bin und es endlich zu einem schön, dass du dich meldest aber nein danke reicht. vielleicht habe ich gedacht, dass ich kurz brauche, dass mich jemand gut findet. geholfen hat es allerdings kein bisschen.
früher am tag gegenüber einem mann in der ubahn gesessen, der irgendwann die hände vor sein gesicht legte und allahu akbar flüsterte und ich erwische mich, dass ich kurz überlege, ob sprengstoffanschläge schon aus plasteeinkaufstüten heraus begangen wurden. und ja, das ist rassistisch und trotzdem realität. und ich sehe mich um und bin mit sicherheit die einzige, die kurz unsicher geworden war.
zwei tage bei der herbstakademie des tikva instituts verbracht und mich gelangweilt. dass was mir letztes jahr momente von zugehörigkeit und raum und inspiration gegeben hat, existiert nicht mehr. der raum wird (wieder) dominiert von männern die auf alles antwort haben, fragen scheinen verschwunden zu sein, ebenso wie unsicherheiten und die versuche, andere sprache für neue momente zu finden. das alles macht, dass ich mich auf eine alte, vergangen geglaubte und dann schnell wieder vertraute weise unterlegen, übersehen, ausgeschlossen fühle und nun in den kontexten, die mir eigentlich etwas anderes geben sollen und vielleicht eben auch kurz gaben. aber jetzt doch wieder nicht mehr.
ich suche mal wieder eine wohnung in tlv und ich schwöre, dieses mal ist es wirklich zum verzweifeln.
l. ist im krankenhaus, nicht mehr auf der intensivstation, aber immer noch in sehr schlechten zustand. zeit vergeht ohne dass ich herausfinde, was ich tun soll oder will. wie in jeden fragilen momentaufnahmen zeigt sich auch nun wieder, dass es in dieser familie kein zuhause und keine sicherheit gibt. es bricht und das überraschende ist, dass immer noch so viel da ist, was brechen kann.