vor zwei wochen oder so habe ich einen podcast gehört, in dem debra messing unter anderem über ihre erste reise nach israel gesprochen hat, die sie nach dem 7. oktober unternahm. einige der sachen, die sie sagt, haben sich ein bisschen mehr in meine gedanken gebrannt, zum beispiel, als sie beschreibt, wie gut es sich anfühlt, durch die straßen zu laufen, und die poster mit den bildern der geiseln sind nicht abgerissen. es klingt wie eine randnotiz, aber an häuserwänden entlang zu gehen und keine pro-palestine-zeug zu lesen und mit den öffentlichen verkehrsmitteln zu fahren oder in cafes zu sitzen und keine menschen mit pali-tüchern zu sehen, ist so irritierend und dabei so erleichternd. das diese zeichen an den wänden nochmal so ein thema für mich werden, dass sie raum bestimmen und wahrnehmungen, habe ich definitiv nicht kommen sehen.
300 tage
die kontrollen in berlin waren sehr viel strenger. ich bin zum ersten mal seit vielen jahren und noch mehr reisen ernsthaft befragt worden. alle anderen und damit unabhängig von ihrem pass aber auch. wir waren vielleicht die einzigen, die mit einem deutschen gereist sind, dies könnte uns zudem eine extrarunde in den kontrollen eingebracht haben: check des handgepäcks in einem eigens dafür eingerichteten raum und trotz der sowieso schon üblichen zwei sicherheitsrunden. dafür winkt man uns bei der einreise nur durch und an der schlange vorbei. vor dem einsteigen, beim überfliegen der grenze zum land und beim weg entlang der geiseln im flughafen fast/ganz/kurz geweint. emotionale intensitäten, erleichterung hier zu sein, vorfreude auf menschen, und diese verdammte traurigkeit, dass ich noch einmal diesen weg auf diese weise gehe. und dass sich seit märz scheinbar nichts geändert hat. mein herz ist auf eine weise gebrochen, von der ich nicht weiß, wie sie einmal nicht mehr existieren wird, habe ich jemandem geschrieben und das ist kitschig und dann trotzdem wahr. unser sherutfahrer spricht jidisch und die zwei familien mit denen wir uns den bus teilen haridim. ihre kinder sind süß und freundlich, die frau wünscht uns auf englisch eine gute zeit. die wohnung ist phantastisch schön und es ist warm auf eine weise, die die gleichen temperaturen in berlin weit hinter sich lässt. der tag endet mit bier auf dem balkon und mir zu vielen nachrichten, die aus meiner ankunft resultieren. es ist ein bisschen verstörend, was das auslöst. es ist eine neue art von schlimmster zeit hier anzukommen und gleichzeitig denke ich (endlich), wie gut es ist, wieder angekommen zu sein. der iran und andere drohen akut, und es ist auch ein warten auf einen erneuten angriff. der shelter ist im keller. und ich bin etwas unsicher, wie ich da nachts hinkommen soll. nicht nur wegen der kontaktlinsen. neben dem bett liegt etwas zum anziehen für den fall und meine warn-app habe ich vor dem einschlafen auf “jerusalem” umgestellt. heute vormittag gehen wir ins hansen, weil n. ihre abschlusspräsentation hat. anschließend essen wir da. alles ist alles. an emotionen und an erwartungen.
300 tage
am dienstag ist Iair Horn 46 jahre alt geworden. am sonntag Or Levy 34. nicht mehr lange und Ariel Bibras wird 5. jemand sagte, dass es ein wunder sei, dass man die leichen von Oren Goldin, Maya Goren, Kiril Brodski, Tomer Ahimas und Ravid Katz hinter der wand in diesem tunnel gefunden hat und dass es die möglichkeit gibt, dass man andere nie finden wird.