es ist immer schwer, nach deutschland zu fliegen. dieses mal ist es zudem ausgesprochen komisch, nach deutschland zu fliegen. ich hatte bis auf ganz wenige ausnahmen diese abschiedsangst nicht. und immer wenn mir gestern einfiel, dass ich am nächsten ja fliege, durchzuckte mich ein schreck und der gedanke ‘fuck, ich fliege ja morgen’.
gearbeitet, dann die photo is:rael angesehen, die nur wenige meter von mir entfernt in einem wirklich sehr schönen 70er-jahre einkaufskomplex hinter dem rathaus ist, dessen existenz mir bisher völlig verborgen war. gedacht, dass fotografien ohne bezug zum 7.oktober mir gerade uninteressant sind, über den ben gurion blvd. zum meer gelaufen, auf der promenande gestanden und (wieder) festgestellt, dass mir dieser teil des strandes einfach sehr fremd ist und die menschen nur machen, dass ich mich auf die unangenehme art als aussenseiterin fühle. die gordon st. nach hause gelaufen, über die schönen architekturen nachgedacht, zum zweiten mal in einer seitenstraße eine synagoge mit riesiger kuppel entdeckt, die ich nicht zuordnen kann, weder in der zeit noch in der form noch in der geschichte. zur kundgebung auf dem hostage square gelaufen, als Aviva Siegel während ihrer rede weint, weine ich auch (und wir sind nicht die einzigen), zur anti-regierungs-demo gelaufen und dann zur shenkin, um no. zu treffen. unterwegs daran gedacht, wie ich mir lange nicht vorstellen konnte, wieder in der stadt zu sein. weil mich zu viele orte an a. erinnert haben, weil ich angst hatte, ihm zu begegnen und manchmal auch, weil ich panik hatte, ihn in einem schlechten zustand zu finden. nichts von dem ist passiert, stelle ich zusammenfassend fest, wenig später laufe ich ar. zufällig in die arme, dem einzigen gemeinsamen freund den wir hatten. immer noch besser als ihm, denke ich, aber auch, wtf. ist diese stadt klein. mit no. und mi. gegessen, mi. versprochen, dass ich alles versuche, zurückzusein, wenn ihr baby kommt, zu viel wein getrunken, über die geiseln gesprochen, in die wohnung gefahren, yo. bringt mir ein paar meine dinge vorbei und wir sitzen lange auf der bank an der straße.
es ist immer schwer, nach deutschland zu fliegen. und jetzt verschieben sich hier die rahmen: am donnerstag hat das oberste gericht entschieden, dass es keine finanzielle unterstützung mehr für yeshiwa-studenten geben darf, die in einem wehrpflichtigen alter sind. es soll 30 prozent der gelder betreffen und ab dem 1. april gelten. seit wochen gibt es verstärkte versuche, eine neuregelung in der knesset zu finden, mit der auch ultra-orthodoxe zum militärdienst eingezogen werden können. da netanyahu seiner regierung mit zwei ultra-orthodoxen koalitionspartnern bildet – der vereintes torah judentum und der shass-partei – die, dem auf keinen fall zustimmen werden, besteht die möglichkeit, dass die regierung scheitert und es neuwahlen geben muss. gestern abend kündigte Eli Albag, Vater der nach wie vor in hamas gewalt befindlichen geisel Liri Albag an, dass dies die letzte kundgebung der familien an diesem platz wäre und sie sich nun offiziell den protesten gegen die regierung anschließen und alle auffordern, es ihnen gleichzutun. insgesamt war es gestern die größte demonstration seit dem 7. oktober. und es gab danach ausschreitungen bei dem versuch, straßen zu blockieren. auch in jerusalem kam es zu auseinandersetzungen, unter anderem als protestierende eine barriere durchbrachen, die in unmittelbarer nähe zu nethanjahus haus besteht. weitere demonstrationen fanden in sderot, or akiva, haifa, beersheba, caesarea statt. ich habe bisher nicht verstanden, was genau dazu geführt hat, dass das Hostages and Missing Families Forum seine bisherige position aufgegeben hat, aber nicht nur, dass es nicht vorwärts geht und immer wieder berichte über nethanjahus unwillen eine lösung herbeinzuführen, letzte woche hat er sich zudem erstmalig (!!!) mit den angehörigen entführter soldaten getroffen und es blieb unkonkret.
am kommenden samstag sind es sechs monate. sechs fucking monate.
es ist zu schwer, nach deutschland zu fliegen.