20240116

am sonntag zu der demonstration für die geiseln gegangen. wenige menschen, natürlich, merkwürdige route, die erstmal durch den mauerpark führte und dann teilweise durch sehr nebenseitig gelegene straßen im prenzlauer berg. wie immer habe ich niemanden unvorhergesehen getroffen, den:die ich kenne. ich weiß das schon vorher eigentlich, auch ich lerne dazu, aber ich kann mich nicht daran gewöhnen. gestern zu zwei verschiedenen menschen am telefon gesagt, wie einsam ich mich hier fühle, wie isoliert. ich verstehe die mechanismen dahinter, aber ich kann nicht fassen, dass das alles niemanden interessiert. sowieso war insgesamt die veranstaltung viel zu leise, auch, weil die organisator:innen lediglich ein megaphone hatten. es ist schon offenbar, dass es darum geht, vor allem bilder zu erzeugen, dass die eigentliche demonstration in den sozialen medien stattfinden soll, aber muss das handeln im öffentlichen raum so offensichtlich nur (noch) dafür reichen? alles in allem hat mich das also nicht nur einsamer, sondern auch trauriger gemacht als ich sowieso schon war.

ich verbringen einen tick zu viel zeit im bett und mein kopf ist augenscheinlich viel zu wattig derzeit.

am sonntag veröffentlicht Hamas ein video mit drei geiseln, Itai Svirsky, Yossi Sha’rabi und Noa Argamani. am montag dann ein weiteres, in dem Noa Argamani gezwungen ist zu sagen, dass zwei männliche geiseln tot sind, zum einen der 38jährige Svirsky, der name des zweiten mannes ist noch nicht offizell bestätigt, aber es gibt viele befürchtungen und ängste, es könnte Yossi Sha’rabi sein. Noa Argamani ist am 7. oktober vom gelände des nova-festivals entführt worden, für mich war sie die erste, deren bild ich mit einem namen verbinden konnte: das video ihrer geiselnahme, bei der sie von den terroristen auf ein moped/motorrad gezwungen wurde und verzweifelt versucht, zu ihrem freund zu gelangen, der von mehreren männern festgehalten und abgeführt wird, wurde (meiner erinnerung nach) schon in den ersten stunden in den nachrichten gezeigt, während die moderator:in gleichzeitig mit jemandem aus der familie telefonierte, der in dem gespräch die erlaubnis gab, ihren namen zu veröffentlichen. in den letzten wochen war zudem ihre mutter immer wieder in den medien, die einen gehirntumor hat und flehte, ihre tochter noch einmal sehen zu dürfen.

wie verdammt schrecklich das alles ist.

IDF gab zudem die namen von zwei weiteren gefallenen soldaten bekannt; Sergeant first class (res.) Nitzan Schessler und Sergeant major (res.) Noam Ashram, damit erhöht sich die zahl gefallener soldaten insgesamt auf 190.

währenddessen in einer anderen welt, veröffentlicht till lindemann ein musikvideo, in dem er eine frau zu boden tritt und ihre vergewaltigung andeutet. und ich frage mich nicht nur, was noch alles möglich ist, sondern auch, ob er seine zeit damit verbringt, rumzusitzen, zu -stehen und/oder zu -liegen und sich vorzustellen, wie er noch grausamer die frauen verhöhnen kann, die versucht haben, sich gegen ihn zur wehr zu setzen. ich meine, wie sehr muss man frauen eigentlich hassen? und auf wie vielen ebenen darf man das öffentlich celebrieren? (auf vielen, ich weiß)

und dann gibt es noch diese debatte unter ‘kulturschaffenden’ in berlin, die es als zu viel verlangt ansehen, israels existenzrecht anzuerkennen, dabei offensichtlich in teilen aber zu dumm sind, antisemitismus zu erkennen und/oder zu verstehen und ihn schlicht für eine diskriminierungserfahrung unter vielen halten. es ist ein desaster. alles.