vor etwas mehr als einer Woche hat auch Rom Braslavski ein Interview im israelischen fernsehen gegeben. er spricht viel über gewalt und angst und sexuellen missbrauch und er weint und wie all diese interviews ist es kaum zu ertragen und hier vielleicht nochmal ein bisschen weniger. einen tag später, am freitag, lese ich einen kurzen text und in dem heißt es, dass er derjenige der überlebenden ist, der es bisher nicht geschafft hat, (wieder) in die welt zu gehen, was konkret heißt, dass er immer noch im krankenhaus ist und es nicht verlassen kann. am samstag abend spricht er dann bei der kundgebung auf dem hostage square. ich sehe die videoausschnitte, wie er lacht und wie er aufgeregt ist und wie er spricht und irgendwie denke ich seitdem, glück. ihn so zu sehen, ist glück.
Eli Sharabis buch gelesen. und gemerkt, wie vergangene überlegungen zu überlebenden-literatur für einordnungen helfen. vor dem besuch der nova-ausstellung gedacht, den punkt erreicht zu haben, in dem es abstand gibt, in dem ich ausstellungen wieder als objekte und erzeugte narrative sehe und zerdenke und dann weine ich schon als wir nach der einlasskontrolle durch einen dunklen gang gehen. ich verstehe, was da passiert und was da wie warum erzählt wird und das stellt theoretisch eine distanz her, aber es schützt mich nicht und ich gehe durch räume und geschichten und installationen und ich finde momente, die ich vergessen glaubte und porträts von menschen, an die ich mich nicht erinnere. wie menschen, deren bilder und geschichten ihre präsenz im alter verloren haben, wiederkommen. Chanan Yablonka zum beispiel und natürlich. ich bin überrascht, wie anders die ausstellung ist und ein bisschen vielleicht auch, dass sie trotzdem funktioniert und dass, obwohl sie nun so viele elemente mitbringt, die man problematisch finden könnte. aber nichts davon passiert. weil was sonst ausser überwältigung und trauer sollte auch richtig sein. m. sagt danach, dass sie gut findet, dass man einfach reingeworfen wird und dass nicht, wie man es in deutschland vermutlich machen würde, erstmal die situation seit spätestens 1948 erklärt wird. und auch das stimmt.
vortrag in dresden. vortrag und konferenz in stuttgart. notwist im lido, interview als video, in braunschweig über die habil. sprechen, teamsitzungen managen, mit den reisevorbereitungen nicht vorankommen, vielleicht ein bisschen angst haben, neue formen von liebe und zuneigung denken. erst seit 2,5 wochen in deutschland, aber die sind so dicht und intensiv und viele dinge und menschen, dass schon wieder ewigkeiten entstehen. die wiederkehrende frage, ob ich mich wieder eingelebt habe, stellt sich nicht. nicht nur, weil sie sich nicht lohnt mit blick auf den nächsten flug, sondern auch weil dichte und intensität einen raum schaffen, von dem man also ich das hiersein gar nicht wirklich denken kann. dabei zögere ich ein bisschen ob ich wirklich fliegen sollte. vor allem aus finanziellen gründen, aber ein bisschen auch, weil ich nicht sicher bin, ob too much identifikation sich eingeschlichten hat und grenzen verschwommen sind.
Sahar Baruch, Itay Chen, Amiram Cooper, Meny Godard, Hadar Goldin, Asaf Hamami, Joshua Loitu Mollel, Omer Neutra, Oz Daniel und Lior Rudaeff sind zu unterschiedlichen zeitpunkten an israel übergeben worden. ich wusste bisher nicht, wie wichtig die möglichkeit ist, zu beerdigungen gehen zu können. ich merke, dass mir die momente fehlen, dass eine ruhe darin liegt, die einen abstand schafft. ich wusste nicht, dass das damit verbundene innehalten eine funktion erfüllen kann. es fehlt mir. das Hadar Goldin wirklich wirklich zurückgegeben wurde.
lese Bruchzeiten von Marina Chernivsky.
es gibt eine steigende zahl neuer bücher zum 7. oktober und dem danach in deutschland und ich hoffe, ich finde ein paar neue rahmen. heimlich bin ich aber auch einfach neidisch, dass andere ihre wege finden, dazu zu veröffentlichen.