weil wenn es vielleicht nicht nur die nicht-jüdischen deutschen wären, die eine erinnerung in ihren formen und inhalten bestimmen, sondern auch die inhalte und den verlauf von debatten um antisemitismus, wenn nicht jeder sich antisemitisch artikulierende depp mit einem entschuldigung, falls ich die gefühle von einigen wenigen verletzt habe durchgekommen wäre, wenn die resignation von ignatz bubis am ende seines lebens ernst genommen und nicht nur als anekdotisch verklärte erzählung gewandt worden wären, wenn antisemitische positionierungen im kunstbetrieb nicht verteidigt und mit platz bei der documenta belohnt würden, wenn menschen der wissenschaft nicht den sinn fürs denken verloren und die wissenschaftsfreiheit ausgerechnet und ausschließlich in dem recht, israel zu kritisieren, bedroht gefunden hätten, wenn angriffe auf juden, jüdinnen, synagogen, erinnerungsorte nicht als angriffe auf uns geframt sondern als das bezeichnet worden wären, was sie sind und waren: antisemitische gewalt, usw. usw. dann wäre immer noch alles furchtbar, aber vielleicht wenigstens in einem anderen rahmen, in dem von mehr öffentlicher ehrlichkeit im umgang mit antisemitismus in den letzten jahrzehnten nicht nur die konkret betroffenen profitiert hätten, sondern antisemitismus als gefahr und als struktur vielleicht anerkannter wären. aber was weiß ich schon. nur vielleicht das, das dieses isolierte denken und wahrnehmen im öffentlichen diskurs, das auch immer zum ziel gehabt haben dürfte, die realität nicht realität sein zu lassen, zumindest diejenigen, die es betrifft – und damit meine ich, die betroffen, weil angegriffen in jedem möglichen sinne – nun nocheinmal härter trifft in einer umgebung, die sich weigert, antisemitismus zu begreifen. aber was will man erwarten, wenn der diskurs von nichtjüdischen deutschen bestimmt ist, die nur gelten lassen, was in ihrem sosein aushaltbar ist.
alles, was ich in deutschen medien lese, wobei ich nicht viel davon tatsächlich lese, nutzt die darstellungen zum 7.oktober, um anschließend über die situation in gaza und das elend in arabischen, natürlich den nichtisraelischen, kontexten zu schreiben. wie schon das gedenken an die (jüdischen) opfer der deutschen nationalsozialist:innen immer auch irgendwelchen eigenen interessen der gedenkenden zu dienen hatte, es musste mahnung sein und der eigenen rolle einer wiedergutwerdung dienen.
Hamas oder das was von ihnen übrig ist, feiern und schicken nochmal raketen, sogar bis nach tel aviv. wieder zur vollen stunde. es gibt so viele gefallene soldaten im norden, soso viele raketen, die nun regelmäßig bis nach haifa und nach tiberias kommen, der norden ist ein kriegsgebiet.
zwischendrin dass mich überwältigende gefühl der dankbarkeit, heute hier zu sein und den tag nicht noch mit deutschem reden, verharmlosungen, verdrehungen, relativierungen und dem wissen um unmittelbar in meiner nähe stattfindende pro-hamas-freudenfeiern zu verbringen.
heute morgen musste das forum der hostage familien bekannt geben, dass Idan Shtivi bereits am 7. oktober 2023 ermordet und seine leiche von hamas nach gaza verschleppt wurde, wo sie immer noch ist. er war kurz vor dem angriff erst auf dem nova festival angekommen und hatte dann zwei fremden geholfen, zu entkommen. ein jahr lang hat seine familie gehofft.