vor einigen tagen habe ich in einem meiner lieblingspodcasts gehört, dass am ende einer shiva die anwesenden die wohnung oder den ort, an dem sie stattfindet, verlassen und nach draussen gehen, um die erfahrung zu machen, dass zwar ihre persönliche welt tiefe risse und erschütterungen bekommen hat, aber für alle anderen das leben einfach weiterging, sich nichts veränderte. ich kenne mich zu wenig aus und weiß deshalb nicht, ob das im detail so ist, aber es ging natürlich eigentlich um den 7.oktober und die erfahrung, dass das massaker vom 7. oktober und seine opfer in der welt keine risse und erschütterungen hinterlassen haben und dass es bereits eine erfahrung von überlebenden nach dem holocaust war. das sich die welt nicht verändert. und dass nur wenige die risse und die erschütterungen nun in sich tragen und mit einem bewusstsein für das davor und das danach leben. ich glaube, es gibt einen unterschied, zwischen der persönlichen erfahrung und dem versuch, mit dem ende einer shiva ein bewusstsein für die grenzen zwischen der betroffenden, trauernden person und dem draussen zu schaffen und der situation nach dem 7. oktober: ersteres ist eine persönliche ebene, eine persönliche geschichte und eine persönliche erfahrung, die man machen muss und mit der man leben lernen muss. und dies gilt auch für jeden einzelnen toten des 7. oktobers selbst und seiner folgen. aber es gibt ja auch den 7. oktober als massaker, als ereignis politscher, antisemitischer, auf vernichtung angelegter gewalt und darin festzustellen, dass die welt keine erschütterung, keine risse, keine verstörungen erfahren hat oder erfährt, bedeutet etwas und zwar etwas, das problematisch auf verschiedenen ebenen ist. politisch, für die welt und eine beziehung zu ihr, gesellschaftlich. ich meine, ich finde es manchmal sinnlos, bücher zu lesen, wenn sie vor dem 7. oktober entstanden sind, weil ich merke, wie mein denken texte in die zeit davor und danach einordnet und mir manches plötzlich einfach veraltet erscheint, weil es davor gedacht wurde. aber ich habe nicht den eindruck, nicht einmal im ansatz, dass das zu etwas generellerem geworden ist.
naja. ich schwatze natürlich auch nur so durch meine gedanken.
fcb hat sich nun herabgelassen, auf nachfrage natürlich, mich wissen zu lassen, dass seine diatnzierung von mir seit dem 7. oktober nicht nur in meinem kopf ist. seine erklärung war lang und vielleicht etwas wirr, vor allem aber hat sie nichts mit mir zu tun aber viel mit einer verqueren linken sicht auf die welt, die nun endlich die chance hat, sich von schuld und zurückhaltung zu befreien, die endlich keine rücksicht mehr suchen braucht. es ist so langweilig und klischee, das es fast lustig ist, nur ist es das eben nicht weil in der summe dann eben traurig und verletztend. ein bisschen schwund ist immer, gedacht und dass ich ja im vergleich zu vielen anderen in vergleichbarer situation nur wenige menschen verloren habe, aufgeben musste etc. erstaunlich ist ja fast, dass er und ich so lange durchgehalten haben. und dass er nicht einmal fragt, wie es mir geht, meinen freund:innen, ob ich jemanden verloren habe etc., sondern alles auf einer ebene verhandelt, die er für eine politische hält, und in der ich mich nicht finde und das ist der eigentliche, und ganz kleine, aber vorhandene moment, der mich verletzt.
finde nicht so richtig den anfang für daskleinebuch, habe kurz überlegt, alles hinzuschmeissen, weil der prozess der einstellung an der uni zu verwickelt für mich ist, muss mich nun endlich mit dem verlag streiten, weil das so nicht mehr geht und ich weiß aber auch nicht wie und es ist so bescheuert. es ist kalt geworden, es gab zum ersten mal die aufforderung für eine nachzahlung von nebenkosten, und ich habe etwas geld investiert, um zu beginnen, meinen körper zu optimieren. überhaupt gebe ich gerade so viel geld aus, als hätte ich es schon. das macht mir etwas angst. in los angeles brennen die vororte und wälder und häuser. mir fehlt es an mitleid im großen und ich weiß, wie bescheuert das ist. meta und andere große us-firmen beginnen, die förderungen und die projekte für diversität etc. einzustellen und ich weiß, wie beängstigend das ist. es sind diese verschiebungen, die scheinbar minimalen, die sofortige bereitschaft derjenigen mit macht, wir werden schnell feststellen, wie wenig von all den versuchen, gleichberechtigung herzustellen und ungleichberechtigungen nicht einfach mehr hinzunehmen, tatsächlich durchgedrungen sind, und wie viel so doch einfach staub blieben, den man jetzt (wieder) abwischen kann. wer wird sich schon aufregen. und das ist das eigentlich schlimme: wer wird sich schon aufregen. in berlin sind die mittel für kunst und kultur und bildung und partizipative räume drastisch gekürzt werden. aber wer wird sich schon aufregen. manchmal sehe ich ein dilettantisch hergestelltes transpartent und die hilflosigkeit macht mich traurig aber vor allem doch immer öfter wütend. weil das kann doch nicht die antwort sein und warum zur hölle kriegen es all die leute nicht hin, sich zu organisieren und zu solidarisieren. demonstrationen gab es jedenfalls nicht nennenswert und offensichtlich geht es immer noch mit dem sich einrichten und am ende sind all dies auch nur vorstufen. natürlich.
angefangen, feuer von Ron Leshem. wie viele geschichten es gibt. wie viele wir vergessen haben und wie viele noch nicht gehört.
immer wieder ist immer noch von einem möglichen deal zu lesen und das eine einigung kurz bevor stünde. dabei haben die familien der geiseln zuletzt auch immer wieder dagegen protestiert, dass nur ein teil der geiseln freikommt. zu falsch ist es, sie zu unterteilen in zivist:innen und nicht-zivilist:innen, zu grausam, diese entscheidungen. und zu groß und zu richtig ist die befürchtung, dass alle anderen eben zurückbleiben werden. und das vermutlich für immer oder wenigstens sehr lang. das ist der moment. und niemand denkt ernsthaft, dass wie noch einmal dahin kommen können. hamas spielt sehr viel mit den emotionen, brachte eine liste in umlauf u.a. mit den namen der bibas kinder, nur damit wenig später von israelischer seite darauf hingewiesen werden muss, dass es die liste ist, die bereits im sommer von ihr in die verhandlungen eingebracht wurde. am 8. und 10. januar wurde bekannt gegeben, dass Hamzah AlZayadni und sein Vater Yozef AlZayadni als geiseln von hamas ermordet wurden. der IDF war es gelungen, die leiche von Yozef AlZayadni nach israel zu bringen, um den tod von Hamzah zu bestätigen, brauchten die behörden erst zeit und untersuchungen. am 7. oktober entführten die terroristen sie sowie Bilal und Aisha AlZayadni aus dem Kibbutz Holit, in dem Yozef seit mehr als 17 jahre arbeiteten. seine beiden kinder Bilal und Aisha waren im rahmen des deals im november 2023 freigelassen worden. wie traurig das alles ist. und das man sich wiederholt in diesen worten und den gefühlen und gedanken macht alles noch schwieriger. hamas selbst hat bis jetzt nicht bekannt gegeben, wer überhaupt noch lebt. in großbritannien ruft die Islamic Human Rights Commission (IHRC) 460 kommunen und bildungseinrichtungen dazu auf, den holocaust-gedenktag zu boycottieren. in bologna stürmen demonstrant:innen in der nacht von samstag zu sonntag eine synagoge, in berlin besetzten hamas-unterstützer:innen und andere antisemit:innen die alice-salomon-hochschule, und neben vielen widerlichkeiten hängen sie unter anderem en transparent mit der aufschrift “no place for zionists” aus dem fenster und die präsidentin bettina völter hindert zunächst die polizei daran, es abzunehmen und setzte sich zudem zugleich für den verbleib des mobs ein, um ihm die möglichkeit zu geben, einen raum des diskurses zu schaffen. dazu gehörte, dass sie ein büste von alice salomon, einer jüdin die zur emigration gezwungen worden war, eine kufiyah überzogen und sie mit palestine beschmierten. michal bodemann ist gestorben, am wochenende wurden in maribor, slowenien, die wände einer ehemaligen synagoge, die jetzt ein jüdisches kulturzentrum ist, antisemitisch beschmiert, in new york “protestierten” hunderte fanatiker:innen vor dem NYU Langone Health Center, weil sie aufmerksamkeit auf die zerstörung des gesundheitssystems in gaza lenken wollen (wtf?) und riefen antisemitische parolen, in warschau wurde das denkmal umschlagplatz antisemitisch beschmiert, am samstag wurden in sydney die Newtown synagoge und ein gemeindehaus antisemitisch beschmiert, einen tag davor die Southern Sydney Synagogue, in karlsruhe das mahnmal für die zerstörte liberale synagoge beschädigt. die mutter von Rom Braslavski wand sich in einer facebook gruppe an grafikdesigner:innen und bat sie darum, ein bild von ihr und ihrem sohn mit hilfe von AI herzustellen, auf dem sie sich umarmen, da sie keine einzige fotografie hat, auf denen sie mit ihm zusammen zu sehen sind. sein telefon ist nach dem 7. oktober nicht gefunden worden. Assaf Ben David, onkel von Mia Schem, hat sich das leben genommen. er war am 7. oktober in den süden gefahren, um seine nichte zu finden und hatte anschließend alles getan, um sich für ihre freilassung einzusetzen.
tag 466. warten auf einen deal. es heißt nun seit letzter nacht, die vereinbarung steht kurz bevor. in einer ersten phase sollen 33 geiseln freikommen, die meisten von ihnen lebend. ich habe irgendwo gelesen, dass die mutter von Romi Gonen davon sprach, dass sie gebeten worden seien, sachen für ihre ankunft und ihren aufenthalt im krankenhaus zu packen und irgendwo anders stand, dass alle behörden und krankenhäuser und so weiter beginnen, sich auf die ankunft von geiseln vorzubereiten. mein körper ist wie gefroren vor anspannung. und ich kehre zurück zu einem status, in dem ich permanent die nachrichten checke und angst habe, etwas zu verpassen.