beim aussteigen aus dem flugzeug schien die sonne und ich dachte: so schlimm kann es also gar nicht sein. es war dann aber doch so schlimm.
erste tage nach der rückkehr sind immer merkwürdig. einerseits ist es ganz schön, weil viele menschen sich mit mir treffen und reden wollen. es gibt eine eigene intensität im sozialen, die mich erst einmal nicht allzusehr innerlich crashen lässt. andererseits ist eine diskrepanz der realitäten offensichtlich. wie sich dinge anfühlen und wie sie schmecken. oder das man hier nicht einfach andere menschen im öffentlichen raum anspricht. das es hier oft deutlich leiser ist. früher® erschien die ersten tage in deutschland zudem alles immer lächerlich billig. aber das hat sich im laufe der zeit angeglichen. alltag kommt einem hier leichter vor. es fehlen eine gewisse anspannung und intensität, ein bewusstsein für die permante gefahr von anschlägen und gewalt. alles ist irgendwie weniger dicht. vieles an themen erschien mir hier immer lächerlich und/oder luxus; etwas, das sich verstärkte, als ich im frühjahr 2023 zurückkam. nach drei monaten protesten und gesprächen zur demokratie, zu konkreten und existenziellen ängsten um die zukunft eines landes, und damit des eigenen lebens. jetzt sind die unterschiede natürlich nochmal anders, gravierender. was genau das alles umfasst und wie ich darauf reagiere, weiß ich noch nicht genau. aber das meine geduld mit der gegenwart vieler menschen um mich herum nun noch geringer sein dürfte, ist schon klar. und dass ich mich noch fremder, noch distanzierter erlebe, auch.
es macht mich wütend, dass die situation der geiseln und die angst vor dem, was mit ihnen ist, nicht zum permanenten alltag gehört, zum beispiel.
nicht, dass es in Israel nicht auch menschen gibt, die sich nicht (mehr) damit beschäftigen wollen. am letzten abend habe ich zum beispiel einen jungen mann getroffen, in berlin lebender israeli, der, so sagte er, nur in tel aviv war, um sich zu amüsieren und mit freund:innen auszugehen. ich wollte da nicht weiter nachfragen und will das auch definitiv nicht verurteilen (und das sage ich nicht nur so), aber ich würde gern in ein paar tagen wissen wollen, wie gut das so lief. und so oder so: nicht nur, dass er der situation sowieso nicht entfliehen kann und es eine enorme verdrängungsleistung bedarf, sich zu entscheiden, die ereignisse in israel, aber allem auch die bedingungen in deutschland auszublenden, ist das seine bewusste entscheidung, für die er einen preis zahlt, während die ignoranz hier ja für viele (bestenfalls) einfach damit zu tun, dass es sie wirklich nicht interessiert.
morgens auf i24news freigegebene videoaufnahmen gesehen, die hamas-terroristen mit ihren bodycams am morgen des 7. oktober aufgenommen hatten, wie (einfach) sie die zäune, absperrungen und tore überwinden, in eine militärbasis eindringen und in einen kibbutz. wie sie straßen und wege entlang gehen, rennen und fahren, wie sie schreien, in fenster hineinschauen, schießen, granaten werfen, ein haus anzünden. man sieht nicht die tatsächliche gewalt gegen israelis, aber allein diese ausschnitthaften bilder des morgens sind so verstörend und beängstigend, dass es nicht mehr braucht, oder ich nicht mehr brauche, um wieder zu weinen.
heute morgen wurde bekannt gegeben, dass der 24jährige Elkana Newlander in gaza gefallen ist, gestern veröffentliche die IDF die namen von neun gefallenen soldaten: Sergeant Roi Tal (19), Sergeant first class (res.) David Schwartz (26), Sergeant first class (res.) Yakir Hexter (26), Sergeant first class (res.) Gavriel Bloom (27), Master Sergeant (res.) Amit Moshe Shahar, (25), Captain (res.) Denis Krokhmalov Veksler (32), Captain (res.) Ron Efrimi (26), Sergeant Major (res.) Roi Avraham Maimon (24) und Sergeant Major (res.) Akiva Yasinskiy (35). Insgesamt sind es nun 186.