man spricht gar nicht mehr so sehr über die tatsächlich möglichen angriffe als viel mehr über das warten auf die tatsächlich möglichen angriffe. alles, was man tut, tut man vielleicht am letzten normalen tag. menschen schreiben artikel darüber oder kleine storys bei facebook. das ist ein bisschen lustig, vielleicht aber auch nicht. ich werde ein bisschen nachlässiger. wir haben plötzlich nicht mehr für drei tage essen zu hause, aber die großen wasserflaschen lasse ich wenigstens noch unangetastet. telefon und computer sind nicht mehr die ganze zeit bei 100 prozent. ich lege nicht mehr zwingend klamotten neben das bett, die ich nachts schnell anziehen könnte. meine einschlafzeit gestern betrug zwei stunden, statt der drei in den tagen davor. die straßen sind leerer, besonders abends. aber es gibt einfach sowieso keine tourist:innen mehr. aber das yemenitische cafe in der azza st. existiert noch und es gibt noch das beste jachnun und das alles hat uns heute fast ganz allein gehört. meine erwartungen dagegen, dass wir die einzigen im museum für islamische kunst sind an einem shabbat hat sich als großer irrtum erwiesen.
ich suche mal wieder eine wohnung in tlv.
zwei tage bei ed. in binyamina. wir sprechen über menschen von früher, die viel in israel waren und die sich nun nicht mehr melden, nicht nachfragen, keinen anteil nehmen, sich aufgelöst haben. ich kann sehen, wie traurig sie das macht und wie sie es überspielt. und das macht mich nochmehr traurig. die bar gibt es donnerstags immer noch und freitag frühstück im kibbutz. die züge sind voll. beim versuch, dass alles aufzuschreiben, fällt mir auf, wie unspektakulär es eben auch gerade ist.
ich habe ein wenig angst, allein hier zu sein.
jemand sagt, er müsse erst mit seiner chefin abklären, ob er bei einem projekt mitmachen darf, dass nichts mit seiner arbeit zu tun hat, aber allein weil dabei nur israelische/jüdische künstler:innen anwesend sein werden.
einen tag lang wurde viel darüber geschrieben, dass es vielleicht endlich einen deal gibt. ich höre, von einer mutter, die dagegen ist, weil ihr sohn als soldat nicht in der ersten phase freikäme und weil niemand so richtig davon ausgeht, dass es mehr als eine phase gibt. hamas möchte, dass marwan barghouti unter den aus israelischen gefängnissen freizulassenden terroristen ist.
Sagui Dekel Chen ist gestern 36 jahre alt geworden.