nicht mehr in england. gestern nacht zurückgekommen. mich einsam gefühlt, sehr. plötzlich mit luft nehmender klarheit nicht gewusst, wohin mit all den gedanken, gefühlen, ereignissen, ängsten. keinen raum bei niemandem gesehen. und dann wie immer irgendwann dabei gedacht, wenn ich jetzt nicht mehr wäre, würde es einfach 24 stunden, zwei tage, vielleicht sogar eine woche, nicht auffallen. das ist nicht nur selbstzerstörerisch, das ist auch interessant. persönlich gesehen befinde ich mich mit einem schlag in einer neuen realität. seit zehn jahren antrainierte muster gelten nicht mehr. oder gelten anders. ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll, wie neue rahmen setzen. und ob überhaupt. kann ich jetzt boxen lernen? will ich wieder anfangen, zu laufen? lohnt es sich, einen plan für nächsten mai zu machen? kann ich ein ticket für divine comedy kaufen?
in den tagen davor j. besucht, auf einer demo für die geiseln gewesen, viel gut gegessen, das v&a storehouse besucht, nicht genug london gesehen, überhaupt nicht genug gesehen. warm war es oft. m. kam besuchen. wie immer in solchen zeiten viel paralleles leben ausgedacht. schlecht geschlafen, viel merkwürdig geträumt. die autistinnen weitergelesen, zu viel wiedererkannt und damit zu viel unsicherheit und zu viel nachdenken ausgelöst, also noch mehr als sonst. permanent begleitet mit der frage, ob und weil ja wie sehr die anderen meine anwesenheit quält. mich nicht frei gefühlt. nicht gewusst, wo ich hinsoll und warum ich nie irgendwo hingehöre. der beste moment war der, als wir bei der demo ankamen und ich weinen musste, weil ich überwältigt war von der zahl und der art der menschen und dem gefühl, nicht allein zu sein. und als dann eine kleine ältere frau zu mir kam um zu fragen, ob ich okay bin und weil ich nicht anworten sondern nur noch ein bisschen mehr weinen konnte, sagte: wem dem hier? ich weiß genau, wie es dir geht.
seit dem 30. juli:
hamas bricht alle verhandlungen zur freilassung der geiseln ab. slovenia hat als erstes land in europa alle waffenexporte nach israel verboten. der jüdischen LGBTQ+ -gruppe Ga’ava wurde die teilnahme an der pride in montreal verweigert. Efrat Katz, die lebenspartnerin von Gadi Moses, die bei dem versuch der terroristen am 7.10. sie zu entführen, starb, konnte auf dem friedhof von Nir Oz begraben werden. die niederlande frieren immobilienvermögen von sara nethanjahu ein, vorwurf ist ihre direkte rolle bei der finanzierung des “genozids” ins gaza. die taz veröffentlicht ein interview mit dem hamas-sprecher walid kilani. einer delegation der IDF, die in auschwitz-birkenau am gedenkprogramm “zeugen in uniform” teilnehmen möchte, wird von der polizei der zugang verweigert, weil die soldat:innen israelische fahnen dabei haben. Liri Albag spricht/schreibt auf instagram über die schmerzen nach dem anblick der videos von Rom Braslevski und Evyatar David, über das gebrochensein, auch wenn sie nach außen stark aussieht. viele überlebende sprechen/schreiben darüber, was diese bilder mit ihnen machen. nichts hat sich geändert, nur die verzweiflung wird immer größer, schrieb s. mir heute. macron setzt die geiseln mit den palästinensischen häftlingen in israels gefängnissen gleich. in athen werden israelis verfolgt und an den fassaden wiederholt zur jagd auf israelis aufgerufen. der name “yahya” erfährt immer größere beliebtheit unter den eltern von neugeborenen in großbritannien. in leipzig nennen eltern ihren sohn “yahya sinwar”. das mahnmal zur erinnerung an die deportationen auf der putlitzbrücke in berlin-moabit wird beschädigt. jüdische passagier:innen eines iberia fluges von buenos aires nach madrid finden “free palestine” inschriften auf den verpackungen ihrer koscheren mahlzeiten. aiman mayzek, der zwischen 2010 und 2024 dem zentralrat der muslime in deutschland vorstand, postet ein bild mit einem stolperstein, dessen inschrift “gaza / genocide / 2025” ist. in der hessischen stadt homburg-gonzenheim wird ein 39jähriger rabbiner in einem supermarkt beleidigt und angegriffen. er war in begleitung seiner kinder. die internationale organisation der falkenbewegung schließt Hashomer Hatzair und HaNoar HaOved VeHaLomed aus. das rote kreuz hat sich nach der veröffentlichung der videos von Rom Braslevski und Evyatar David entschlossen, öffentlich besorgnis zu äußern und druck für eine versorgung der geiseln mit lebensmitteln und medikamenten auszuüben. bei einer demonstration für die freilassung der geiseln in israel, attakiert die polizei den vater von Guy Iluz. die spore initiative in berlin kündigt für das erste septemberwochenende ein “familienfest für gaza und seine kinder” an, eine dazu abgebildete landkarte zeigt in den grenzen israels / des westjordanlandes / gazas allein eine melone, damit die auslöschung israels. (bisher gab es keine proteste dagegen). Shir Sigal, die mit ihrer hochzeit so lange wartete, bis ihre eltern Keith und Aviva aus der gefangenschaft der hamas in gaza befreit sind, hat geheiratet. in montreal wird ein jüdischer mann, der in begleitung seiner kinder ist, auf offener straße körperlich angegriffen. die holocaust-überlebende Olga Weisberg aus rehovot stirbt an den verletzungen durch eine rakete aus dem iran. in einem vorort von paris wird ein jüdischer mann, der eine kippa trägt, mehrfach beleidigt und geschlagen. die ard interviewt meron mendel und vergleicht dabei die geplante aufnahme palästinensischer kinder in deutschland mit dem verstecken von anne frank, ohne das mendel wiederspricht oder dies kommentiert. frankreich hat aufgehört, arbeitsvisa für security-angestellte von elal zu verlängern. das bodenpersonal von bruessels airlines fordert, dass die verbindung nach israel nicht wieder wie geplant aufgenommen wird. der französische gepäckabfertigungsfirma alyzia erklärt den vollstädingigen boycott israelischer unternehmen. die fraktion der linken macht eine kleine anfrage zum rechtlichen rahmen und zur förderung des zentralrats der juden. die mutter und die schwester Bipin Joshi sind aus nepal zum ersten mal nach israel gekommen, um sich für seine freilassung einzusetzen. jüdische LTBGQ+ gruppen dürfen doch an der pride in montreal teilnehmen, werden aber beschimpft und angriffen und mit ballons beworfen, die mit urin befüllt sind. die linke neukölln veranstaltet gemeinsam mit pro-pälestina-gruppen ein soli-fest. das filmfest in toronto unterbindet die vorführung der dokumentation the road between us. the ultimate rescue, weil die produzenten keine urheberrechtserklärungen für die videos der hamas vorweisen können (kein scherz!). in griechenland begleiten pro-palestine-aktivist:innen weiterhin mit protesten die route des israelischen kreuzfahrtschiffes crown iris. in guatemala-stadt sprühten pro-palästinensische aktivist:innen “Gaza Viva” an die wände des holocaust-museums und verklebten zudem rund achtzehn plakate. Meny Godard, dessen leiche nach wie vor noch in der gewalt der palästinenser ist, wäre vorgestern 75 ahre alt geworden. frankreich, großbritannien, kanada stellen die anerkennung palästinas in aussicht. friedrich merz stoppt waffenlieferungen nach israel. in venedig wird ein jüdisches paar angegriffen. unter anderem lassen sie einen hund auf den mann los, dessen handy verhindert, dass er direkt gebissen wird. seine frau ist schwanger. Jimmy Pacheco von den philipinen, der die geiselnahme durch die hamas überlebte, wurde vater. die tochter bekam den namen Israela. 47 tourist:innen sitzen in bosnien fest, weil hotelangestellte ihre pässe weggeschmissen haben. jemand schrieb mir, dass er einem pro-palestine-jugendlichen ein free gaza from hamas gegen ein free israel von bibi entlockt habe, so als wäre das ganze ein fucking null-summen-spiel.