die abreise am sonntag war von einer vielzahl kleiner guter dinge begleitet: dem busfahrer, der einfach so anhielt, dass mein weg zum bahnhof nur wenige schritte waren, dem security-menschen am flughafen, der deutsch mit mir gesprochen hat und sich darüber irrational doll gefreut hat, dem leeren mittelsitz im flugzeug. die situation am flughafen erinnerte an früher und damit meine ich nicht vor-7-oktober, sondern früherfrüher, als das system von kontrollen, ansteh-ordnungen und zuständigkeiten völlig undurchschaubar war und sie einen zwangen, jedes teil, das man in der tasche hatte, auszupacken. die wege blieben begleitet von den porträts der geiseln. jedes der schilder war dicht beschrieben mit nachrichten, wünschen, gedanken. bei Ariel und Kfir Bibas lag spielzeug, bei anderen war das abgedruckte alter durchgestrichen und handschriftlich durch die nächst höhere zahl ersetzt worden. ich treffe ka., die wieder den gleichen flug hat und wir sprechen über unsere angst, zurückzufliegen, in situationen, in denen wir wieder jederzeit hass und antisemititische positionierungen begegnen werden und in denen wir unsere traurigkeiten und sorgen bestenfalls erklären (müssen), oft aber nicht vermitteln können, in denen die komplexitäten unserer betrachtungen keine rolle mehr spielen, die nähen und die solidaritäten, die wir haben, als die falschen gelten. ich denke darüber nach, wie schnell sich nun intensitäten ergeben, wenn ich menschen (bisher nur frauen) treffe, mit denen mich erst einmal nur ein bestimmtes umfeld (leben oder lange aufenthalte in deutschland, dabei akademisches umfeld) und darin dann bestimmte erfahrungen (ein akademisches umfeld, das “offene briefe” schreibt, israelische wissenschafter:innen boycottiert, sich palästina-solidarisch artikuliert und das alles in vorgegebener intellektueller auseinandersetzung) verbindet.
meiner schwester sei dank kann ich in der wohnung nach meiner ankunft israelischen wein trinken.
gestern mittag mit al. frühstücken gewesen. der weg dahin und zurück begleitet von vielen pro-palästinensichen graffitis und aufklebern. es sind mehr geworden, aber al. sagt auch, dass es mehr israelsolidarische gäbe; allein ich habe sie noch nicht gesehen. auch die klo-türen im cafe sind vollgeschmiert und ich bin ganz müde davon, und ratlos, wie ich mich darin einrichten soll und es übersehen, um nicht permanent durchzudrehen. abends kommt an. mich besuchen und wir trinken den rest von dem wein und rauchen auf dem balkon und irgendwie ist das für die zeit und ein bisschen länger exakt was ich brauche.